Abstract (deu)
Die Arbeit untersucht die geschlechtsspezifischen Aspekte von Wahlkampfkommunikation und stellt die Frage: Müssen politische Wahlkampagnen für Kandidatinnen anderes konzipiert werden als für Kandidaten. Dabei werden auf der Grundlage theoretischer Ansätze aus der Wahl- und der Wahlkampfforschung, empirischer Studien zur Kampagnenkonzeption und Ergebnissen aus internationalen Untersuchungen über geschlechtsspezifische Bedingungen der Wahlkampfführung Leitfäden für Expertengespräche aus der Wahlkampfpraxis entwickelt. Diese kommen in qualitativen Interviews zur Anwendung. Die zentralen Ergebnisse: Bedingt durch verschiedene Faktoren wie etwa die männliche Codierung des politischen Feldes, die Unterrepräsentanz von Frauen in politischen Strukturen oder den Widerspruch zwischen tradierten Vorstellungen von „Weiblichkeit“ bzw. von politischer „Führungsstärke“ müssen Kampagnen für Kandidatinnen in gewissen Bereichen anders gestaltet werden als für Kandidaten um die optimalen Bedingungen zur Stimmenmaximierung zu schaffen. Das gilt zum Beispiel in Bezug auf die Kampagnendramaturgie, die Inszenierung der/des Kandidaten/in, den Image-Aufbau und Zielgruppenansprache. So haben männliche Kandidaten eine größere Rollenvarianz zur Selbstdarstellung zur Verfügung. Kandidatinnen können dagegen politischen Wandel potentiell besser verkörpern. Sie können die Zielgruppe junge Frauen leichter für sich gewinnen, während Kandidaten einen Vorteil bei männlichen Wählern in eher konservativ geprägten, ländlichen Gebieten haben. Das größte Manko der weiblichen Kandidatinnen ist, dass ihnen generell weniger Kompetenz zugeschrieben wird als Kandidaten. Eine Strategie damit umzugehen, ist etwa der vermehrte Einsatz persönlicher und unvermittelter Kommunikation. Die Experteninterviews zeigen auch, dass Kandidatinnen mit Einblicken in ihr Privatleben ein höheres Risiko zur Polarisierung haben. Das Argument: „Die Zeit ist reif für eine Frau“ kann allerdings vor allem bei der Zielgruppe der jüngeren Frauen eine starke Wirkung erzeugen.