You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1254531
Title (deu)
Kontinuitäten und Diskontinuitäten deutsch-nationaler katholischer Eliten im Zeitraum 1930 -1965
ihr Weg und Wandel in diesen Jahren am Beispiel Dr. Anton Böhms, Dr. Theodor Veiters und ihrer katholischen und politischen Netzwerke
Parallel title (eng)
Continuities and discontinuities of the catholic, German-national intellectuals in the years 1930 to 1965 ; their rise and fall in that period, specifically describing Dr. Anton Boehm, Dr. Theodor
Author
Brigitte Behal
Adviser
Lorenz Mikoletzky
Assessor
Lorenz Mikoletzky
Assessor
Lothar Höbelt
Abstract (deu)
Die Arbeit geht der Frage nach, wie und warum katholische Intellektuelle, auch wenn sie Anhänger einer deutsch-nationalen Weltanschauung gewesen sind, sich an den Nationalsozialismus angeschlossen und diesen unterstützt hatten. Ihre Jugend im Spannungsfeld von römisch-katholischer Kirche und der austrofaschistischen Regierung einerseits und dem Nationalsozialismus andererseits, wird beschrieben. Anton Böhm und Theodor Veiter, in der Zeit des aufkommenden Nationalsozialismus bekannte Publizisten, hatten erheblichen Einfluss als katholische Jugend- bzw. Studentenführer. Als junge Studenten wurden sie von römisch-katholischen Prinzipien, wie Autorität, strikte Hierarchie and Antisemitismus geprägt, verbunden mit einer metaphysischen "Reichs"- und "Führer"-Artikulation. Einen weiteren Einflussfaktor stellte die deutsche Jugendbewegung dar. Das Konglomerat aus beiden Einflusssphären vermischt mit einer "völkischen" Ideologie und einer mentalen Aversion gegen Liberalismus, Sozialismus und Bolschewismus, führte eine junge österreichische Intelligenzschicht geradewegs in die NS-Bewegung, da die Nationalsozialisten weitgehende Veränderungen für die Zukunft versprachen. Die starke Orientierung der Nationalen in Richtung Deutsches Reich, ihre Beziehungen zu Nationalsozialisten und NS-Gruppierungen, ihr offizielles und illegales Agieren in Österreich bis zum Anschluss, werden aufgezeigt. Böhm und Veiter traten 1933 bzw. 1934 der NSDAP als illegale Mitglieder bei. Besonders Böhm, nach 1938 legales NSDAP Mitglied, wollte sich als "Brückenbauer", der einen modus vivendi zwischen katholischer Kirche und Nationalsozialismus suchte, profilieren. Von 1942 bis Kriegsende war er im Auswärtigen Amt in Berlin als Länderreferent für Südost-Europa und Kontaktmann zur Südosteuropa-Gesellschaft beschäftigt. Er pflegte enge Kontakte zu hohen und höchsten Sicherheitsdienst- und SS-Chargen. Seine spätere Behauptung, der Widerstandsgruppe des Kreisauer-Kreises angehört zu haben, konnte trotz intensiver Recherchen nicht nachgewiesen werden. Nach Kriegsende wurde Böhm im Internierungslager des US Counter Intelligence Corps Camp Marcus W. Orr bei Salzburg angehalten. Veiter war von 1940 bis 1945 als Leiter der Rechtsabteilung und juristischer Berater der NS-Geschäftsleitung in der Wiener Floridsdorfer-Lokomotivfabrik und im Rax-Werk tätig. Beide Betriebe gehörten zum nationalsozialistischen Rüstungskonzern Oscar Henschel. Veiter war Teil der Widerstandsgruppe ASTRA, ein besonderes Engagement in seiner Widerstandstätigkeit konnte nicht nachvollzogen werden. Mit dem Beginn der Zweiten Republik Österreich versuchten Böhm und Veiter sich ohne großen Erfolg wieder in Berufsleben und Gesellschaft zu re-integrieren. Es war augenscheinlich, und das bis ans Ende ihres Lebens - , dass sowohl bei Böhm als auch bei Veiter kein Abrücken von ihrer deutschnationalen und extrem links-feindlichen Weltanschauung zu verzeichnen war. Anton Böhm wurde schließlich in Deutschland Chefredakteur der äußerst konservativen Wochenschrift "Rheinischer Merkur". Veiter konnte sich im Rahmen der FUEV, "Federal Union of European Volksgruppen" (national minorities) und als internationaler Wissenschafter für Minderheitenprobleme einen Namen machen. Als Herausgeber der Schrift "Europa Ethnica", dem Journal der FUEV, verbreitete er weiterhin seine unveränderte politisch "rechte", völkische, Position. Verfehlungen in der Vergangenheit wollte weder Böhm noch Veiter kommentieren, ebenso verweigerten sie jede Auseinandersetzung darüber. Da sie sich keiner Schuld bewusst waren, sahen sie auch keinen Grund für eine Rechtfertigung.
Abstract (eng)
The submitted study gives answers to the question, how and why catholic intellectuals, considering they were "German-national"-minded, followed and supported National Socialism. Their youth in the hostile dissension between the Roman-Catholic Church and the Austrian fascist government on the one hand and National Socialism on the other hand up to the 'Anschluss' of 1938, is described. Anton Boehm and Theodor Veiter, well known publicists in the time of lingering National Socialism, had reasonable influence as leaders of young catholic groups and various university-leagues. As young students they were impressed with Roman-Catholic fundamental principles of authority, strict hierarchy and anti-Semitism, which were combined with a metaphysical "Reich-" and "Führer-"articulation. The German Youth Movement gave an additional push. These spheres of influence together with a "voelkische" ideology and a mental aversion to Liberalism, Socialism and Bolshewism, led the young Austrian 'intelligentia' into the NS-movement, since the Nazis promised a total change for the future. The strong national tendency towards the German "Reich", relations with leading NS personalities and groups, their official careers as well as the illegal actions of Boehm and Veiter until the annexation are shown. They joined the NS-Party as illegal members in 1933, respectively 1934. Especially Boehm, as a legal member of the NSDAP after 1938, considered himself a bridge function ("Brueckenbauer") in finding a modus vivendi between church and NS. Employed at the German Foreign Office from 1942 to 1945, he was responsible for German activities in the Balkans and acted as the connecting link to the "Southeast Europe Society" (SOEG). He had close connections to high ranking SD (NS-Intelligence Service) and SS personalities. His later claim, having been a member of the "Kreisauer Kreis" resistance group, could not be verified. After the end of World War II, Boehm was captured by the US army and arrested in a war crimes enclosure camp. From 1940 to 1945 Veiter had a job as manager of the legal department and as consulting lawyer for the NS-management in the "Wiener Lokomotivfabrik and Rax Werk". Both companies were affiliates of the German Oscar Henschel munition factories group. Veiter became part of a Viennese resistance group, "ASTRA", but an effective engagement for the resistance, which he also claimed for himself after the end of the "Third Reich", cannot be confirmed. With the beginning of the Second Austrian Republic, Boehm and Veiter tried to re-integrate into society and business with little success. It became evident that they, till the end of their lives - did not renounce their "German national" mind and continued to stick to their "anti-left-wing" position. Anton Boehm finally became chief editor of the extremely conservative periodical "Rheinischer Merkur" in Germany. Theodor Veiter was able to achieve reasonable positions in the FUEV, Federal Union for European Volksgruppen (national minorities), and became an international scientist for minority problems. As chief-editor of "Europa Ethnica", the journal of FUEV, he kept an unchanged political right-wing - "voelkische" -position. Both, Boehm and Veiter, did not want to commit their failures in the past and withdrew from every confrontation with it. In no way they felt guilty, so they did not see any reason for justifications.
Keywords (deu)
deutschnationale, katholische IntellektuelleBöhmVeiterAnnäherung an den NationalsozialismusMitwirkung im dritten ReichReintegration in die Zweite Republik Österreich
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1254531
rdau:P60550 (deu)
419 S. : Ill.
Number of pages
420
Members (1)
Title (deu)
Kontinuitäten und Diskontinuitäten deutsch-nationaler katholischer Eliten im Zeitraum 1930 -1965
ihr Weg und Wandel in diesen Jahren am Beispiel Dr. Anton Böhms, Dr. Theodor Veiters und ihrer katholischen und politischen Netzwerke
Parallel title (eng)
Continuities and discontinuities of the catholic, German-national intellectuals in the years 1930 to 1965 ; their rise and fall in that period, specifically describing Dr. Anton Boehm, Dr. Theodor
Author
Brigitte Behal
Abstract (deu)
Die Arbeit geht der Frage nach, wie und warum katholische Intellektuelle, auch wenn sie Anhänger einer deutsch-nationalen Weltanschauung gewesen sind, sich an den Nationalsozialismus angeschlossen und diesen unterstützt hatten. Ihre Jugend im Spannungsfeld von römisch-katholischer Kirche und der austrofaschistischen Regierung einerseits und dem Nationalsozialismus andererseits, wird beschrieben. Anton Böhm und Theodor Veiter, in der Zeit des aufkommenden Nationalsozialismus bekannte Publizisten, hatten erheblichen Einfluss als katholische Jugend- bzw. Studentenführer. Als junge Studenten wurden sie von römisch-katholischen Prinzipien, wie Autorität, strikte Hierarchie and Antisemitismus geprägt, verbunden mit einer metaphysischen "Reichs"- und "Führer"-Artikulation. Einen weiteren Einflussfaktor stellte die deutsche Jugendbewegung dar. Das Konglomerat aus beiden Einflusssphären vermischt mit einer "völkischen" Ideologie und einer mentalen Aversion gegen Liberalismus, Sozialismus und Bolschewismus, führte eine junge österreichische Intelligenzschicht geradewegs in die NS-Bewegung, da die Nationalsozialisten weitgehende Veränderungen für die Zukunft versprachen. Die starke Orientierung der Nationalen in Richtung Deutsches Reich, ihre Beziehungen zu Nationalsozialisten und NS-Gruppierungen, ihr offizielles und illegales Agieren in Österreich bis zum Anschluss, werden aufgezeigt. Böhm und Veiter traten 1933 bzw. 1934 der NSDAP als illegale Mitglieder bei. Besonders Böhm, nach 1938 legales NSDAP Mitglied, wollte sich als "Brückenbauer", der einen modus vivendi zwischen katholischer Kirche und Nationalsozialismus suchte, profilieren. Von 1942 bis Kriegsende war er im Auswärtigen Amt in Berlin als Länderreferent für Südost-Europa und Kontaktmann zur Südosteuropa-Gesellschaft beschäftigt. Er pflegte enge Kontakte zu hohen und höchsten Sicherheitsdienst- und SS-Chargen. Seine spätere Behauptung, der Widerstandsgruppe des Kreisauer-Kreises angehört zu haben, konnte trotz intensiver Recherchen nicht nachgewiesen werden. Nach Kriegsende wurde Böhm im Internierungslager des US Counter Intelligence Corps Camp Marcus W. Orr bei Salzburg angehalten. Veiter war von 1940 bis 1945 als Leiter der Rechtsabteilung und juristischer Berater der NS-Geschäftsleitung in der Wiener Floridsdorfer-Lokomotivfabrik und im Rax-Werk tätig. Beide Betriebe gehörten zum nationalsozialistischen Rüstungskonzern Oscar Henschel. Veiter war Teil der Widerstandsgruppe ASTRA, ein besonderes Engagement in seiner Widerstandstätigkeit konnte nicht nachvollzogen werden. Mit dem Beginn der Zweiten Republik Österreich versuchten Böhm und Veiter sich ohne großen Erfolg wieder in Berufsleben und Gesellschaft zu re-integrieren. Es war augenscheinlich, und das bis ans Ende ihres Lebens - , dass sowohl bei Böhm als auch bei Veiter kein Abrücken von ihrer deutschnationalen und extrem links-feindlichen Weltanschauung zu verzeichnen war. Anton Böhm wurde schließlich in Deutschland Chefredakteur der äußerst konservativen Wochenschrift "Rheinischer Merkur". Veiter konnte sich im Rahmen der FUEV, "Federal Union of European Volksgruppen" (national minorities) und als internationaler Wissenschafter für Minderheitenprobleme einen Namen machen. Als Herausgeber der Schrift "Europa Ethnica", dem Journal der FUEV, verbreitete er weiterhin seine unveränderte politisch "rechte", völkische, Position. Verfehlungen in der Vergangenheit wollte weder Böhm noch Veiter kommentieren, ebenso verweigerten sie jede Auseinandersetzung darüber. Da sie sich keiner Schuld bewusst waren, sahen sie auch keinen Grund für eine Rechtfertigung.
Abstract (eng)
The submitted study gives answers to the question, how and why catholic intellectuals, considering they were "German-national"-minded, followed and supported National Socialism. Their youth in the hostile dissension between the Roman-Catholic Church and the Austrian fascist government on the one hand and National Socialism on the other hand up to the 'Anschluss' of 1938, is described. Anton Boehm and Theodor Veiter, well known publicists in the time of lingering National Socialism, had reasonable influence as leaders of young catholic groups and various university-leagues. As young students they were impressed with Roman-Catholic fundamental principles of authority, strict hierarchy and anti-Semitism, which were combined with a metaphysical "Reich-" and "Führer-"articulation. The German Youth Movement gave an additional push. These spheres of influence together with a "voelkische" ideology and a mental aversion to Liberalism, Socialism and Bolshewism, led the young Austrian 'intelligentia' into the NS-movement, since the Nazis promised a total change for the future. The strong national tendency towards the German "Reich", relations with leading NS personalities and groups, their official careers as well as the illegal actions of Boehm and Veiter until the annexation are shown. They joined the NS-Party as illegal members in 1933, respectively 1934. Especially Boehm, as a legal member of the NSDAP after 1938, considered himself a bridge function ("Brueckenbauer") in finding a modus vivendi between church and NS. Employed at the German Foreign Office from 1942 to 1945, he was responsible for German activities in the Balkans and acted as the connecting link to the "Southeast Europe Society" (SOEG). He had close connections to high ranking SD (NS-Intelligence Service) and SS personalities. His later claim, having been a member of the "Kreisauer Kreis" resistance group, could not be verified. After the end of World War II, Boehm was captured by the US army and arrested in a war crimes enclosure camp. From 1940 to 1945 Veiter had a job as manager of the legal department and as consulting lawyer for the NS-management in the "Wiener Lokomotivfabrik and Rax Werk". Both companies were affiliates of the German Oscar Henschel munition factories group. Veiter became part of a Viennese resistance group, "ASTRA", but an effective engagement for the resistance, which he also claimed for himself after the end of the "Third Reich", cannot be confirmed. With the beginning of the Second Austrian Republic, Boehm and Veiter tried to re-integrate into society and business with little success. It became evident that they, till the end of their lives - did not renounce their "German national" mind and continued to stick to their "anti-left-wing" position. Anton Boehm finally became chief editor of the extremely conservative periodical "Rheinischer Merkur" in Germany. Theodor Veiter was able to achieve reasonable positions in the FUEV, Federal Union for European Volksgruppen (national minorities), and became an international scientist for minority problems. As chief-editor of "Europa Ethnica", the journal of FUEV, he kept an unchanged political right-wing - "voelkische" -position. Both, Boehm and Veiter, did not want to commit their failures in the past and withdrew from every confrontation with it. In no way they felt guilty, so they did not see any reason for justifications.
Keywords (deu)
deutschnationale, katholische IntellektuelleBöhmVeiterAnnäherung an den NationalsozialismusMitwirkung im dritten ReichReintegration in die Zweite Republik Österreich
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1254532
Number of pages
420