Abstract (deu)
Die fortschreitende Wüstenbildung in allen Teilen der Welt ist eine der gravierendsten Auswirkungen der negativen Umweltveränderungen unserer Zeit (Kofi Annan 2006). Große Flächen natürlicher Vegetation und fruchtbaren Landes wurden vor allem im letzten Jahrhundert und überwiegend durch menschliche Aktivitäten zerstört. Die Rekultivierung solcher Flächen im Sinne der Wiederherstellung einer den Boden schützenden Vegetationsdecke erfordert neben einem ausreichenden Wasser- und Nährstoffangebot auch die Bereitstellung einer bestimmten Menge mikrobiell verwertbarer organischer Substanz. Die Humifizierung ist ein natürlicher Prozess, in dessen Verlauf Lignin (das am stärksten gegen mikrobiellen Abbau resistente pflanzliche Polymer) zu Huminstoffen umgewandelt wird, die letztlich eine wichtige Rolle bei der Keimung und dem Pflanzenwachstum spielen. Da in den meisten von Wind- und Wassererosion bzw. der daraus resultierenden Wüstenbildung betroffenen Gegenden gewöhnlich kaum geeignete organische Substanz in den erforderlichen Mengen zur Verfügung steht, sind andere, preiswerte Alternativen von großem Interesse. Eines der am aussichtsreichsten Materialien zur Herstellung von Humusersatzstoffen sind technische Lignine, die in bedeutenden Mengen als Abfallstoffe bei dem großtechnischen Prozess des Holzaufschlusses anfallen. Es ist seit einiger Zeit bekannt, dass technische Lignine durch Oxidation in wässriger ammoniakalischer Lösung (Ammonoxidation) in organomineralische Düngemittel mit Humuscharakter überführt werden können, die sich nicht nur für die Rekultivierung von degradierten Böden sondern auch z.B. im Zierpflanzenbau, im biologischen Landbau oder bei der Dachbegrünung einsetzen lassen. Da über die Art der Stickstoffbindung in ammonoxidierten Ligninen bisher nur wenig bekannt ist, diese Informationen jedoch zur Beurteilung des Mineralisationsverhaltens der Humusersatzstoffe im Boden benötigt werden, wurde im Rahmen der vorliegenden Arbeit versucht, detailliertere Kenntnisse über die Art des organisch gebundenen Stickstoffs zu erlangen. Dazu wurden ein technisches Lignin (Indulin ATTM; Kraft-Lignin) als auch eine Reihe von phenolischen Modellsubstanzen unter vergleichbaren Reaktionsbedingungen ammonoxidiert und die erhaltenen Produkte unter Nutzung verschiedener instrumentell-analytischer Verfahren wie UV/Vis Spektrometrie, Curiepunkt-Pyrolyse-GC/MS, GC/MS, Röntgenstrahl-Photoelektronenspektroskopie (XPS) und 15N CPMAS NMR Spektroskopie untersucht. Zur Untersuchung der Rolle des Stickstoffs bei der Lignin-Modifizierung wurden ausgewählte Edukte in wässriger Natriumhydroxid-Lösung statt Ammoniumhydroxid-Lösung oxidiert. Aus der Gesamtheit der durchgeführten Untersuchungen lässt sich schlussfolgern, dass offensichtlich der größte Anteil des organisch gebundenen Stickstoffs ammonoxidierter Lignine wie auch phenolischer Modellsubstanzen in amidischer Form vorliegt. Außerdem konnte pyrrolartig gebundener Stickstoff, Harnstoff, ein variabler, aber vergleichsweise kleiner Anteil Amine sowie ein größerer Anteil Ammoniumsalze nachgewiesen werden.