Abstract (deu)
Das Ziel meiner Diplomarbeit war, herauszufinden, ob und inwiefern der Interaktionsstil, Beziehung, Bindung, Persönlichkeit von Besitzer und Hund, und Stressmanagement sich gegenseitig beeinflussen. Dadurch, dass alle Wirbeltiere die gleichen sozialen Gehirnstrukturen und -funktionen teilen ist es möglich, dass auch zwischen Arten unterschiedlicher "Taxa", z.B. zwischen Menschen und Hunden "echte" soziale Beziehungen entstehen. Die Beziehung zwischen Besitzer und Hund scheint eine wichtige Rolle bei der Modulation von Hormonen zu spielen. "Stressmanagement" ist im Rahmen meiner Diplomarbeit als der verhaltensspezifische, sowie physiologische Aufwand, um eine Aufgabe zu lösen, definiert. Die Daten wurden innerhalb von drei Treffen mit 22 Besitzern, davon 10 männlich und 12 weiblich, zwischen 23 und 68 Jahren, und ihren mittelgroßen bis großen unkastrierten Rüden im Alter von 1,5 bis 6 Jahren, genommen. Das Verhalten von und Interaktionen zwischen Hund und Besitzer wurden während dreier Treffen, beim Besitzer daheim und in einem standardisiertem Raum, in verschiedenen Testsituationen beobachtet und gefilmt. Der Interaktionstil und die Performance während der Aufgaben, sowie die Persönlichkeit des Hundes wurden durch Beobachter-Beurteilung bewertet. Ein standardisierter Persönlichkeitsfragebogen, der NEO-FFI (Five-Factor Inventory) entwickelt von Costa und McCrae (1989), wurde verwendet, um die Persönlichkeit des Besitzer zu bestimmen. Ein Fragebogen bezüglich Bindung und Beziehung wurde von den Besitzern ausgefüllt. Weiters wurden für die Ermittlung von Kortisol von Besitzer und Hund Speichelproben in 20 Minuten Intervallen während der Treffen und während zwei Kontrolltagen genommen. Die Ergebnisse der Hormonanalysen zeigten, dass die Hunde während der ersten 20 Minuten des ersten Treffens gestresst waren. Somit scheint der soziale Stressor, in diesem Fall fremde Personen, die das Haus/die Wohnung betreten, ein beachtlicher Stressor zu sein. Weiters hatten z.B. Hunde von Mensch-Hund Dyaden, in denen sich Besitzer und Hund gegenseitig viel Aufmerksamkeit schenken und somit eine gute Beziehung haben, geringere Kortisolwerte, als jene, bei denen dies nicht der Fall war. Die Persönlichkeit des Hundes beeinflusste die Kortisolausschüttung des Besitzers, z.B. Besitzer mit einem vokalen und aggressiven Hund hatten höhere Kortisol Vormittags-Kontrollwerte. Weiters war Neurotizismus ein wichtiger Persönlichkeitsparameter, der nicht nur die Kortisolmodulation während des Alltages, sondern auch das Verhalten des Hundes während der Testsituationen beeinflusste. Der Interaktionsstil des Besitzers hatte nur einen geringen Einfluss auf das Stressmanagement in Mensch-Hund Dyaden. Folglich, wie Mensch-Hund Dyaden Aufgaben meistern und wie diese miteinander interagieren, hängt mit deren Beziehung, Bindung und Persönlichkeit beider zusammen. Meine Diplomarbeit bietet Belege dafür, dass man bei der Arbeit/beim Training mit Menschen und deren Hunden auf die Beziehung, Bindung und Persönlichkeit von Besitzer und Hund und auf die Geschlechterkonstellation des Besitzers fokussieren sollte. Weiters gibt sie Anlass für weitere Untersuchungen unter Berücksichtigung dieser Parameter.