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Title (deu)
Die Bedeutung der Griechen für das wirtschaftliche und kulturelle Leben in Wien
am Beispiel der Familie Zepharovich
Author
Anna Maria Seibel
Adviser
Lorenz Mikoletzky
Assessor
Loenz Mikoletzky
Abstract (deu)
Vom Mittelalter an bis zum Ende der Donaumonarchie haben Griechen oder Angehörige des griechischen Kulturkreises in Wien immer wieder eine große Rolle gespielt. Im Mittelalter waren es die byzantinischen Prinzessinnen mit ihrem Gefolge, die durch diverse Heiraten an den Babenberger Hof kamen, in der Neuzeit die griechischen Kaufleute, die die Träger des Orienthandels über den Balkan mit den Osmanen waren. Das kulturelle Leben im 19. Jahrhundert wäre ohne das großzügige Mäzenatentum reicher Unternehmer griechischen Ursprungs um vieles ärmer gewesen. Bedingt durch den wachsenden Orienthandel kam es in Wien im 18. Jahrhundert zu einem starken Zuzug griechischer Kaufleute, wobei die nationale Zuordnung schwerfällt. Die Bezeichnung „Griechen“ bezog sich weder auf die ethnische Herkunft noch auf ein eventuelles Nationalbewusstsein. Sie stand für eine Gruppe von Kaufleuten und Frächtern südosteuropäischer Herkunft, der neben Griechen auch Albaner, Mazedonier, Serben, Bulgaren, Rumänen, Aromunen und Vlachen angehörten. Das, was sie verband und unter dieser Bezeichnung erscheinen ließ, war die gemeinsame orthodoxe Konfession, die in Geschäften verwendete Sprache und die Zugehörigkeit zum byzantinisch-griechischen Kulturkreis. Viele Kaufleute aus dem südosteuropäischen Wirtschaftsraum hatten ihre Karriere als Maultiertreiber begonnen. Die tüchtigsten und risikofreudigsten unter ihnen wurden Fuhrunternehmer und die, welche damit Erfolg hatten, begannen einen Import-Exporthandel auf eigene Rechnung und Gefahr. Später betätigten sich fast alle Kaufleute als Geldverleiher, manche unter ihnen wurden Bankiers von weitreichender Bedeutung. Diese neuen Finanziers in Wirtschaft und Industrie in Österreich, die ihre Wurzeln auf dem Balkan hatten, hatten aber meist kosmopolitische Interessen und verdrängten zum Teil ihre ethnische Identität. Dies geschah zum einen durch die Annahme eines völlig neuen, großbürgerlichen Lebensstils, zum anderen durch Eheschließung mit Partnern, die von außerhalb des eigenen ethnisch-religiösen Kulturkreises kamen. Die Geschichte der Familie Zepharovich macht nicht nur das oben gesagte anschaulich, sie zeigt auch die Offenheit und die soziale Durchlässigkeit der Gesellschaft in Wien im 18. Jahrhundert. Daniel Zepharovich kam Mitte des 18. Jahrhunderts im Zuge dieser Migrationsbewegung nach Wien. Durch seine Tüchtigkeit und Loyalität zur Regierung gelang es ihm bald, in den Staatdienst einzutreten und in der Finanzverwaltung ein hohes Amt zu erlangen. Durch Eigeninitiative und in Zusammenarbeit mit dem Bankier Johann Fries bemühte er sich um die Intensivierung des Orienthandels, wobei er sich besonders um die Steigerung der Ausfuhren erbländischer Produkte in das Osmanische Reich verdient machte. Auf Grund seiner wirtschaftlichen Verdienste in den erblichen Adelsstand erhoben gelang es ihm, seinen gesellschaftlichen Aufstieg durch die gezielte Verheiratung seiner Kinder zu festigen. Diese neuen Verbindungen bildeten ein soziales Netzwerk und verankerten ihn in der Wiener Gesellschaft. Alle seine männlichen Nachkommen traten in den Staatsdienst. Viktor Zepharovich erwarb sich besondere Verdienste auf dem Gebiet der Wissenschaft, Ludwig Zepharovich im Dienste der Diplomatie. So ist die Geschichte der Familie Zepharovich stellvertretend für viele andere griechische Familien die Geschichte einer geglückten Integration, die allen Beteiligten nur Vorteile brachte.
Keywords (deu)
balkanorthodoxe Kaufleutegriechische HändlerBankiersFamilie Zepharovich
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1251768
rdau:P60550 (deu)
91, [3] S. : Ill.
Number of pages
94
Members (1)
Title (deu)
Die Bedeutung der Griechen für das wirtschaftliche und kulturelle Leben in Wien
am Beispiel der Familie Zepharovich
Author
Anna Maria Seibel
Abstract (deu)
Vom Mittelalter an bis zum Ende der Donaumonarchie haben Griechen oder Angehörige des griechischen Kulturkreises in Wien immer wieder eine große Rolle gespielt. Im Mittelalter waren es die byzantinischen Prinzessinnen mit ihrem Gefolge, die durch diverse Heiraten an den Babenberger Hof kamen, in der Neuzeit die griechischen Kaufleute, die die Träger des Orienthandels über den Balkan mit den Osmanen waren. Das kulturelle Leben im 19. Jahrhundert wäre ohne das großzügige Mäzenatentum reicher Unternehmer griechischen Ursprungs um vieles ärmer gewesen. Bedingt durch den wachsenden Orienthandel kam es in Wien im 18. Jahrhundert zu einem starken Zuzug griechischer Kaufleute, wobei die nationale Zuordnung schwerfällt. Die Bezeichnung „Griechen“ bezog sich weder auf die ethnische Herkunft noch auf ein eventuelles Nationalbewusstsein. Sie stand für eine Gruppe von Kaufleuten und Frächtern südosteuropäischer Herkunft, der neben Griechen auch Albaner, Mazedonier, Serben, Bulgaren, Rumänen, Aromunen und Vlachen angehörten. Das, was sie verband und unter dieser Bezeichnung erscheinen ließ, war die gemeinsame orthodoxe Konfession, die in Geschäften verwendete Sprache und die Zugehörigkeit zum byzantinisch-griechischen Kulturkreis. Viele Kaufleute aus dem südosteuropäischen Wirtschaftsraum hatten ihre Karriere als Maultiertreiber begonnen. Die tüchtigsten und risikofreudigsten unter ihnen wurden Fuhrunternehmer und die, welche damit Erfolg hatten, begannen einen Import-Exporthandel auf eigene Rechnung und Gefahr. Später betätigten sich fast alle Kaufleute als Geldverleiher, manche unter ihnen wurden Bankiers von weitreichender Bedeutung. Diese neuen Finanziers in Wirtschaft und Industrie in Österreich, die ihre Wurzeln auf dem Balkan hatten, hatten aber meist kosmopolitische Interessen und verdrängten zum Teil ihre ethnische Identität. Dies geschah zum einen durch die Annahme eines völlig neuen, großbürgerlichen Lebensstils, zum anderen durch Eheschließung mit Partnern, die von außerhalb des eigenen ethnisch-religiösen Kulturkreises kamen. Die Geschichte der Familie Zepharovich macht nicht nur das oben gesagte anschaulich, sie zeigt auch die Offenheit und die soziale Durchlässigkeit der Gesellschaft in Wien im 18. Jahrhundert. Daniel Zepharovich kam Mitte des 18. Jahrhunderts im Zuge dieser Migrationsbewegung nach Wien. Durch seine Tüchtigkeit und Loyalität zur Regierung gelang es ihm bald, in den Staatdienst einzutreten und in der Finanzverwaltung ein hohes Amt zu erlangen. Durch Eigeninitiative und in Zusammenarbeit mit dem Bankier Johann Fries bemühte er sich um die Intensivierung des Orienthandels, wobei er sich besonders um die Steigerung der Ausfuhren erbländischer Produkte in das Osmanische Reich verdient machte. Auf Grund seiner wirtschaftlichen Verdienste in den erblichen Adelsstand erhoben gelang es ihm, seinen gesellschaftlichen Aufstieg durch die gezielte Verheiratung seiner Kinder zu festigen. Diese neuen Verbindungen bildeten ein soziales Netzwerk und verankerten ihn in der Wiener Gesellschaft. Alle seine männlichen Nachkommen traten in den Staatsdienst. Viktor Zepharovich erwarb sich besondere Verdienste auf dem Gebiet der Wissenschaft, Ludwig Zepharovich im Dienste der Diplomatie. So ist die Geschichte der Familie Zepharovich stellvertretend für viele andere griechische Familien die Geschichte einer geglückten Integration, die allen Beteiligten nur Vorteile brachte.
Keywords (deu)
balkanorthodoxe Kaufleutegriechische HändlerBankiersFamilie Zepharovich
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1251769
Number of pages
94