Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage des Unheimlichen in der chinesischen Avantgarde. Als Hilfsmittel dient die Farbe, mit besonderem Augenmerk auf die Farbe Rot. Rot (chin: hong) gilt als Farbe des Feuers und des Blutes. Mit ihr wird Ruhm, Glück, Energie und Wohlstand aber auch Aggression und Krieg verbunden.
Rot ist in China allgegenwärtig. Es füllt nicht nur den Großteil der chinesischen Fahne, umhüllt Mao Zedong in all seinen Porträts, und kann gleichzeitig auf Entzündungen im System oder auf Verletzungen hinweisen.
Anhand drei ausgewählter chinesischer Künstler, Yang Shaobin, Liu Wei und Yongbo Zhao, werden drei verschiedene Farben von Rot untersucht. Einmal Rot als Farbe der Gewalt, dann der Sexualität und am Ende als Farbe der Verwesung.
Einen ganz besonderen Zugang zu den Werken wurde mir dadurch eröffnet, dass ich den Künstlern via Email Fragen stellen konnte und sehr rasch Antwort erhielt. Der Fragekatalog und die jeweiligen Antworten sind der Arbeit angefügt.
Nach einer Auseinandersetzung mit dem Ursprung und der Herkunft des Wortes „unheimlich“, werden auch Aspekte aus Freuds Aufsatz über das Unheimliche von 1919 berücksichtigt. Unter Freuds Gesichtspunkt mit besonderer Rücksichtnahme auf psychoanalytische Aspekte werden die Werke der chinesischen Künstler genauer unter die Lupe genommen. Die Arbeit ist somit ein Versuch, neben den eigenen Aussagen der Künstler über ihre Werke, versteckte Zeichen zu entdecken und diese einmal als allgegenwärtigen Aspekt einer verdrängten, nicht aufgearbeiteten Vergangenheit zu deuten. Zum anderen versucht die Arbeit, einen älteren Status chinesischer Kultur- und Bildtraditionen in ihrem modernen Gewand zu erhellen.
Den Schluss der Arbeit bildet ein Exkurs über Ölmalerei, so wie die Bedeutung der Farben nach Johannes Itten und des Feng Shui.