You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1250813
Title (deu)
Geschichts-Bilder
visuelle Historiographie mit Hilfe historischer Fotografien in der "Anschluss"-Berichterstattung der sechs auflagenstärksten österreichischen Tageszeitungen im "Anschluss"-Gedenkjahr 1988
Author
Robert Gokl
Adviser
Gerhard Jagschitz
Assessor
Gerhard Jagschitz
Abstract (deu)

ABBILDUNGEN: nur in PRINTAUSGABE! --
Historische Fotografien sind in der massenmedialen Historiographie zeit­geschichtlicher Themen präsent wie nie. Wesentliche Inhalte werden nicht mehr mit Worten erzählt, sondern in Bildern gezeigt, vor Augen geführt. Der Emotionalisierung, Dramatisierung und Personalisierung der historischen Erzählung mit Hilfe historischer Fotografien steht allerdings in vielen Fällen kein bewusster Umgang mit den medienspezifischen Möglichkeiten der Fotografie zur Visualisierung von Geschichte gegenüber - weder auf Seite der Pro­duzenten noch der Rezipienten.
Eine quantitative Analyse der visuellen Dimension der Berichterstattung im „Anschluss“-Gedenkjahr 1988 zeigt große Gemeinsamkeiten zwischen den meisten Zeitungen und nur in einzelnen Dimensionen signifikante Unterschiede. Eindeutig dominant in allen Zeitungen ist die Zahl der verwendeten „offiziellen“ „Anschluss“-Fotografien (74 der insgesamt 91 Fotografien) im Verhältnis zu der der Gegenbilder (nur 14 Fotografien). Das Bild des „Anschlusses“ in den sechs Zeitungen dieser Untersuchung unterscheidet sich damit in weiten Bereichen nicht von dem Bild, das die NS-Publizistik 1938 zeichnete. Auch die wenigen Gegenbilder decken nur einen kleinen Teil der Realität abseits der „offiziellen“ „Anschluss“-Bilder ab und stammen zum Großteil aus einer einzigen Foto­serie antisemitischer Ausschreitungen in Wien.
Bemerkenswert ist, wie viele „offizielle“ Propagandabilder des Nationalsozialismus im Gedenkjahr 1988 als wahrhaftige Abbilder der historischen Realität präsentiert wurden - ohne den Versuch einer Neu-Interpretation oder Neu-Kontextualisierung. Die hohe Verfügbarkeit dieser Fotografien und ihre fototechnische und bildkompositorische Qualität führen dazu, dass auch 50 Jahre nach dem „Anschluss“ die Strategie der nationalsozialistischen Propaganda nachwirkt: mit möglichst vielen und möglichst wirkungsmächtigen Bildern eine so massive massenmediale Schein-Realität zu schaffen, dass alternative Bildkulturen verdrängt, sogar ausgelöscht werden.

Keywords (deu)
FotografieAnschluss1938TageszeitungenPropagandaVisual HistoryVisualisierungHistoriographieNationalsozialismusÖsterreich
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1250813
rdau:P60550 (deu)
138 S., 207 Bl. : zahlr. Ill. : graph. Darst.
Number of pages
138
Members (1)
Title (deu)
Geschichts-Bilder
visuelle Historiographie mit Hilfe historischer Fotografien in der "Anschluss"-Berichterstattung der sechs auflagenstärksten österreichischen Tageszeitungen im "Anschluss"-Gedenkjahr 1988
Author
Robert Gokl
Abstract (deu)

ABBILDUNGEN: nur in PRINTAUSGABE! --
Historische Fotografien sind in der massenmedialen Historiographie zeit­geschichtlicher Themen präsent wie nie. Wesentliche Inhalte werden nicht mehr mit Worten erzählt, sondern in Bildern gezeigt, vor Augen geführt. Der Emotionalisierung, Dramatisierung und Personalisierung der historischen Erzählung mit Hilfe historischer Fotografien steht allerdings in vielen Fällen kein bewusster Umgang mit den medienspezifischen Möglichkeiten der Fotografie zur Visualisierung von Geschichte gegenüber - weder auf Seite der Pro­duzenten noch der Rezipienten.
Eine quantitative Analyse der visuellen Dimension der Berichterstattung im „Anschluss“-Gedenkjahr 1988 zeigt große Gemeinsamkeiten zwischen den meisten Zeitungen und nur in einzelnen Dimensionen signifikante Unterschiede. Eindeutig dominant in allen Zeitungen ist die Zahl der verwendeten „offiziellen“ „Anschluss“-Fotografien (74 der insgesamt 91 Fotografien) im Verhältnis zu der der Gegenbilder (nur 14 Fotografien). Das Bild des „Anschlusses“ in den sechs Zeitungen dieser Untersuchung unterscheidet sich damit in weiten Bereichen nicht von dem Bild, das die NS-Publizistik 1938 zeichnete. Auch die wenigen Gegenbilder decken nur einen kleinen Teil der Realität abseits der „offiziellen“ „Anschluss“-Bilder ab und stammen zum Großteil aus einer einzigen Foto­serie antisemitischer Ausschreitungen in Wien.
Bemerkenswert ist, wie viele „offizielle“ Propagandabilder des Nationalsozialismus im Gedenkjahr 1988 als wahrhaftige Abbilder der historischen Realität präsentiert wurden - ohne den Versuch einer Neu-Interpretation oder Neu-Kontextualisierung. Die hohe Verfügbarkeit dieser Fotografien und ihre fototechnische und bildkompositorische Qualität führen dazu, dass auch 50 Jahre nach dem „Anschluss“ die Strategie der nationalsozialistischen Propaganda nachwirkt: mit möglichst vielen und möglichst wirkungsmächtigen Bildern eine so massive massenmediale Schein-Realität zu schaffen, dass alternative Bildkulturen verdrängt, sogar ausgelöscht werden.

Keywords (deu)
FotografieAnschluss1938TageszeitungenPropagandaVisual HistoryVisualisierungHistoriographieNationalsozialismusÖsterreich
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1250814
Number of pages
138