Description (de)
Mitschnitt der Veranstaltung
Inhalt:
Vorspann | 00:00
Einleitung: Markus Stumpf | 00:55
Buchpräsentation: Kerstin von Lingen | 07:20
Milos Vec im Gespräch mit Kerstin von Lingen / Beantwortung von Publikumsfragen | 42:20
Buchpräsentation und Podiumsdiskussion
Kerstin von Lingen (Hrsg.), Transcultural Justice at the Tokyo Tribunal. The Allied Struggle for Justice, 1946–48 (Brill, Leiden, 2018)
Kerstin von Lingen u.a. (Hrsg.), The Tokyo Tribunal: Perspectives on Law, History and Memory (TOAEP, Brüssel, 2020)
Bis heute ist der Schwesterprozess des Nürnberger Prozesses in Japan, der Prozess in Tokyo, fast vergessen. Das ist insofern erstaunlich, weil er zu seiner Zeit ein vielbeachtetes Ereignis war. Elf Richter von elf Nationen saßen drei Jahre lang über 28 Angeklagte zu Gericht, allesamt Vertreter japanischer Eliten, Minister oder Generale. Es kam zu juristischen Kontroversen, etwa um den Angriffskrieg oder Handeln auf Befehl, die bis heute virulent sind.
Neben dem Gericht selbst hatte jede der teilnehmenden alliierten Nationen ein Team von teilweise hundert Mitarbeitern vor Ort - Juristen, Übersetzer, Militärs, Analysten, Sekretärinnen, Köche und Chauffeure. All diese Ausländer versuchten, sich im vom Krieg völlig zerstörten Tokyo zurechtzufinden und bauten in den drei Jahren, die der Prozess dauerte, neben der dienstlichen Aufgabe, Recht zu sprechen, auch eine eigene Gemeinschaft auf.
Die Buchvorstellung beleuchtet zum einen die Hintergründe und den Verlauf des Tokioter Prozesses, der juristisch zu einem Debakel wurde, da es keine einheitliche Urteilsfindung gab, zum anderen aber auch die „soziale" Seite eines Tribunals, das im Schatten des Kalten Krieges 1948 fast unbemerkt zu Ende ging. Danach erläutert die Autorin im Gespräch mit dem Völkerrechtler Miloš Vec die Schwierigkeiten, aber auch die kulturellen Annäherungen, die sich aus der Prozessführung wie auch seinem Verlauf ergaben, und den „Lerneffekt" den dieser für zukünftige Völkerrechtsprozesse haben sollte.