Abstract (deu)
Mythologie stellt eine Art Bezugssystem dar, gibt uns eine Vorlage, in der wir unser Leben einordnen können; sie macht Erfahrungen greifbar, gibt ihnen Gestalt. Doch in der klassischen Mythologie wurden Frauen entweder gar nicht repräsentiert oder aber man zeichnete ein zweideutiges Bild von ihnen. Somit war es schwierig für Frauen eine eigene Identität zu finden, weil sie nichts hatten wonach sie sich orientieren konnten. Robert Kroetsch spricht dies in seiner viel zitierten Aussage „The fiction makes us real” (Creation, 63) an und genau darum geht es Aritha van Herk in ihren Werken, nämlich die Geschichten von längst vergessenen, ausgelöschten weiblichen Figuren neu zu erzählen und ihnen ihre Stimme zu geben.
Im meiner Arbeit gehe ich auf die Darstellung von Frauen in den Werken Judith, The Tent Peg, No Fixed Address: An Amorous Journey und Restlessness ein. Ich analysiere, wie Aritha van Herk das Leben der klassischen, mythologischen Frauenfiguren in unsere heutige, postmoderne Welt transportiert, indem sie sich klassischer und biblischer Mythologie bedient und diese gleichzeitig neu schreibt. Dadurch zeigt sie die ursprünglichen Kräfte und Fähigkeiten der Frauen auf und stellt uns Heldinnen in ihren Narrativen vor, die nicht immer Vorbilder, vielleicht nicht perfekt, wahrscheinlich auch nicht realistisch und schon gar keine Heiligen sind – doch gerade das macht sie so einzigartig.