Abstract (deu)
Basierend auf den Grundlagen feministischer Frauen- und Geschlechterforschung, die anfangs Frauen als hilf- und machtlose Opfer eines patriarchalischen Massenmediensystems betrachtete, später jedoch die Frau als aktiv Handelnde definierte, die in massenmediale Kommunikationsprozesse eingreifen und diese beeinflussen kann, beschäftigt sich diese Arbeit mit dem dargestellten Bild der Frau in amerikanischen Spielfilmen und Fernsehserien. Es waren jedoch nicht nur die patriarchal geprägten filmischen Strukturen, die, parallel zur zweiten Frauenbewegung, feministische Kritik hervorriefen, sondern auch alt hergebrachte Subjektpositionen, die Frauen im Film beinahe ausschließlich als liebende und umsorgende Ehefrauen und Mütter darstellten, die sich nur selten aus ihrem häuslichen Umfeld entfernen durften. Wagten sie es doch, den ihnen zugestandenen Raum zu verlassen, so blieb ihnen letztendlich nur die Rückkehr in den heilen Schoß der Familie oder der eigene Untergang. Gleichzeitig wurde die Forderung laut, von tradierten Sehgewohnheiten Abstand zu nehmen, um patriarchal geprägte Strukturen durchbrechen zu können. Denn liefere man sich bedingungslos den gezeigten Inhalten aus, so die Meinung feministischer Kritikerinnen, dann akzeptiere man auch deren männlich strukturierte Ordnungen, Normen und Werte. Ein erster Schritt in diese Richtung war die US-amerikanische Fernsehserie „Cagney und Lacey“, die von 1982 bis 1988 produziert wurde, und in der, unter Berücksichtigung der gelebten Wirklichkeit, erstmals ein realistisches, komplexes und somit identifizierbares Frauenbild angeboten wurde. Nicht nur, dass zwei Frauen als Hauptfiguren in den Mittelpunkt einer Hauptabend-Krimiserie gestellt wurden, wurden sie auch als arbeitende Frauen in einem männerdominierten Umfeld, die nebenbei eine Familie zu versorgen und private Beziehungen zu pflegen hatten, geschildert. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, aufzuzeigen, wie die beiden weiblichen Hauptfiguren inszeniert wurden, um ein realistisches Frauenbild präsentieren zu können. Dies wird an Hand der 22 Folgen der ersten deutschsprachigen Staffel mittels qualitativer Filmanalyse und im Besonderen mit der Methode der hermeneutischen Interpretation untersucht. Um jedoch einen Vergleich des Frauenbildes von „Cagney und Lacey“ mit den zuvor in Filmen und Fernsehserien präsentierten Bildern der Frau anstellen zu können, liefert ein Abriss der Filmgeschichte mit den dort vorzufindenden Darstellungen von Frauen, das nötige Hintergrundwissen. Eingegangen wird im Rahmen dieser Arbeit ebenso auf die verschiedenen Aspekte, unter denen die Frauenbilder in amerikanischen Spielfilmen betrachtet werden müssen. Ein genauer Blick auf die neuen und starken Filmheldinnen der 80er Jahre rundet diese Erläuterungen ab.
Fazit: Das dargestellte Frauenbild in „Cagney und Lacey“ wird weder durch Übernahme stereotyp männlicher Verhaltensweisen durch die Hauptdarstellerinnen erzeugt, noch durch komplette Aufgabe weiblicher Stereotypen. Vielmehr ist es die komplexe und der gelebten Wirklichkeit der 80er Jahre entsprechende Darstellung der weiblichen Hauptfiguren, die Christine Cagney und Mary Beth Lacey realistisch und als „echte Frauen“ wirken lässt.