Abstract (deu)
In der Diplomarbeit mit dem Titel „Raumwahrnehmung und Raumkonstruktion in der Nürnbergkarte und dem zweiten Brief des Hernán Cortés an Karl V.“ beschäftige ich mich mit Karten als Medien der Weltbeschreibung, die Raumvorstellungen sichtbar machen und kulturelle Selbstbilder (mit)konstruieren.
Karten als Medien der Weltbeschreibung umfassen ein Spektrum des jeweiligen sozialen und kulturellen Raum- und Zeitverständnisses ihrer Zeit und stellen somit eine ausgezeichnete Möglichkeit dar, diese Änderungen sichtbar zu machen.
Einerseits steht damit im Zentrum der vorliegenden Arbeit das Thema der Raumwahrnehmung und Raumkonstruktion im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit, und das Sichtbarmachen der jeweiligen kartographischen Unterschiede. Wobei nicht nur der technische Aspekt, sondern vor allem der soziale Aspekt als Grundlage technischer Neuerungen in den Mittelpunkt der Analyse gestellt wird.
Andererseits wird vor allem auf die Geschichte des Aufeinandertreffens Europas mit der „Neuen Welt“ eingegangen. Die visuelle Konstruktion der „Neuen Welt“ auf Karten war ein konstitutives Element dieser Begegnung. Meine zentrale These hierbei ist, dass Europa die „Neue Welt“ nicht „entdeckt“ hat, sondern sich über ein neues Raumverständnis durch die Erschließung des Globus in einem hermeneutischen Prozess selbst neu definieren, gleichsam „selbst entdecken“ konnte.
An Hand meiner Quellen, der Nürnbergkarte und dem zweiten Brief von Cortés an Karl V., wird die Vorgangsweise des Kolonialisierungsprozesses in der „Neuen Welt“ beschreibbar. Die Nürnbergkarte und den zweiten Brief verstehe ich als zusammengehörende Einheit, die ein Bild verschiedener kultureller Räume, des europäischen und des aztekischen, zeichnen. Aus dem Prozess der gegenseitigen Formung und Überlagerung dieser Räume konnte sich ein neuer europäischer Herrschaftsraum in der „Neuen Welt“ konstituieren.