Eine Traumsequenz charakterisiert sich durch ein zentrales Thema bzw. einen Wunsch. Meist stellt Lynch dieses Zentraltopik innerhalb der ersten 15 Minuten der Filmdauer vor. Die Eröffnungsszene von 'Eraserhead' erzählt über die Bedeutung und Wichtigkeit der "Man in the Planet"-Figur. Er kontrolliert die Traumnarration außerhalb des Bewusstseins des Protagonisten (Henry Spencer). Er fungiert als Sprecher für das Publikum und weiters als Henrys Unterbewusstsein. Der Zuschauer wird dadurch angehalten, den Film als Trauminhalt zu verstehen, welcher nicht aus dem Bewusstsein der Hauptfigur kontrolliert und gesteuert wird. Der zentrale Punkt in dieser Erzählung ist eine wurmähnliche Gestalt, die Henry Spencers Traum dominiert.
In Lynchs Werken bedeuten Schlaf und Träume Verneinungen und Unterdrückungen von Trauma und Realität. Traumsequenzen in 'Eraserhead' sind mit unkausalen Szenenhandlungen und unlogischen Weltordnungen verbunden. Zusätzliche Komponenten sind Tableaus und direkte erzählerische Traumreferenzen. Im Gegensatz zu 'Mulholland Drive', ist 'Eraserhead' nicht in zwei Story-Parts unterteilt.
'Mulholland Drives' erster Filmpart (120 Minuten lang) erzählt von einem Traum, der zwar als solcher ausgewiesen wird, trotzdem aber keine typischen Konventionen des Traumfilm-Genres wiedergibt. Das letzte Drittel des Films erzählt von einer sich vom Traum abhebenden Realität, die in ihrem fragmentarischen Stil traumartig wirkt. Der Wunscherfüllungsmoment des ersten Teils birgt die (sexuelle) Zusammenkunft von Betty und der amnestierten Rita. In der zweiten Phase des Spielfilms wird die zerstörerische Beziehungsgeschichte von der B-Schauspielerin Diane Selwyn (zuvor: Betty Elms) mit dem Hollywood-Starlet Camilla Rhodes (zuvor: Rita) erzählt. Traum- und Traumasequenzen sind in diesem Film hauptsächlich durch den Split in zwei Hauptfilmpassagen aufgeteilt: die Interaktion zieht die Grenzen. Trotz des Traumszenarios im ersten Teil wird durch stilistische Mittel und Erzählperspektiven immer wieder auf das "Wachleben" der Protagonistin und das tödliche Ende verwiesen. Der Rezipient wird durch die Methodik in Mulholland Drive dazu angehalten, eine ständige Diskussion und Re-Organisation von Traumcharakteristiken und "realistischen" Elementen vorzunehmen.
Obwohl 'Eraserhead' und 'Mulholland Drive' (stilistisch) differenzierte Interaktionen von Traum- und Traumasequenzen aufweisen, schlüpft der Zuschauer in beiden Filmen in die Rollen des Träumers und Psychotherapeuten. Er muss bereits vorgeführte Szenen in seinem Erinnerungsvermögen wieder aufrufen und sich noch nicht gezeigtes Zukunftsmaterial des Films "ausmalen". Der Rezipient kreiert einen eigenen Zeit- und Raumkomplex aus den Filmbildern und löst ein Puzzlespiel, das die Anwendung der eigenen Intuition erfordert.
Als Hauptprinzip sind Traumsequenzen in Lynchs Filmen mit Elementen des Traumas bespielt, egal ob sie nur als Vision im Kopf oder im Traumumfeld des Protagonisten verlagert sind.
Die Conclusio von Lynchs Traumerzählungen ist das Scheitern der Filmfiguren, die in einer Fluchtaktion in den Traum von Traumamotiven verfolgt werden. Traumaauslöser werden unbewusst reproduziert und in Träumen abgespielt. Sobald Traumabilder aufscheinen und die Desillusionierung einsetzt, verlagert sich die Narration entweder in Binnentraum-Sequenzen oder in die vollständige Auflösung der Traumerzählung.
Diese Arbeit enthält Standbilder aus folgenden DVD-Veröffentlichungen:
Eraserhead (1977). Lynch, David (Regie). Originalfassung, DVD, 2005, 86', USA: Absurda.
Mulholland Drive (2001). Lynch, David (Regie). Originalfassung, DVD, 2002, 145', USA: Universal.
David Lynch's 'Eraserhead' (1977) and 'Mulholland Drive' (2001) comprise sequences, that tell about a dream and refer to a trauma-related subject. This does not only concern the way of storytelling and filming but also the conclusions through the audience's reception. Before an interaction of dream and trauma characteristics is ascertainable, it needs to be clarified how Lynch screens those mental conditions.
A dream sequence is consisting and based on a central theme or wish. Mostly David Lynch introduces the central theme within the first 15 minutes of screen duration. The opening scene of 'Eraserhead' tells about the importance of the character who's mentioned in the credits as "Man in the Planet". He is in control of the dream narrative without instructing the main character (Henry Spencer) about his ruling position. The "Man in the Planet" serves as a speaker for the audience and Henry's subconscious. Through his role, the audience is motivated to consider that the dream content of this movie is not selected and managed consciously by the main character himself. The story needs to be decoded as a dream narrative by the audience. The central theme of 'Eraserhead' is a worm-like creature and its dominating role in Henry's dream.
Sleep and dreams are used as negations and repressions of trauma and reality. Dream sequences in 'Eraserhead' are accomponied by incoherent scene logics and orders. Tableaus and direct dream references by the characters are additional components of the dream sequences in this movie. Unlike 'Mulholland Drive', 'Eraserhead' is not divided into two story parts.
'Mulholland Drive's' first part (approx. 120 minutes) tells about a dream without using the conventions of the dream film genre, while the last third of the movie follows a dream-like logic, through its fragmentary storytelling. The wish fulfillment in the first part would be Betty Elms' intercourse with Rita, a woman who's suffering from amnesia. In the second part of the movie, the devastating relationship history of B-actress Diane Selwyn (formerly Betty Elms) and film star Camilla Rhodes (formerly Rita), a femme-fatale figure, is told. Dream and trauma sequences are mainly divided into two parts in this movie, the interaction draws the lines. Despite the dream, the first filmic part refers to Diane's waking life and the film's deathly ending. The viewer is forced to a consistent discussion and re-organization of dreams and "realistic elements".
Even though 'Eraserhead' and 'Mulholland Drive' show differential stylistic interactions of dream and trauma sequences, the viewer is involved in both film's narrative as a dreamer and psychotherapist through re-remembering screened scenes and picturing future scenes. The audience is left to solve a puzzle with its own intuition.
As a main principle, dream sequences in both films render traumatizing elements in the main character's mind and dream environment. The conclusion of this film discussion is that Lynch's protagonists inevitably fail at fleeing from their traumas through the action of dreaming. Trauma motifs are unconsciously reproduced and replayed in dreams. As soon as trauma images appear and disillusion sets in, the narrative is shifted, either to a dream-within-a-dream-scenario or the dream's ending.
This thesis contains screenshots of the following DVD film material:
Eraserhead (1977). Lynch, David (Regie). Original version, DVD, 2005, 86', USA: Absurda.
Mulholland Drive (2001). Lynch, David (Regie). Original version, DVD, 2002, 145', USA: Universal.
Eine Traumsequenz charakterisiert sich durch ein zentrales Thema bzw. einen Wunsch. Meist stellt Lynch dieses Zentraltopik innerhalb der ersten 15 Minuten der Filmdauer vor. Die Eröffnungsszene von 'Eraserhead' erzählt über die Bedeutung und Wichtigkeit der "Man in the Planet"-Figur. Er kontrolliert die Traumnarration außerhalb des Bewusstseins des Protagonisten (Henry Spencer). Er fungiert als Sprecher für das Publikum und weiters als Henrys Unterbewusstsein. Der Zuschauer wird dadurch angehalten, den Film als Trauminhalt zu verstehen, welcher nicht aus dem Bewusstsein der Hauptfigur kontrolliert und gesteuert wird. Der zentrale Punkt in dieser Erzählung ist eine wurmähnliche Gestalt, die Henry Spencers Traum dominiert.
In Lynchs Werken bedeuten Schlaf und Träume Verneinungen und Unterdrückungen von Trauma und Realität. Traumsequenzen in 'Eraserhead' sind mit unkausalen Szenenhandlungen und unlogischen Weltordnungen verbunden. Zusätzliche Komponenten sind Tableaus und direkte erzählerische Traumreferenzen. Im Gegensatz zu 'Mulholland Drive', ist 'Eraserhead' nicht in zwei Story-Parts unterteilt.
'Mulholland Drives' erster Filmpart (120 Minuten lang) erzählt von einem Traum, der zwar als solcher ausgewiesen wird, trotzdem aber keine typischen Konventionen des Traumfilm-Genres wiedergibt. Das letzte Drittel des Films erzählt von einer sich vom Traum abhebenden Realität, die in ihrem fragmentarischen Stil traumartig wirkt. Der Wunscherfüllungsmoment des ersten Teils birgt die (sexuelle) Zusammenkunft von Betty und der amnestierten Rita. In der zweiten Phase des Spielfilms wird die zerstörerische Beziehungsgeschichte von der B-Schauspielerin Diane Selwyn (zuvor: Betty Elms) mit dem Hollywood-Starlet Camilla Rhodes (zuvor: Rita) erzählt. Traum- und Traumasequenzen sind in diesem Film hauptsächlich durch den Split in zwei Hauptfilmpassagen aufgeteilt: die Interaktion zieht die Grenzen. Trotz des Traumszenarios im ersten Teil wird durch stilistische Mittel und Erzählperspektiven immer wieder auf das "Wachleben" der Protagonistin und das tödliche Ende verwiesen. Der Rezipient wird durch die Methodik in Mulholland Drive dazu angehalten, eine ständige Diskussion und Re-Organisation von Traumcharakteristiken und "realistischen" Elementen vorzunehmen.
Obwohl 'Eraserhead' und 'Mulholland Drive' (stilistisch) differenzierte Interaktionen von Traum- und Traumasequenzen aufweisen, schlüpft der Zuschauer in beiden Filmen in die Rollen des Träumers und Psychotherapeuten. Er muss bereits vorgeführte Szenen in seinem Erinnerungsvermögen wieder aufrufen und sich noch nicht gezeigtes Zukunftsmaterial des Films "ausmalen". Der Rezipient kreiert einen eigenen Zeit- und Raumkomplex aus den Filmbildern und löst ein Puzzlespiel, das die Anwendung der eigenen Intuition erfordert.
Als Hauptprinzip sind Traumsequenzen in Lynchs Filmen mit Elementen des Traumas bespielt, egal ob sie nur als Vision im Kopf oder im Traumumfeld des Protagonisten verlagert sind.
Die Conclusio von Lynchs Traumerzählungen ist das Scheitern der Filmfiguren, die in einer Fluchtaktion in den Traum von Traumamotiven verfolgt werden. Traumaauslöser werden unbewusst reproduziert und in Träumen abgespielt. Sobald Traumabilder aufscheinen und die Desillusionierung einsetzt, verlagert sich die Narration entweder in Binnentraum-Sequenzen oder in die vollständige Auflösung der Traumerzählung.
Diese Arbeit enthält Standbilder aus folgenden DVD-Veröffentlichungen:
Eraserhead (1977). Lynch, David (Regie). Originalfassung, DVD, 2005, 86', USA: Absurda.
Mulholland Drive (2001). Lynch, David (Regie). Originalfassung, DVD, 2002, 145', USA: Universal.
David Lynch's 'Eraserhead' (1977) and 'Mulholland Drive' (2001) comprise sequences, that tell about a dream and refer to a trauma-related subject. This does not only concern the way of storytelling and filming but also the conclusions through the audience's reception. Before an interaction of dream and trauma characteristics is ascertainable, it needs to be clarified how Lynch screens those mental conditions.
A dream sequence is consisting and based on a central theme or wish. Mostly David Lynch introduces the central theme within the first 15 minutes of screen duration. The opening scene of 'Eraserhead' tells about the importance of the character who's mentioned in the credits as "Man in the Planet". He is in control of the dream narrative without instructing the main character (Henry Spencer) about his ruling position. The "Man in the Planet" serves as a speaker for the audience and Henry's subconscious. Through his role, the audience is motivated to consider that the dream content of this movie is not selected and managed consciously by the main character himself. The story needs to be decoded as a dream narrative by the audience. The central theme of 'Eraserhead' is a worm-like creature and its dominating role in Henry's dream.
Sleep and dreams are used as negations and repressions of trauma and reality. Dream sequences in 'Eraserhead' are accomponied by incoherent scene logics and orders. Tableaus and direct dream references by the characters are additional components of the dream sequences in this movie. Unlike 'Mulholland Drive', 'Eraserhead' is not divided into two story parts.
'Mulholland Drive's' first part (approx. 120 minutes) tells about a dream without using the conventions of the dream film genre, while the last third of the movie follows a dream-like logic, through its fragmentary storytelling. The wish fulfillment in the first part would be Betty Elms' intercourse with Rita, a woman who's suffering from amnesia. In the second part of the movie, the devastating relationship history of B-actress Diane Selwyn (formerly Betty Elms) and film star Camilla Rhodes (formerly Rita), a femme-fatale figure, is told. Dream and trauma sequences are mainly divided into two parts in this movie, the interaction draws the lines. Despite the dream, the first filmic part refers to Diane's waking life and the film's deathly ending. The viewer is forced to a consistent discussion and re-organization of dreams and "realistic elements".
Even though 'Eraserhead' and 'Mulholland Drive' show differential stylistic interactions of dream and trauma sequences, the viewer is involved in both film's narrative as a dreamer and psychotherapist through re-remembering screened scenes and picturing future scenes. The audience is left to solve a puzzle with its own intuition.
As a main principle, dream sequences in both films render traumatizing elements in the main character's mind and dream environment. The conclusion of this film discussion is that Lynch's protagonists inevitably fail at fleeing from their traumas through the action of dreaming. Trauma motifs are unconsciously reproduced and replayed in dreams. As soon as trauma images appear and disillusion sets in, the narrative is shifted, either to a dream-within-a-dream-scenario or the dream's ending.
This thesis contains screenshots of the following DVD film material:
Eraserhead (1977). Lynch, David (Regie). Original version, DVD, 2005, 86', USA: Absurda.
Mulholland Drive (2001). Lynch, David (Regie). Original version, DVD, 2002, 145', USA: Universal.