Abstract (deu)
Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Erweiterung des wissenschaftlichen Erkenntnisstandes zur Bedeutung von Stress und dessen individueller und dyadischer Bewältigung für die Partnerschaftsqualität, insbesondere für den Bereich der Paarsexualität. Dazu wurden 114 heterosexuelle Paare zwischen 19 und 65 Jahren befragt. Die gewonnenen Ergebnisse sprechen für die noxische Bedeutung von Stress für Beziehungen. So ging ein höheres Stressausmaß mit mehr Streit innerhalb der Beziehung und einer niedrigeren partnerschaftlichen Kommunikationsqualität einher. Paare mit einem hohen Stresslevel waren mit ihrer Partnerschaft zudem weniger zufrieden und glücklich. Es sei jedoch betont, dass sich als Hauptprädiktor für die Partnerschaftsqualität das dyadische Coping und nicht das Ausmaß an Stress oder Alltagswidrigkeiten erwiesen hat. Insofern scheint die Fähigkeit eines Paares mit Belastungen umgehen zu können, entscheidend dafür, ob ihre Partnerschaftsqualität durch Stress eine Minderung erfährt oder nicht. Es hat sich durchwegs gezeigt, dass in Paarbeziehungen mit hoher Qualität mehr dyadisches Coping (z.B. Stresskommunikation, sich emotionale und sachbezogene Unterstützung gewähren, sich gegenseitig Aufgaben und Tätigkeiten abnehmen usw.) betrieben wird. Diese Ergebnisse weisen, im Einklang mit bisherigen Studien, auf die herausragende Bedeutung der positiven interpersonellen Stressbewältigung für die Qualität einer Paarbeziehung hin. Hinsichtlich geschlechtsspezifischer Unterschiede hat sich gezeigt, dass Frauen ein höheres Stressniveau angeben und dazu neigen häufiger ungünstigere Stressverarbeitungsstrategien einzusetzen. Bezüglich der Paarsexualität konnte nachgewiesen werden, dass sexuelle Zufriedenheit und Stressausmaß in einem negativen Verhältnis zueinander stehen. Die Libido der Frau scheint dabei auf Stresseffekte sensibler zu reagieren. Die Ergebnisse implizieren insgesamt, dass die Stärkung von dyadischen Copingkompetenzen im Rahmen der klinischen Intervention bei Paaren sehr bedeutsam ist.