Der Begriff "Igualdade" (Gleichheit) ist ein Verhältnisbegriff und er ist Träger rechtlicher und soziopolitischer Konzepte. Mittels der Untersuchung des standardisierten Bedeutungsinhaltes, der dem Lexem "Igualdade" innerhalb großer, portugiesisch-einsprachiger Wörterbücher zugeschrieben wird, gelingt es die Charakteristiken und Verwendungsmechanismen des Begriffes in der Diplomarbeit aufzuzeigen. Die für den portugiesischen Verfassungsstaat relevante Gleichheit wird in ihrer Kodierung mit der Analyse und Kontextualisierung der portugiesischen Verfassungstexte von 1822, 1826, 1838, 1911, 1933, 1976 diachronisch zu veranschaulichen versucht. Der Begriff der Gleichheit setzt einen Vergleich, Abstraktion und einen Moment der Bewertung voraus.
Die Verbindung von Gleichheit und Gerechtigkeit ist stark.
In Portugal kommt es 1820 zur liberalen Revolution. Die Gleichheit von Menschen in Rechten und Pflichten soll ab diesem Zeitpunkt immer wieder durch die verfassungsmäßige Abschaffung von Privilegien erreicht werden. Wichtige Momente der Erweiterung des verfassungsrechtlichen Gleichheitsbegriffes gehen mit der langsam Demokratisierung, die in Portugal diskontinuierlich verläuft (wichtigste Momente 1820, 1911, 1976), und wohlfahrtsstaatlichen Erweiterung des portugiesischen Staates (1976) einher. Frauen erfahren prinzipielle, staatsbürgerliche Gleichberechtigung mit der Verfassung von 1976.
Gleichheit ist ein relativer Begriff. Insofern das rechtliche / politische Gleichheitsprinzip Freiheit anerkennt ist es ein dynamisches. Es gilt also stets differenziert zu betrachten, worin die Eigenschaften von Individuen, Gruppen von Menschen, Organisationen bestehen und welche dieser Eigenschaften gerechterweise gleich bewertet werden und eine Gleichbehandlung oder eine Ungleichbehandlung nach sich ziehen sollen.