Abstract (deu)
Seit 1998 ermöglicht das österreichische Bundesheer Frauen die Ausbildung und Beschäftigung als Berufssoldatinnen. Betrachtet man jedoch die militärischen Strukturen, Praktiken und Diskurse, so stellt man fest, dass sich die Streitkräfte stark über "Männlichkeit" definieren. Die "Frau als Soldat" scheint einen Widerspruch darzustellen.
Wie sehen sich Frauen in Bezug auf ihre Genderidentität in einer von Männern dominierten und männlich konnotierten Institution wie dem Bundesheer? Welche Strategien entwickeln sie um sich anzupassen, zu integrieren, wo üben sie Kritik, handeln subversiv? Um diese Fragen zu beantworten wurden abgesehen von der Analyse wissenschaftlicher Literatur drei qualitative Expertinnengespräche und fünf problemfokussierte Interviews mit Frauen aus dem militärischen Feld geführt und ausgewertet. Ihre Genderidentitäten zeichnen sich durch zahlreiche Uneindeutigkeiten aus und unterwandern dichotome Vorstellungen von Geschlecht. Ihre Strategien richten sich in erster Linie auf Integration. Die Soldatinnen und Frauen in zivilen Funktionen des Bundesheeres entwickeln unter anderem frauenfeindliche Tendenzen, spielen Diskriminierungen herunter, identifizieren sich stark mit militärischen Werten und Normen. Das Netzwerken unter Frauen wird abgelehnt und um sich von negativen Weiblichkeitskonstruktionen zu distanzieren stellen sich die Interviewpartnerinnen als "Ausnahmen" dar. In wenigen Fällen kommt es zu Kritik an militärischen Praxen und zur Unterwanderung von Sexismen. Die Männlichkeit des Militärs bleibt trotz der Anwesenheit von Frauen intakt.