Abstract (deu)
Diese qualitative Untersuchung beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit schwangere Frauen ihre ambivalenten Gefühle reflektieren können. Dafür wurden narrative Interviews mit fünf Frauen in ihrer ersten Schwangerschaft zwischen der 25. und 30. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Die Teilfragen befassen sich aufgrund der biographischen Rückschau der schwangeren Frauen mit der eigenen Kindheit und der Beziehung zur eigenen Mutter. Einen sehr wichtigen Stellenwert nahmen auch die Ambivalenzen der Frauen gegenüber ihrem ungeborenen Kind ein. Der dritte Schwerpunkt befasst sich mit den Reflexionen dieser ambivalenten Gefühle, wie sie wahrgenommen werden und ob darüber nachgedacht wird. Neben diesen Teilfragen wurden die Hypothesen aufgestellt, dass auch ohne dezidierte Nennung von Ambivalenzen in Textstellen unbewusste Ambivalenzen gefunden werden können, und dass bei ausschließlich positiven Schilderungen, die negativen Emotionen mit Hilfe von Abwehrmechanismen verdrängt werden. Ziel der Untersuchung war es herauszufinden, wie eine schwangere Frau mit ihren Emotionen in Hinblick auf ihre Ambivalenzen umgeht. Anhand der Literatur und der empirischen Untersuchung wurde versucht, sich an das Thema der ersten Schwangerschaft und die damit verbundenen Ambivalenzen heranzutasten. In einem zweiten Schritt wurde analysiert, inwieweit diese ambivalenten Emotionen bewusst oder unbewusst wahrgenommen und reflektiert werden. Es zeigte sich, dass auch psychisch gesunde Frauen mit einem „normalen“ Verlauf der Schwangerschaft und „normalen“ familiären und sozialen Gegebenheiten durchaus sehr viele Ambivalenzen verspüren. Aufgrund der eingesetzten Auswertungsmethode der Feinstrukturanalyse wurde es möglich, auch unbewusste Impulse und Tendenzen aufzuzeigen und psychoanalytisch zu analysieren. Es konnte festgestellt werden, dass ambivalente Emotionen nahezu nicht angesprochen und zugelassen, sondern negative Emotionen vorwiegend mit Hilfe von Abwehrmechanismen verdrängt wurden. Dadurch fiel es den schwangeren Frauen auch schwer darüber nachzudenken und ihre ambivalenten Emotionen zu reflektieren.