ABBILDUNGEN: nur in PRINTAUSGABE! --
Historische Fotografien sind in der massenmedialen Historiographie zeitgeschichtlicher Themen präsent wie nie. Wesentliche Inhalte werden nicht mehr mit Worten erzählt, sondern in Bildern gezeigt, vor Augen geführt. Der Emotionalisierung, Dramatisierung und Personalisierung der historischen Erzählung mit Hilfe historischer Fotografien steht allerdings in vielen Fällen kein bewusster Umgang mit den medienspezifischen Möglichkeiten der Fotografie zur Visualisierung von Geschichte gegenüber - weder auf Seite der Produzenten noch der Rezipienten.
Eine quantitative Analyse der visuellen Dimension der Berichterstattung im „Anschluss“-Gedenkjahr 1988 zeigt große Gemeinsamkeiten zwischen den meisten Zeitungen und nur in einzelnen Dimensionen signifikante Unterschiede. Eindeutig dominant in allen Zeitungen ist die Zahl der verwendeten „offiziellen“ „Anschluss“-Fotografien (74 der insgesamt 91 Fotografien) im Verhältnis zu der der Gegenbilder (nur 14 Fotografien). Das Bild des „Anschlusses“ in den sechs Zeitungen dieser Untersuchung unterscheidet sich damit in weiten Bereichen nicht von dem Bild, das die NS-Publizistik 1938 zeichnete. Auch die wenigen Gegenbilder decken nur einen kleinen Teil der Realität abseits der „offiziellen“ „Anschluss“-Bilder ab und stammen zum Großteil aus einer einzigen Fotoserie antisemitischer Ausschreitungen in Wien.
Bemerkenswert ist, wie viele „offizielle“ Propagandabilder des Nationalsozialismus im Gedenkjahr 1988 als wahrhaftige Abbilder der historischen Realität präsentiert wurden - ohne den Versuch einer Neu-Interpretation oder Neu-Kontextualisierung. Die hohe Verfügbarkeit dieser Fotografien und ihre fototechnische und bildkompositorische Qualität führen dazu, dass auch 50 Jahre nach dem „Anschluss“ die Strategie der nationalsozialistischen Propaganda nachwirkt: mit möglichst vielen und möglichst wirkungsmächtigen Bildern eine so massive massenmediale Schein-Realität zu schaffen, dass alternative Bildkulturen verdrängt, sogar ausgelöscht werden.
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Historische Fotografien sind in der massenmedialen Historiographie zeitgeschichtlicher Themen präsent wie nie. Wesentliche Inhalte werden nicht mehr mit Worten erzählt, sondern in Bildern gezeigt, vor Augen geführt. Der Emotionalisierung, Dramatisierung und Personalisierung der historischen Erzählung mit Hilfe historischer Fotografien steht allerdings in vielen Fällen kein bewusster Umgang mit den medienspezifischen Möglichkeiten der Fotografie zur Visualisierung von Geschichte gegenüber - weder auf Seite der Produzenten noch der Rezipienten.
Eine quantitative Analyse der visuellen Dimension der Berichterstattung im „Anschluss“-Gedenkjahr 1988 zeigt große Gemeinsamkeiten zwischen den meisten Zeitungen und nur in einzelnen Dimensionen signifikante Unterschiede. Eindeutig dominant in allen Zeitungen ist die Zahl der verwendeten „offiziellen“ „Anschluss“-Fotografien (74 der insgesamt 91 Fotografien) im Verhältnis zu der der Gegenbilder (nur 14 Fotografien). Das Bild des „Anschlusses“ in den sechs Zeitungen dieser Untersuchung unterscheidet sich damit in weiten Bereichen nicht von dem Bild, das die NS-Publizistik 1938 zeichnete. Auch die wenigen Gegenbilder decken nur einen kleinen Teil der Realität abseits der „offiziellen“ „Anschluss“-Bilder ab und stammen zum Großteil aus einer einzigen Fotoserie antisemitischer Ausschreitungen in Wien.
Bemerkenswert ist, wie viele „offizielle“ Propagandabilder des Nationalsozialismus im Gedenkjahr 1988 als wahrhaftige Abbilder der historischen Realität präsentiert wurden - ohne den Versuch einer Neu-Interpretation oder Neu-Kontextualisierung. Die hohe Verfügbarkeit dieser Fotografien und ihre fototechnische und bildkompositorische Qualität führen dazu, dass auch 50 Jahre nach dem „Anschluss“ die Strategie der nationalsozialistischen Propaganda nachwirkt: mit möglichst vielen und möglichst wirkungsmächtigen Bildern eine so massive massenmediale Schein-Realität zu schaffen, dass alternative Bildkulturen verdrängt, sogar ausgelöscht werden.