Professor der Mathematik an der Fürstenschule zu Meissen, geboren den 16. December 1763, gestorben den 20. April 1826. Die Kinder beweinen und die Schüler betrauern Otto, einen Mann dessen Name zwar schwerlich in einem Messkatalog erschienen ist. Dessen Andenken, aber bey denen die ihn genauer berührten in Segen bleiben wird! Obschon er eine sehr ausgebreitete Gelehrsamkeit besass, so scheute er sich doch als Schriftsteller aufzutreten; lieber wirkte er durch das lebendige Wort, das er belehrend und belebend im Kreise seiner Schüler aussprach. Er hatte fast gar keinen Ehrgeiz. Qui bene latuit, bene vixit, schien sein Wahlspruch. Dieser einfache Mann hatte so tiefe Eindrücke auf meine Knabenseele gemacht, dass ich ihn lange als mein Vorbild betrachtete. So dachte ich mir den Platon. Otto´s bildende Einwirkung war leis, eine feine Maieutik im Sokratischen Sinne. Wem seine Winke verständlich waren der fand in ihm einen Weisen. Wer ihm aber nicht verwandt war, den schüchterte wohl mancher ironischer Zug von ihm weg. Ich weiss Beyspiele, dass ihn desshalb Einige scheuten. Seine ungeheure Gelehrsamkeit versah ihn mit unzähligen Anekdoten, womit er seine Gesellschaft erheitern konnte; denn sein Geist hatte ein universelles Auge. Im Gymnasium war er meist jovial und unterschied sich merklich von pedantischen Schulmännern. Durch ein leichtes Wort und sein heiteres Wesen gewann er mehr Liebe. Bey Lesung der Alten waren seine Anmerkungen oft überraschend und genial. Er, der Orientalisch, Griechisch, Lateinisch, Französisch, Italienisch, Englisch fertig las und in einem gewissen Zeitraum noch jedes Jahr sich mit einer neuen Sprache bekannt machte, war ein grosser Kenner der philosophischen Sprachlehre, [...] Quelle: Allgemeine Schulzeitung 1826, Abteilung II, Nr. 44 Verfasser: Dr. Stur Archivale: Kurzbiographie Umfang: 4 S. Datum: undatiert Archiv-Signatur: Astr.-NL-4.161

Mathematiker

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