Abstract (deu)
Fledermäuse nutzen Echoortung bei der nächtlichen Jagd und zur Orientierung. Es ist jedoch noch nicht bekannt, ob Echoortsrufe zusätzlich eine kommunikative Funktion besitzen, beispielsweise in der sozialen Interaktion zwischen Mitgliedern des gleichen Tagesquartiers. Im Prinzip scheint dies möglich, da Echoortungsrufe sich auf dem Niveau der Art, der Geschlechter, der Kolonien und der Individuen unterscheiden können. Wir untersuchten das Antwortverhalten der Kleinen Hasenmaulfledermaus (Noctilio albiventris) auf Echoortungsrufe bekannter und unbekannter Individuen der eigenen Art sowie auf Echoortungsrufe einer Fledermausart, die die gleichen Quartiere bewohnt, und einer Art, die gänzlich andere Quartiere bewohnt. Die Fledermäuse reagierten mit einem komplexen sozialen Verhaltensrepertoire auf die präsentieren Ortungsrufe und sie unterschieden sich signifikant in der Intensität des Antwortverhaltens gegenüber den verschiedenen Stimuluskategorien. Die stärkste Reaktion zeigten die Tiere gegenüber unbekannten Individuen der eigenen Art. Das Antwortverhalten war ebenfalls gegenüber arteigenen Individuen höher als gegenüber Tieren einer anderen Art. Soweit uns bekannt ist, ist dies das erste Mal, dass bei Fledermäusen soziales Verhalten als Antwort auf Echoortungsrufe gezeigt werden konnte. Unsere Daten liefern zudem erste Hinweise auf eine akustische Differenzierung der Fledermäuse zwischen bekannten und unbekannten Tieren der eigenen Art und anderen Arten. Akustische Analysen der Echoortungsrufe bestätigten, dass signifikante Unterschiede zwischen Rufen einzelner Individuen bestehen. Zudem fanden wir Hinweise auf Gruppensignaturen in den Echoortungsrufen von N. albiventris. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass Fledermäusen Echoortungsrufe zusätzlich dazu nutzt, um Art- und Gruppenzugehörigkeit sowie Individualität zu kommunizieren. Unsere Untersuchung weist auf das kommunikative Potential allgegenwärtiger Signale im Tierreich hin, die bisher als ‚Cues’ bezeichnet wurden. Daher sind wir der Meinung, dass wir durch Vertiefung unseres Verständnisses der multiplen Funktionen solcher Signale, weitere wichtige Einsichten zur Evolution der Kommunikation im Tierreich gewinnen können.