Abstract (deu)
Die progressive Entwicklung bzw. der Bedeutungsgewinn sportlicher Aktivität im Kontext mit Gesundheitsförderung in den letzten beiden Jahrzehnten zeigt sich in verstärkender Ausdifferenzierung und Schwerpunktbildung auf wissenschaftlicher Ebene wie auch in Praxisfeldern des Gesundheitssports. Ausgangspunkt für diese Integration von Bewegung bzw. Sport als gesundheitsfördernde Interventionsmaßnahme sind strukturelle Veränderungsprozesse im Arbeits- bzw. Freizeitverhalten, demographischer Wandel sowie gesteigerte Prävalenz des metabolischen Syndroms bzw. degenerative Zivilisationserkrankungen infolge des Risikofaktors Inaktivität. Die vorliegende sportartspezifische Studie zeigt exemplarisch einen möglichen Weg der wissenschaftlich-interdisziplinären Annäherung, um jene gesundheitsrelevanten Aspekte aufzudecken, die aus einer Ausübung asiatischer Kampfkünste - illustriert am Beispiel karatespezifischer Sportaktivität - resultieren, wobei eine intensive Orientierung am integrativen Gesundheitsverständnis sowie an authentischen, biopsychosozialen Konzepten betreffend die Gesundheitsthematik bzw. -problematik gemäß des aktuellen Forschungsstandes angestrebt wird. Die breitgestreute wie inkonsistente Befundlage der allgemeinen Gesundheitsforschung einerseits und ein nahezu fehlendes fundiertes Wissen hinsichtlich gesundheitsbezogener Themenfelder in karatespezifischen Quellen andererseits stellen spezielle Anforderungen an innovative Erklärungsansätze bzw. eine systemisch-anthropologische Theoriebildung. Untersuchungsziel dieser Dissertation ist die Identifikation jener Einflussgrößen, die aus Sportlerperspektive für die Wirkung asiatischer Kampfkünste charakteristisch sind bzw. ein Indiz für gesundheitsrelevante Effekte einer Karateaktivität darstellen. Basierend auf dem interdisziplinären Literaturdiskurs erfolgt die Entwicklung eines theoretischen Anschauungsmodells betreffend mehrdimensionaler Wirkmechanismen, welches sowohl potentielle allgemeine wie karatespezifische psychophysische bzw. soziale Prädiktoren als auch unterschiedliche Gesundheitsmaße zuzüglich Verletzungs- bzw. Beschwerdenstatus und das Sportengagement bezeichnende Parameter integriert. Diesbezügliche deskriptiv-statistische Ergebnisse resultieren aus über 400 Datensätzen einer Online-Befragung von aktiven Karatekas aus Vereinen der österreichischen Bundes-Sportorganisation. Der gewählte faktoren- bzw. regressionsanalytische Methodenansatz liefert zwanzig extrahierte Faktoren, wobei anhand dreier Regressionsmodelle im Karatesegment „physisch-mentaler“, „sozialer Wirkungsaspekt“, „positive Befindlichkeitseffekte“; „soziale Unterstützung“; „spezifische Stressverarbeitungsstrategien“ und „karatebezogene Gesundheitswirkung“ bzw. im allgemeinen Einflussbereich „Lebenszufriedenheit“, „Selbstwert“, „Beschwerdenanzahl“, „regelmäßige Sportaktivität im Lebensverlauf“ sowie „emotionale Stress-Symptome“ als Prädiktoren der subjektiven Gesundheit herausstechen. In weiterführenden Analysen wurden sechs nachweislich gesundheitsrelevante Prädiktoren im Hinblick auf mögliche Unterschiede betreffend verschiedene - soziodemographische, fünf karatespezifische wie drei alternativ- bzw. gesamtsportliche - Selektionskriterien untersucht, mit dem Ergebnis, dass beim „Selbstwert“ und „physisch-mentalen karatespezifischen Wirkungsbereich“ jeweils geschlechtsspezifische Differenzen existieren, da Männer offensichtlich über ein stärker ausgeprägtes Selbstwertgefühl verfügen und intensivere Effekte des Karatetrainings betreffend die körperlich-psychische Gesundheitsdimension wahrnehmen.