Abstract (deu)
Mit den Methoden der kritischen Diskursanalyse wird die Berichterstattung der renommierten französischen Tageszeitungen Le Monde und Le Figaro zu den „Unruhen“ in den französischen Vorstädten im November 2005 vergleichend untersucht. Die Primärquellen der Arbeit umfassen alle Printausgaben von Le Monde und Le Figaro vom 27.10.2005 bis zum 21.11.2005, also dem Zeitraum zwischen dem unmittelbaren Auslöser der Unruhen - zwei Jugendliche verunglücken tödlich in einem Trafohaus, in das sie in Panik vor der Polizei fliehen, ein dritter überlebt mit sehr schweren Verbrennungen - und der Rückkehr zum „Normalzustand”, das heißt ungefähr 100 Autos, die landesweit pro Nacht in Flammen aufgehen.
Nach einer Vorstellung der beiden Blätter werden Grundannahmen und Grundbegriffe der kritischen Diskursanalyse etabliert und die Methode der vorliegenden Analyse dargelegt. Dabei bilden die Gedanken Teun van Dijks zu Rassismus in den Medien, die Definitionen von Argumentationsstrategien von Ruth Wodak u. a. in „Wir sind alle unschuldige Täter”, sowie das Konzept der kritischen Diskursanalyse, wie sie Siegfried Jäger in „Kritische Diskursanalyse. Eine Einführung” beschreibt, die Basis für diese Arbeit.
Es folgt ein kurzer Abriss zur Geschichte der Banlieues und eine Zusammenfassung der, der Berichterstattung zu Grunde liegenden Ereignisse. Schließlich werden als Kern der Arbeit anhand der verschiedenen zeitungstypischen Genres und Bildmaterialien vier für die mediale Darstellung der Ereignisse relevante Diskursstränge vergleichend analysiert: Im ersten Teil wird der Umgang mit dem Schlüsselereignis, seine Bedeutung für die Strukturierung der Diskurse in den jeweiligen Tageszeitungen untersucht. In einem zweiten und dritten Schritt werden die Konstruktionen der Hauptakteure „jugendlicher Banlieuebewohner” und „Polizei” analysiert. Der vierte Teil widmet sich der medialen Repräsentationen des von der Regierung verhängten Ausnahmezustands.
Durch die Analysen dieser Diskursstränge auf der Basis mehrerer Diskursfragmente unter Miteinbeziehung der verwendeten Fotomaterialien werden wesentliche Merkmale der jeweiligen Berichterstattungen sichtbar gemacht und deren Wirkungsabsichten herausgearbeitet.