Abstract (deu)
Bei der vorliegenden kulturwissenschaftlichen Abschlussarbeit handelt es sich um einen ethnographischen Text, in dem die Ergebnisse einer von mir im August 2007 in Nordkalabrien realisierten Feldforschung präsentiert werden. Thematisiert wird darin zum einen das auf Methoden wie teilnehmende Beobachtung und das Führen eines Feldtagebuchs gestützte, eigene Herangehen an die fremde Kultur; zum anderen wird den Stimmen lokaler Akteurinnen und Akteure als Erzählende biographischer Interviews wie auch als Expertinnen und Experten selbstethnographischer Diskussionen und Vorträge ein prominenter Platz eingeräumt. Entlang des roten Fadens vorgefundener Formen popularer Musikpraxis und begleitet vom “vorindustriellen” Klang der Zampogna, einem traditionellen Dudelsack-Instrument Mittel- und Süditaliens, eröffnet sich ein Panorama, in dem Lebenserzählungen von Frauen und Männern ebenso Raum finden wie Ausschnitte aus Gesprächen über lokal relevante Themen und Probleme. So erfährt man vom Prozess des Hineinwachsens Einzelner in die lokale Volksmusik-Tradition, von individuellen (männlichen) Erfahrungen mit Arbeitsmigration sowie von weiblichen und männlichen Lebensentwürfen, die einen Rückblick auf das Albidona der 1970er und 1980er Jahre gewähren und zugleich dem Wandel genderspezifischer Rollenbilder oder dörflicher Festkultur auf der Spur sind. Im Gespräch mit den Redakteuren einer Lokalzeitung kommen Strukturprobleme einer sich seit Jahrzehnten als “Peripherie der Peripherie” wahrnehmenden Gegend Süditaliens zur Sprache. Schließlich wird einem deutschsprachigen Publikum das Verständnis des geschilderten kulturellen Kontextes durch Bezugnahme auf dessen Einbettung in einen von wissenschaftlichen bzw. künstlerischen italienischen Persönlichkeiten der Nachkriegszeit wie Ernesto de Martino, Carlo Levi oder Vittorio de Seta geprägten, musikethnologischen bzw. literarischen Diskurs erleichtert, der auch gegenwärtig noch bestimmend für lokale Identitäten scheint.