Abstract (deu)
Die Modestrecke „Makeover Madness“ von Steven Meisel wird in der vorliegenden Arbeit zur Beschreibung folgender Fragestellung herangezogen: Wie wirken sich die abgebildeten Idealkörper auf die Wahrnehmung unserer Körper aus? Meine Themenstellung bezieht sich auf die Verschränkung von medialen Bilddiskursen und den Wahrnehmungsbedingungen von Körpern.
In der Serie wird die körperformende Kraft von Idealbildern durch die Inszenierung von Mode in einer Privatklinik für Schönheitschirurgie thematisiert. Der Bilddiskurs der Mode und die Materialisation der Körper konvergieren in den Praxen der Schönheitschirurgie auf offensichtlichste Weise.
Um den Körper in seiner ideologischen Bestimmtheit näher zu beschreiben, habe ich Butlers Werke „Das Unbehagen der Geschlechter“ und „Körper von Gewicht“ herangezogen. Die ausführlichen Erläuterungen zu Butlers Theoriegebäude in den ersten beiden Abschnitten der Arbeit dienen hierbei zur Entwicklung meiner Thesen einer „schematisierten Wahrnehmung von Körpern im Diskurs“ (Abschnitt III).
Der Körper wird bei Butler als jener produzierte Effekt des Diskurses entlarvt, der stets als vordiskursives „Außen“ seine heteronormative Wirkungsmacht entfaltet. Hierzu beschreibe ich Butlers sprachphilosophischen Ansatz des Körpers und seine Materialisation im Diskurs. Der Körper wird in der Performativität, im Vollzug des Handelns, gleichzeitig mit dem Subjekt gebildet. Die diskursiven Körper erweisen sich hierbei als Schemata der Intelligibilität bzw. der Identität des Subjekts.
Die sprachlichen und bildlichen Repräsentationen von Körpern fungieren als Körperzeichen idealer Körperformen, welche unsere Wahrnehmung strukturieren. Von medial vermittelten Körperbildern im Diskurs angerufen, erkennen wir uns darin wieder und identifizieren uns mit ihnen. Gleichzeitig wirken Körperbilder als intelligible Schemata in unserer Wahrnehmung weiter und sind an der Formgebung bzw. Differenzierung unserer Körper aktiv beteiligt. Die Bildproduktion und die Körperproduktion gehen demnach Hand in Hand.
Steven Meisel trägt diesen Ansatz in seiner Bildserie exemplarisch zur Schau. Innen und Außen, Vorher und Nachher entpuppen sich dabei als bloße Konstruktionen von Körpern. Körperproduktion und Körperformierung sind in einem zirkulären Schema gefangen.
Doch gibt Auswegsmöglichkeiten aus der reglementierenden Produktion diskursiver Körper?! Derrida spricht von den Bedeutungsverschiebungen der Signifikanten, Butler von den Neuinterpretationen des Geschlechts mittels subversiver Praxen. Die Möglichkeiten von Bedeutungsverschiebungen des Körpers in seiner Zeichenfunktion sind somit konstitutiv für jede Neuinterpretation des Körpers. Meisels Modefotografien können demnach ebenso als offen stehende Darstellungen von Körper, wie auch als Kritik an den Produktionsverhältnissen der Idealbilder von Körpern gelesen werden.