Abstract (deu)
Symbole und Rituale sind aus visuellen Inszenierungen von Politiker:innen nicht wegzudenken. Besonders in Krisensituationen vermögen sie das Gefühl von Ordnung und den Anschein von Struktur zu vermitteln. Eine solche Situation war gewiss der Terroranschlag in Wien am 2. November 2020. Bei Folgeereignissen, bei denen der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz anwesend war, entstanden mehrere Fotos, die über dessen Facebook-Account veröffentlicht wurden. Ziel dieser Arbeit ist herauszufinden, wie in diesem visuellen Handeln auf die zuerst genannten Phänomene zurückgegriffen wurde, welche genützt wurden und was deren Nutzung aussagen möchte. Der theoretische Rahmen setzt sich aus aktuellen Erkenntnissen über politische Inszenierungen, Hans Georg Soeffners Theorie über Symbol- und Ritualsoziologie und Heike Kanters Theorie der Körperbilder zusammen. Um von den formalen Kriterien auf den Inhalt der Bilder schließen zu können, wurde die Konstellationsanalyse von Jürgen Raab angewandt. Die Zusammenfassung der dabei entstandenen Strukturhypothesen zeigt, dass auf den Fotografien vor allem nationalstaatliche Symbole, am häufigsten die österreichische Flagge, bzw. deren Farben eingesetzt wurden. Die Hauptthemen der Fotos sind Nationalstaatlichkeit, Betonung einer nationalen Gemeinschaft deren Werte geschützt werden müssen, das Feindbild des islamistischen Terrors und die Person des Kanzlers als aktiver Part und Motor. Das Thema der Gemeinschaft wird meist textlich betont, aber visuell nicht umgesetzt. Die Darstellungen von Trauer im nationalstaatlichen Gewand, einer politischen Hierarchie und Ordnung und eines starken Staates durch eine starke Exekutive sind Themen, die zwar nicht in jedem Bild aufkommen, welche aber den erzählerischen Spannungsbogen stützen. Es soll ein starker Nationalstaat mit einem fähigen Weisungsoberhaupt dargestellt werden, der in so einer Krisensituation alles unter Kontrolle hat und es schafft, den eigenen nationalen, christlichen Kulturraum gegen ein bestimmtes Feindbild, den politischen Islam zu schützen.