Abstract (deu)
In der Bundesrepublik Deutschland haben sich einige WissenschafterInnen dem Thema Rechtsrock schon angenommen, vor allem die Köpfe des Forschungszentrums Populäre Musik an der Humboldt Universität Berlin. Anders in Österreich: Hier ist das Thema noch nicht dezidiert aufgegriffen und die Szene noch nicht wissenschaftlich beleuchtet worden.
Rechtsradikale Musik vermischt Unterhaltung und Information. Sie ist Sprachrohr einer im Untergrund operierenden Szene, die weit weg vom Mainstream ihre eigene Welt kreiert. Es operieren darüber hinaus allerdings einige Bands an der Oberfläche, bei denen unklar ist, wie sie einzustufen sind. Ein Paradebeispiel hierfür sind die BÖHSEN ONKELZ, eine Band aus der Nähe von Frankfurt/Main oder auch die deutsche Gruppe RAMMSTEIN. Beide Musikgruppen wurden und werden immer wieder als "Einstiegsdrogen" in die Szene bezeichnet.
Hauptsächlich sind es die Texte, die Musikstücke zu Informationsträgern werden lassen. Mit diesem Phänomen hat sich die Kommunikationswissenschaft bislang noch nicht ausreichend beschäftigt. Im Kapitel "Musik als Mittel der Kommunikation" wird es deshalb darum gehen, wie sich Musik als Problem der Kommunikationswissenschaft eingliedern lässt. Darauf folgend wird eine kurze Geschichte des Rechtsextremismus nachgezeichnet, um unter anderem auch Begrifflichkeiten abzuklären.
Im Kapitel "Die Geschichte der Skinheads" werden die Wurzeln dieser im öffentlichen Diskurs fälschlicherweise mit der Neonaziszene gleichgesetzten Subkultur beleuchtet, die sich von Großbritannien ausgehend ausbreitete. Die in den Anfangstagen multikulturelle Subkultur innerhalb der ArbeiterInnenklasse spaltete sich erst nach gut einem Jahrzehnt in mehrere Lager und ließ die sogenannten "Boneheads" entstehen – die rechtsradikale Gruppe der Skinheads. Aüßeres Auftreten sowie soziales Umfeld von Skinheads werden im darauf folgenden Kapitel dargelegt.
Keine Subkultur exisitiert gänzlich abgeschottet oder in einem gesellschaftlichen Vakuum, was unter anderem dazu führt, dass die Grenzen zwischen den einzelnen Szenen teilweise verschwimmen. So hat die Skinheadszene auf musikalischer Ebene Überschneidungspunkte mit der Punkszene zu verbuchen und weist darüber hinaus auch Ähnlichkeiten mit der Hooliganszene auf. Die nicht immer klar zu ziehenden Grenzen werden im Kapitel "Die Vermischung jugendlicher Subkulturen" besprochen.
Das nächste Kapitel handelt vom organisierten Rechtsradikalismus, der innerhalb der Boneheadszene zu verschiedenen Vereinen geführt hat, denen sich die "Neonazis" zugehörig fühlten und die teilweise auch international operier(t)en, wie zum Beispiel die "Blood & Honour"-Vereinigung oder die Hammerskins.
Die Skinheadszene ist eine stark männlich dominierte Subkultur, in der Frauen meist nur am Rande und als Anhängsel der Männer fungieren. Das Frauenbild von Skinheads und insbesondere Bonheads ist nach wie vor ein sehr konservatives. Trotzdem gibt es auch Skingirls, die immer wieder ziemlich erfolglos versuchen, eigene Frauenvereine innerhalb der Szene zu formieren. Über "Stinos", "Renées" und weibliche Gewaltbereitschaft wird im Kapitel "Frauen in der Szene" gesprochen.
Im folgenden Großkapitel wird die Rechtsrock-Szene näher beleuchtet. Es ist davon die Rede, was einen Rechtsrock-Fan auszeichnet, wie Labels und Vertriebe von rechter Musik im Untergrund fungieren, wie Musik und Ideologie an den/die EndverbraucherIn gelangen, wie Konzerte organisiert und veranstaltet werden und zu welchen Veränderungen innerhalb der Szenenkommunikation das Internet geführt hat.
Das Kapitel "Rechtsrock international" stellt MusikerInnen und Rechtsrock-Bands aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Großbritannien, den USA und Russland vor und beschäftigt sich weiters mit der Gratwanderung der Zuordnung von Bands in das Genre Rechtsrock.
Die Rechtsrockszene Österreichs wird im nächsten Großkapitel diskutiert. Mithilfe der Verfassungsschutzberichte von 1997 bis 2007 und einer ausgedehnten Internetrecherche wurde versucht, Rechtsrock-Bands aus Österreich ausfindig zu machen, sie zu lokalisieren und ihre Tätigkeiten und Veröffentlichungen sowie Konzertauftritte nachzuvollziehen. Acht Bands werden vorgestellt, wobei es sich um fünf Bonehead-Bands (JUNGS DER HEIMAT, PANZERKNACKER, SCHLACHTHAUS, STONEHEADS aka GENOCIDE, TOLLSCHOCK) handelt und drei Black Metal- bzw. Inustrial-Bands (AHNENSTAHL, ALLERSEELEN, DER BLUTHARSCH), die wegweisend für einen neuen Trend innerhalb des Rechtsrock sind.
Abschließend wird in einem Exkurs noch das österreiche Verbotsgesetz unter die Lupe genommen und erklärt, warum es keinen Eingriff in die Meinungsfreiheit darstellt.
Immer wieder fließen Zitate von Jens, einem linken Skinhead aus Stuttgart, in die Arbeit ein, der als Student ein Auslandssemester in Wien verbracht hat und daher sowohl zwischen der deutschen und der österreichischen Skinheadszene Vergleiche ziehen konnte als auch zwischen den linken und rechten Ausprägungen dieser Subkultur. Seine Aussagen von einem Interview Mitte Februar 2007 sind in den Kapiteln mit kursiver Schrift und eingerahmt gekennzeichnet.
Einleitend soll noch erwähnt werden, dass in dieser Arbeit nicht einheitlich gegendert wurde, sondern gut überlegt, da die Skinheadszene eine stark von Männern dominierte ist und es daher nicht immer sinnvoll erschien, die geschlechtsneutralen Bezeichnungen zu verwenden.
Ein weiteres Spezifikum sind die Einleitungszitate nach manchen Überschriften, die hervorgehoben wurden, weil sie besonders aussagekräftig erschienen. Darüberhinaus werden in der hier vierliegenden Arbeit alle Band- und MusikerInnennamen in Großbuchstaben geschrieben, da es von Anfang an die Absicht war, in erster Linie die Rechtsrockszene zu beleuchten und die Bands und MusikerInnen in dieser Szene die ProtagonistInnen darstellen, die besonders hervorstechen sollen. (Um einheitlich zu bleiben, werden auch die Namen von nicht in der Rechtsrockszene beheimateten Bands und MusikerInnen in Großbuchstaben dargestellt.)