Abstract (deu)
Ziel der Arbeit Das österreichische Manga- und Anime-Fandom: Analyse des Wiener Animexx Stammtisches anhand des Gruppendiskussionsverfahrens ist es zu zeigen, worin die Mitglieder des Wiener Animexx Stammtisches die Faszination an Mangas und Animes sehen und inwieweit die Interaktion innerhalb der Gruppe diese Faszination verstärkt.
Als Forschungsfeld der Untersuchung dient das österreichische Manga- und Anime-Fandom. Da diese Szene sehr offen ist, konnte ich leicht Kontaktpersonen finden und meine Analyse ohne Probleme durchführen. Dass ich mich für den Wiener Animexx Stammtisch entschieden habe, liegt zum einen daran, dass die Mitglieder seit langer Zeit Manga- und Anime-Fans sind, zum anderen daran, dass es sich um eine kleine Gruppe innerhalb des allgemeinen Fandoms handelt, das in seiner Gesamtheit zu untersuchen nicht möglich gewesen wäre.
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in einen theoretischen und einen methodischen Teil. Das erste Kapitel dient zur kurzen Einführung in das Thema Manga und Anime. Ziel dieses Kapitels ist es vor allem, mit diesem Thema unvertrauten Lesern einen Überblick über das Thema zu geben. Im anschließenden Kapitel setze ich mich mit dem Phänomen Fandom auseinander. Zunächst wird von einer allgemeinen Definition ausgegangen, anschließend beschäftige ich mich näher mit dem deutschsprachigen Manga- und Anime-Fandom. Mittels Eigenrecherche (Besuch einer Convention) untersucht die Arbeit die Vielfältigkeit der unterschiedlichsten Aktivitäten (Fanzines, Cosplay, Anime Music Videos usw.) des Fandoms. Dieses Kapitel behandelt nicht nur die Fangemeinschaft und die Aktivitäten ihrer Mitglieder, sondern auch das Image und die Positionierung des Fandoms innerhalb der Gesellschaft.
Da der Wiener Animexx Stammtisch eine soziale Gruppe ist, dient das vierte Kapitel zur kurzen Einführung in dieses Thema. Die eine soziale Gruppe prägenden Elemente wie Gruppenstruktur, Gruppenführung, kollektive Identität usw. werden hier vorgestellt.
Den empirischen Teil dieser Arbeit bildet die Gruppendiskussion, die am 26. Oktober 2008 stattgefunden hat. Hierfür nahmen die sechs Mitglieder des Wiener Animexx Stammtisches an einer Gruppendiskussion teil, die auf Band aufgezeichnet, anschließend transkribiert und später mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet wurde. Die Ergebnisse der Untersuchung führen zu dem Schluss, dass die Faszination an Mangas und Animes sehr komplex und von Fan zu Fan unterschiedlich ist.
Eines der zentralen Untersuchungsergebnisse ist, dass die Besonderheit und Faszination des Stammtisches in der Mannigfaltigkeit der Zugangsmöglichkeiten der Mitglieder liegen. Der Zugang erfolgt aus sehr unterschiedlichen Bereichen, so sind beispielsweise drei Mitglieder des Wiener Animexx Stammtisches über eine Manga-/Anime-Serie zu der Fanszene gekommen, während zwei andere Mitglieder über das Studium der Japanologie dazu fanden.
Die Stammtischtreffen sind seit Beginn des Manga-Booms eine Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, sowohl was die Meinungen als auch was die Fanobjekte selbst anbelangt. Der Stammtisch, in dem das „Wir“-Gefühl sehr stark ausgeprägt ist, basiert auf persönlichen Beziehungen und Vereinbarungen. Sozialer Status wird durch auf persönlicher Basis gegründeten Sozialbeziehungen zwischen den Mitgliedern erreicht. Die Freiheit, authentisch bleiben zu dürfen, ist eine der wichtigsten Funktionen des Wiener Animexx Stammtisches.
Das deutschsprachige Manga- und Anime-Fandom wird von den Mitgliedern des Stammtisches als eine eigene „Gesellschaft“ gesehen, in der Vorlieben jeglicher Art akzeptiert werden und in der es keine Außenseiter gibt. Allerdings widerlegt die qualitative Inhaltsanalyse die Aussagen der Mitglieder, da sie sich selbst aufgrund ihrer langjährigen Mitgliedschaft im Fandom als „Elite“ sehen und sich von anderen Fandom-Mitgliedern, vor allem neuen, jüngeren Mitgliedern, sog. „Kiddys“ distanzieren.
Neben der Untersuchung des Wiener Animexx Stammtisches und des österreichischen Manga- und Anime-Fandoms wird die vorliegende Arbeit auch als Versuch gesehen, dem Leser einen Teil der aktuellen Jugend- und Popkultur in Österreich näher zu bringen und Vorurteilen entgegenzuwirken.