Abstract (deu)
Das Hauptaugenmerk vorliegender Arbeit liegt auf einem Aufzeigen und gleichzeitigen Demontieren von Weiblichkeitskonstrukten. Die mannigfaltigen Kodierungen, die Frauen eingeschrieben wurden und werden, haben ihren Ursprung in künstlich erzeugten Frauenbildern, die dem Leser jedoch als natürlich erscheinen. So entpuppt sich Ottilie, die Frauengestalt aus Goethes Wahlverwandtschaften, etwa jenseits der idyllischen Oberfläche als leere Hülle, in die nach Belieben sowohl aufklärerische als auch romantische Diskurse geschüttet werden. Zu diesen Einschreibungen, die vor allem den Bereichen der Religion und der Medizin entnommen sind, ist eine Vermengung von Bildhaftigkeit und Theatralik in der Weiblichkeitsinszenierung zu konstatieren. Diejenigen der hier behandelten Frauenfiguren, die durch den männlichen Blick als bildhaft wahrgenommen werden, wie etwa Aurelie aus E.T.A. Hoffmanns Roman Die Elixiere des Teufels, finden sich in den Werken selbst innerhalb einer theatralischen Inszenierung wieder. Diese exaltierten Fremddarstellungen verkünden zugleich aber auch stets den zumindest körperlichen Untergang dieser weiblichen Gestalten. Verfügt jedoch eine Frauenfigur über einen der bildhaften Wahrnehmung widerstrebenden Körper, wie die Figur der Euphemie, kommt der theatralische Diskurs bis in seine Bedeutungsebene des Preziösen zum Tragen. Einzig die Figur der Klara aus Hoffmanns Erzählung Der Sandmann vermag sich diesen signifikanten Wahrnehmungs- und Inszenierungsmustern zu entziehen. Zurück bleibt die Erkenntnis, dass solch scheinbar unterschiedliche Schriftsteller wie Goethe und Hoffmann nicht nur in ihrer Epoche verharrten, sondern sich nicht scheuten, Anleihen aus der Romantik respektive aus der Aufklärung und der Klassik zu nehmen, und welches Maß an Theatralik diese beiden Theaterleiter in Prosatexte verwebt haben.