Abstract (deu)
Ziel dieser Diplomarbeit ist es über die Abundanz von Gomphocerus sibiricus sowie über deren Lebensraumpräferenzen zu berichten, basierend auf der Untersuchung von Inge Illich und Winding (1998). Dafür wurden im Juli 2008 in den Zillertaler Alpen, nahe der Berliner Hütte (2044 m), 89 Transsekte zu je 100 m² entlang des Höhengradienten von 1850 m und 2600 m untersucht. Nach Eingrenzung der Transsekte, Messung von Uhrzeit, Schattentemperatur und GPS-Lage der Transsekte, wurden die Untersuchungsflächen mit Hilfe des Streifsacks abgesucht. Um Doppelzählungen zu vermeiden, wurden die Adulttiere nach erfolgreicher Zählung aus dem Transsekt entfernt. Wurde ein Tier nicht gesichtet, sondern lediglich akustisch wahrgenommen, wurde dieses ebenso gezählt. Anschließend folgten Bestimmung der Hangexposition, Kategorisierung der Transsekte hinsichtlich ihrer Biotopzugehörigkeit (Definitionen nach Illich und Winding (1998): Almweide, alpiner Rasen, Bergmahd, Sträucher/Latschengebüsch, Kiesbank, Lägerflur, Niedermoor, Rohboden, Windkante und Zwergstrauchheide), Bodendeckungsgrad und Vegetations-/Habitatklassendeckung (Definitionen nach Illich und Winding (1998): Rohboden, Gräser/Kräuter, Zwergsträucher und Sträucher). Weiters wurde die durchschnittliche Vegetationshöhe der Transsekte ermittelt. Ebenso Ziel dieser Diplomarbeit ist es, etwaige geschlechterspezifische Unterschiede bezüglich Habitatspräferenzen von Gomphocerus sibiricus herauszufinden bzw. zu ermitteln ob die Individuendichte eines Geschlechts eine höhere ist, als die des anderen. Alle Kartierungen fanden ausschließlich an Schönwettertagen bei einer Schattenmindesttemperatur von 16 °C statt. Die Zählungen begannen meist zwischen 9.00 und 10.00 Uhr, sobald ein adultes Männchen beim Stridulieren gesichtet bzw. gehört wurde. Die Erhebungen endeten meist nachmittags zwischen 15.00 und 16.00 Uhr, oft aufgrund von plötzlichen Wetterumschwüngen bzw. den daraus resultierenden Stopp der Lautäußerung der Männchen.
Die Ergebnisse jener Untersuchung waren folgende: Die Verbreitung von Gomphocerus sibiricus innerhalb des Höhengradients von 1850 m und 2600 m zeigt keinerlei auffällige Präferenzen. Obwohl die meisten Individuen zwischen 2151 m und 2300 m gefunden werden konnten (durchschnittlich 9 Individuen/100 m²), war die Höhenkategorie von 1850 m bis 2000 m fast ebenso stark mit durchschnittlich 8 Individuen vertreten. Mit zunehmender Seehöhe, wurde auch die Individuendichte geringer. Der höchste Fund war auf 2441 m durch ein Weibchen zu verzeichnen. Die meisten Individuen konnten im Durchschnitt auf südexponierten Hängen gefunden werden Auch Transsekte ohne jegliche Exposition waren dicht besiedelt. Lediglich auf Nordhängen konnten keinerlei Heuschrecken gefunden werden. Männchen waren bezüglich Hangexposition nicht so wählerisch wie Weibchen. Demnach konnten auf Nord-Ost- und Westhängen noch Männchen gefunden werden, wenn auch in sehr geringer Anzahl.
Die präferierte Habitatklassenzusammensetzung von Gomphocerus sibircus besteht aus einem geringen prozentuellen Anteil an Rohboden (0-20%), sowie an Zwergsträuchern (21-40%) und einem großen Anteil an Gräsern und Kräutern (41-60%). Zu große Anteile an Rohboden und Zwergsträuchern resultierten in einer Abnahme der Individuendichte. Ebenso die Abnahme von geschlossener Vegetation, infolge steigender Höhenlage, verzeichnete eine Reduktion der durchschnittlichen Gesamtindividuendichte. Zwischen den Geschlechtern konnte kein eindeutiger Unterschied bezüglich Vorlieben von Habitatklassenzusammensetzung ausfindig gemacht werden.
Die Mehrzahl an Sibirischen Keulenschrecken konnten auf Almweiden gefunden werden (12 Individuen/100 m²). Windkanten (6 Individuen/ 100 m²) und alpine Rasen (4 Individuen/100 m²) waren auch stark von Gomphocerus sibiricus besiedelt, während Zwergstrauchheiden, Bergmähder und Lägerfluren im Durchschnitt nur von 3 Individuen pro Transsekt besiedelt wurden. Rohböden und Niedermoore wurden gänzlich gemieden. Wiederum wurden Männchen in anscheinend atypischen Biotoptypen kartiert, wo keinerlei Weibchen gefunden werden konnten. Dennoch ist der Präferenztrend zu Almweiden, Alpinen Rasen und Windkanten bei beiden Geschlechtern derselbe.
Die bevorzugte durchschnittliche Vegetationshöhe von Gomphocerus sibiricus liegt zwischen 10 cm und 20 cm mit 7 Individuen im Schnitt. Noch niederwüchsigere Vegetation von 0-10 cm wurde auch von durchschnittlich 6 Individuen/100 m² besiedelt. Eine zu hohe durchschnittliche Vegetationshöhe von 20-50 cm oder >50 cm wurde entweder kaum (Männchen) oder gar nicht (Weibchen) aufgesucht. Auch hier scheint das Toleranzspektrum der Männchen ein etwas größeres zu sein als das der Weibchen. Dennoch bevorzugen beide niederwüchsige Vegetation zwischen 0 cm und 20 cm.
Obwohl kaum herausragende Präferenzunterschiede zwischen Weibchen und Männchen herauszufinden waren, wurde dennoch die generelle Annahme, dass es mehr Insektenmännchen als Weibchen gibt, bestätigt. So wurden insgesamt 335 Männchen und 175 Weibchen kartiert und somit fast doppelt so viel Männchen wie Weibchen gefunden.
Die Arbeit bestätigt bestehende Annahmen über Gomphocerus sibircus und erweitert den aktuellen Wissensstand über die Verbreitung dieser Heuschrecken Art in Österreich.