You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1252177
Title (deu)
Schlüssige Verdachtsmomente
zur Konstruktion von Expertise in einer Kontroverse um Mobilfunkmasten
Author
Theresa Öhler
Adviser
Ulrike Felt
Assessor
Ulrike Felt
Abstract (deu)

Das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ist in den letzten Jahrzehnten zunehmend komplexer geworden. Der zunehmenden Bedeutung von wissenschaftlichem Wissen für gesellschaftliche Prozesse steht eine steigende Infragestellung und Politisierung von Expertise gegenüber. Dieses Paradox bildet den Hintergrund aktueller Debatten in der Wissenschafts¬soziologie um unterschiedlichen Formen und Entstehungsbedingungen von Expertise. Die vorliegende Arbeit geht anhand einer Kontroverse um Mobilfunkmasten in einer österreichischen Gemeinde der Frage nach, wie in der Debatte um die mögliche Gesundheitsschädlichkeit von Mobilfunkstrahlung Expertise konstruiert bzw. bestimmten Personen zugeschrieben wird.
Mittels Kategorisierungsanalye (Membership Categorization Analysis) werden Diskussionsbeiträge in einem lokalen Internetforum und ein Vortrag eines Vertreters der Bürgerinitiative bei einer Ärztetagung analysiert. Der Analyse liegt eine ethnomethodologische Betrachtungsweise von Texten zugrunde.
Die Arbeit zeigt die Bedeutung unterschiedlicher Grundlagen von Expertise auf. Während im Diskussionsforum vor allem die persönliche Glaubwürdigkeit von ProtagonistInnen der Bürgerinitiative thematisiert wird, stößt die Erörterung von Ergebnissen wissenschaftlicher Studien auf wenig Resonanz. Im Vortrag wird Expertise hingegen auf der Grundlage der professionellen Rolle als Arzt begründet. Diese wird zusätzlich erweitert auf der Basis eines konkreten epistemologischen Modells und der eigenen Betroffenheit des Vortragenden.
Weiters zeigt die Analyse die Bedeutung von lokalen und räumlichen Praktiken der Wissenserzeugung. Location categories dienen der Verortung der Sprechenden. Die spezifische Ortsgebundenheit der Akteure ist eine Ressource bei der Formulierung von Wissensansprüchen. Situierungen in Raum bilden die Grundlage für die Etablierung von Zusammenhängen zwischen gesundheitlichen Beschwerden und ihren Ursachen. Abschließend bindet die Arbeit diese Ergebnisse in Diskussionen um eine technologische Demokratie und die Zerbrechlichkeit moderner Gesellschaften ein.

Abstract (eng)

This thesis considers the question of the making and unmaking of experts and expertise in the context of a controversy over cell phone masts in an Austrian village. Entries in a local online discussion forum and a talk delivered by a proponent of the citizens’ initiative at a doctors’ conference are analysed using membership categorization analysis. The analysis demonstrates the importance of local and spatial practices of knowledge construction. Furthermore different groundings of expertise in the texts are elaborated. In the discussion forum, mainly the personal trustworthiness of the members of the citizens’ initative against the cell phone masts is at stake. Findings of scientific studies which are introduced by some participants find no resonance in the discussion. By contrast, the member of the citizens’ initative in his talk at the doctors’ conference grounds his expertise mainly in his professional role as a medical doctor. Additionally, a specific epistemological model is designed to account for his actions, and his status as a person affected by electrosensitivity is of relevance. The analysis is contextualized by a discussion of current debates in science and technology studies on the relation between science, politics, and expertise, stretching between the possibility of a technical democracy and the fragility of modern societies.

Keywords (eng)
science studiesexpertisecontroversycell phone
Keywords (deu)
WissenschaftsforschungExpertiseKontroverseMobilfunk
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1252177
rdau:P60550 (deu)
147 S.
Number of pages
147
Members (1)
Title (deu)
Schlüssige Verdachtsmomente
zur Konstruktion von Expertise in einer Kontroverse um Mobilfunkmasten
Author
Theresa Öhler
Abstract (deu)

Das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ist in den letzten Jahrzehnten zunehmend komplexer geworden. Der zunehmenden Bedeutung von wissenschaftlichem Wissen für gesellschaftliche Prozesse steht eine steigende Infragestellung und Politisierung von Expertise gegenüber. Dieses Paradox bildet den Hintergrund aktueller Debatten in der Wissenschafts¬soziologie um unterschiedlichen Formen und Entstehungsbedingungen von Expertise. Die vorliegende Arbeit geht anhand einer Kontroverse um Mobilfunkmasten in einer österreichischen Gemeinde der Frage nach, wie in der Debatte um die mögliche Gesundheitsschädlichkeit von Mobilfunkstrahlung Expertise konstruiert bzw. bestimmten Personen zugeschrieben wird.
Mittels Kategorisierungsanalye (Membership Categorization Analysis) werden Diskussionsbeiträge in einem lokalen Internetforum und ein Vortrag eines Vertreters der Bürgerinitiative bei einer Ärztetagung analysiert. Der Analyse liegt eine ethnomethodologische Betrachtungsweise von Texten zugrunde.
Die Arbeit zeigt die Bedeutung unterschiedlicher Grundlagen von Expertise auf. Während im Diskussionsforum vor allem die persönliche Glaubwürdigkeit von ProtagonistInnen der Bürgerinitiative thematisiert wird, stößt die Erörterung von Ergebnissen wissenschaftlicher Studien auf wenig Resonanz. Im Vortrag wird Expertise hingegen auf der Grundlage der professionellen Rolle als Arzt begründet. Diese wird zusätzlich erweitert auf der Basis eines konkreten epistemologischen Modells und der eigenen Betroffenheit des Vortragenden.
Weiters zeigt die Analyse die Bedeutung von lokalen und räumlichen Praktiken der Wissenserzeugung. Location categories dienen der Verortung der Sprechenden. Die spezifische Ortsgebundenheit der Akteure ist eine Ressource bei der Formulierung von Wissensansprüchen. Situierungen in Raum bilden die Grundlage für die Etablierung von Zusammenhängen zwischen gesundheitlichen Beschwerden und ihren Ursachen. Abschließend bindet die Arbeit diese Ergebnisse in Diskussionen um eine technologische Demokratie und die Zerbrechlichkeit moderner Gesellschaften ein.

Abstract (eng)

This thesis considers the question of the making and unmaking of experts and expertise in the context of a controversy over cell phone masts in an Austrian village. Entries in a local online discussion forum and a talk delivered by a proponent of the citizens’ initiative at a doctors’ conference are analysed using membership categorization analysis. The analysis demonstrates the importance of local and spatial practices of knowledge construction. Furthermore different groundings of expertise in the texts are elaborated. In the discussion forum, mainly the personal trustworthiness of the members of the citizens’ initative against the cell phone masts is at stake. Findings of scientific studies which are introduced by some participants find no resonance in the discussion. By contrast, the member of the citizens’ initative in his talk at the doctors’ conference grounds his expertise mainly in his professional role as a medical doctor. Additionally, a specific epistemological model is designed to account for his actions, and his status as a person affected by electrosensitivity is of relevance. The analysis is contextualized by a discussion of current debates in science and technology studies on the relation between science, politics, and expertise, stretching between the possibility of a technical democracy and the fragility of modern societies.

Keywords (eng)
science studiesexpertisecontroversycell phone
Keywords (deu)
WissenschaftsforschungExpertiseKontroverseMobilfunk
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1252178
Number of pages
147