Abstract (deu)
Tibetische Kultur wurde im Verlauf der Kontaktgeschichte Tibets mit dem Westen auf verschiedene Weisen repräsentiert. Viele Repräsentationen enthielten vornehmlich positiv besetzte Bilder Tibets und der Religiosität der TibeterInnen. Rezente Tibetbilder im Westen sind als Kontinuität dieser Diskursgeschichte zu sehen. Abenteuerliteratur, Darstellungen in Filmen, andere mediale Repräsentationen, etwa im Internet, die Verstreuung der tibetischen Diaspora und damit zusammenhängend die strategischen Selbstrepräsentationen der tibetischen Regierung im Exil bilden die heute wesentlichen Eckpunkte von Diskursen über Tibet.
Im kleinen Ort Hüttenberg in Kärnten ist tibetische Kultur auf besondere Weise vertreten: In einem Heinrich Harrer gewidmeten Museum werden Exponate seiner Reisen, mit Schwerpunkt Tibet ausgestellt, jährlich wird anlässlich des gemeinsamen Geburtstags Harrers und des Dalai Lamas ein „Fest der Kulturen“ gefeiert, das unter anderem von in Österreich lebenden ExiltibeterInnen besucht wird, außerdem wurde 2006 unter Anwesenheit des Dalai Lamas der Grundstein für ein Tibetzentrum gelegt. Das Zentrum soll aus einem Wellnesshotel und einer Ausbildungsstätte für tibetische Medizin und Philosophie bestehen. Da der Ort von massiver Abwanderung aufgrund nicht vorhandener Arbeitsplätze betroffen ist, haben die EinwohnerInnen große Erwartungen an das geplante Tibetzentrum. Im Bereich touristischer Inszenierung, wird seit einiger Zeit der Fokus auf die Vermarktung der Gemeinde über die vor Ort vorhandene Infrastruktur tibetischer Kultur gesetzt. Neben diesen konkret ökonomischen Hoffnungen und Strategien haben sich einige interessante Aspekte im Bereich der Imagination Tibets aus seiner Anwesenheit ergeben. Diese Entwicklungen in Hüttenberg werden in dieser Arbeit unter Anwendung qualitativer Methoden- Interviews, teilnehmende Beobachtung- und unter Gesichtspunkten anthropologischer Forschung zu globalen kulturellen Prozessen und kulturellen Repräsentationen untersucht.