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Title (deu)
Form und Charakter des Sonetts
Vergleich dreier Beispiele von Pierre de Ronsard, Charles Baudelaire und Louis Aragon
Parallel title (eng)
Form und character of the sonnet
Author
Nadja Hasler
Advisor
Emanuela Hager
Assessor
Emanuela Hager
Abstract (deu)
Das Sonett gilt als die „strengste“ aller Gedichtformen, was die Vorgaben der Strophenlängen, des Reimschemas, des Versfußes und der inneren Struktur betrifft. Sie wird als die „schwerste“ und gleichzeitig aber auch „leichteste“ Form gesehen. Einerseits muss der Dichter die Verse zurechtbiegen und sie dem starren Korsett des Sonetts anpassen, andererseits bemüht er sich „lediglich“ ums „Nachziehen und Ausfüllen des Vorgeformten“ (Schaeffer, 1923, zit. in Mönch, 1955, S. 39), da die Struktur an sich bereits als solche existiert. Nicht nur auf Grund dieses paradoxen Phänomens hat die Faszination des Sonetts im Laufe der Jahrhunderte nicht aufgehört. In dieser Arbeit werden drei Sonette aus verschiedenen Jahrhunderten miteinander verglichen und interpretiert. Ziel dabei ist es, herauszufinden, ob sich die Form verändert hat, und ob Francesco Petrarcas Sonette als Vorbild gedient haben. Die Gedichtform entstand im 13. Jahrhundert in Italien aus der Verbindung des Strambotto mit der Kanzone, erlangte aber erst mit Petrarca und dessen Leitwerk ,Canzoniere’ an Ruhm und Achtung. Das Sonettidol löste einen förmlichen Nachahmungsdrang aus, der in der Renaissance nach Frankreich importiert wurde. Auch Pierre de Ronsard (1524 – 1585), Mitglied und Dichtergenie der Pléiade, fand sich dem Petrarkismus angenähert. Mit seinen Gedichten markierte er den französischen Höhepunkt der Sonettgeschichte. Sein „Morgenständchen für Marie“ (,MARIE, levez-vous, ma jeune paresseuse’) dient dieser Arbeit als Beispiel des Sonetts der Renaissance. Mit ihm verglichen wird das Gedicht ,A une dame créole’ von Charles Baudelaire (1821 – 1867), der in der Romantik mit seinem Werk ,Les Fleurs du mal’ erneut vollendete Sonettproduktionen präsentiert. Das dritte Sonett mit dem Titel ,Sonnet du sommeil de Madame Laure de Noves et des grands yeux ouverts de celle que je ne dis point.’ bringt die Moderne in die Arbeit mit ein. Es stammt von Louis Aragon (1897 – 1982), einer der vielfältigsten Autoren und Dichter in der Zeit der „Résistance“. Die drei ausgewählten Sonette werden miteinander verglichen und interpretiert. Um der strengen Form des Sonetts gerecht zu werden, ist die Analyse dementsprechend klar strukturiert. Der erste Teil befasst sich ausschließlich mit der äußeren Form des Gedichts: mit der strophischen Gliederung, dem Reim, dem Rhythmus und der Klangfarbe. Die innere Struktur behandelt zunächst das wesentlichste Charakteristikum des Sonetts: die Dualität. Sie entsteht nicht nur auf Grund der Zweiteilung des Gedichts in Oktave und Sextett, sondern auch durch die Verwendung unterschiedlicher zeitlicher Aspekte sowie im lyrischen Ich selbst, welches zwischen aktiver und passiver Rolle wechselt. Diese Zweiteilungen führen zu einer Bedrohung im Sinne einer Spaltung des Sonetts, weshalb aktiv eine Geschlossenheit, die bei Ronsard, Baudelaire und Aragon unterschiedlich aussieht, hergestellt werden muss – „le sonnet repare le séparé“ (Marty, 2003). Zusätzlich zur Dualität und Wiederverbindung determinieren die Einzigartigkeit und das eindeutige Ende (EXEGI) die innere Form des Sonetts. Diese Punkte sind deutlich in unterschiedlicher Ausführung bei allen drei Beispielen vorhanden. Im Weiteren wird auf die Beschränkung und gleichzeitige Befreiung der Dichter, wie anfangs erwähnt, eingegangen. Diese Auseinandersetzung wirft die Frage der Motivation für die Dichtung der Sonette auf. Interessant dabei ist, dass hier die größten Differenzen zwischen den drei Epochen aufscheinen. Nach einer abschließenden Untersuchung der Bildhaftigkeit der Sprache der drei Beispielsonette und damit auch deren enge Verbindung zu Petrarca und seinem ,Canzoniere’ enden der Vergleich und damit gleichzeitig auch die Interpretationen. In allen Punkten, die ein Sonett ausmachen, kann kein gravierender Unterschied festgestellt werden, ob das Gedicht dem 16., dem 19. oder dem 20. Jahrhundert entstammt. Das heißt, dass die Formenstrenge des Sonetts bis heute beibehalten wurde: Ein Sonett kann erst dann als Sonett tituliert werden, wenn es diese strengen Vorgaben und Strukturen einhält – egal, ob die Sprache moderner oder antiquierter ist. Auch die Frage, ob in allen Sonetten ein Kern Petrarcas existiert, kann zumindest für diese drei Beispiele mit einem Ja beantwortet werden. Die Vielfältigkeit der einzelnen Elemente des Sonetts, wie die umfangreiche Analyse zeigt, macht es zu dieser besonders schönen und interessanten Gedichtform – wie schon in der Renaissance, so gilt dieses Postulat auch für die Zukunft.
Abstract (eng)
Sonnet, Ronsard, Baudelaire, Aragon, Petrarca
Keywords (eng)
sonnetRonsardBaudelaireAragonPetrarcapoemverse
Keywords (deu)
SonettRonsardBaudelaireAragonPetrarcaGedichtVers
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1250487
rdau:P60550 (deu)
99, IV S.
Number of pages
108
Members (1)
Title (deu)
Form und Charakter des Sonetts
Vergleich dreier Beispiele von Pierre de Ronsard, Charles Baudelaire und Louis Aragon
Parallel title (eng)
Form und character of the sonnet
Author
Nadja Hasler
Abstract (deu)
Das Sonett gilt als die „strengste“ aller Gedichtformen, was die Vorgaben der Strophenlängen, des Reimschemas, des Versfußes und der inneren Struktur betrifft. Sie wird als die „schwerste“ und gleichzeitig aber auch „leichteste“ Form gesehen. Einerseits muss der Dichter die Verse zurechtbiegen und sie dem starren Korsett des Sonetts anpassen, andererseits bemüht er sich „lediglich“ ums „Nachziehen und Ausfüllen des Vorgeformten“ (Schaeffer, 1923, zit. in Mönch, 1955, S. 39), da die Struktur an sich bereits als solche existiert. Nicht nur auf Grund dieses paradoxen Phänomens hat die Faszination des Sonetts im Laufe der Jahrhunderte nicht aufgehört. In dieser Arbeit werden drei Sonette aus verschiedenen Jahrhunderten miteinander verglichen und interpretiert. Ziel dabei ist es, herauszufinden, ob sich die Form verändert hat, und ob Francesco Petrarcas Sonette als Vorbild gedient haben. Die Gedichtform entstand im 13. Jahrhundert in Italien aus der Verbindung des Strambotto mit der Kanzone, erlangte aber erst mit Petrarca und dessen Leitwerk ,Canzoniere’ an Ruhm und Achtung. Das Sonettidol löste einen förmlichen Nachahmungsdrang aus, der in der Renaissance nach Frankreich importiert wurde. Auch Pierre de Ronsard (1524 – 1585), Mitglied und Dichtergenie der Pléiade, fand sich dem Petrarkismus angenähert. Mit seinen Gedichten markierte er den französischen Höhepunkt der Sonettgeschichte. Sein „Morgenständchen für Marie“ (,MARIE, levez-vous, ma jeune paresseuse’) dient dieser Arbeit als Beispiel des Sonetts der Renaissance. Mit ihm verglichen wird das Gedicht ,A une dame créole’ von Charles Baudelaire (1821 – 1867), der in der Romantik mit seinem Werk ,Les Fleurs du mal’ erneut vollendete Sonettproduktionen präsentiert. Das dritte Sonett mit dem Titel ,Sonnet du sommeil de Madame Laure de Noves et des grands yeux ouverts de celle que je ne dis point.’ bringt die Moderne in die Arbeit mit ein. Es stammt von Louis Aragon (1897 – 1982), einer der vielfältigsten Autoren und Dichter in der Zeit der „Résistance“. Die drei ausgewählten Sonette werden miteinander verglichen und interpretiert. Um der strengen Form des Sonetts gerecht zu werden, ist die Analyse dementsprechend klar strukturiert. Der erste Teil befasst sich ausschließlich mit der äußeren Form des Gedichts: mit der strophischen Gliederung, dem Reim, dem Rhythmus und der Klangfarbe. Die innere Struktur behandelt zunächst das wesentlichste Charakteristikum des Sonetts: die Dualität. Sie entsteht nicht nur auf Grund der Zweiteilung des Gedichts in Oktave und Sextett, sondern auch durch die Verwendung unterschiedlicher zeitlicher Aspekte sowie im lyrischen Ich selbst, welches zwischen aktiver und passiver Rolle wechselt. Diese Zweiteilungen führen zu einer Bedrohung im Sinne einer Spaltung des Sonetts, weshalb aktiv eine Geschlossenheit, die bei Ronsard, Baudelaire und Aragon unterschiedlich aussieht, hergestellt werden muss – „le sonnet repare le séparé“ (Marty, 2003). Zusätzlich zur Dualität und Wiederverbindung determinieren die Einzigartigkeit und das eindeutige Ende (EXEGI) die innere Form des Sonetts. Diese Punkte sind deutlich in unterschiedlicher Ausführung bei allen drei Beispielen vorhanden. Im Weiteren wird auf die Beschränkung und gleichzeitige Befreiung der Dichter, wie anfangs erwähnt, eingegangen. Diese Auseinandersetzung wirft die Frage der Motivation für die Dichtung der Sonette auf. Interessant dabei ist, dass hier die größten Differenzen zwischen den drei Epochen aufscheinen. Nach einer abschließenden Untersuchung der Bildhaftigkeit der Sprache der drei Beispielsonette und damit auch deren enge Verbindung zu Petrarca und seinem ,Canzoniere’ enden der Vergleich und damit gleichzeitig auch die Interpretationen. In allen Punkten, die ein Sonett ausmachen, kann kein gravierender Unterschied festgestellt werden, ob das Gedicht dem 16., dem 19. oder dem 20. Jahrhundert entstammt. Das heißt, dass die Formenstrenge des Sonetts bis heute beibehalten wurde: Ein Sonett kann erst dann als Sonett tituliert werden, wenn es diese strengen Vorgaben und Strukturen einhält – egal, ob die Sprache moderner oder antiquierter ist. Auch die Frage, ob in allen Sonetten ein Kern Petrarcas existiert, kann zumindest für diese drei Beispiele mit einem Ja beantwortet werden. Die Vielfältigkeit der einzelnen Elemente des Sonetts, wie die umfangreiche Analyse zeigt, macht es zu dieser besonders schönen und interessanten Gedichtform – wie schon in der Renaissance, so gilt dieses Postulat auch für die Zukunft.
Abstract (eng)
Sonnet, Ronsard, Baudelaire, Aragon, Petrarca
Keywords (eng)
sonnetRonsardBaudelaireAragonPetrarcapoemverse
Keywords (deu)
SonettRonsardBaudelaireAragonPetrarcaGedichtVers
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1250488
Number of pages
108