Abstract (deu)
Humane Rhinoviren (HRVs) stellen die Hauptursache für grippale Infekte dar. Zurzeit
kursieren mehr als 100 Serotypen, welche aufgrund von Rezeptorspezifität in zwei Gruppen
unterteilt werden. Minor group HRVs erkennen Vertreter der „low-density lipoprotein
receptor“ (LDLR) Familie, major group Rhinoviren binden an „intercellular adhesion
molecule“ 1 (ICAM-1). Die Analyse von Rezeptorunterscheidung auf atomarem Level zeigte,
dass major group HRVs eine ICAM-1- Erkennungssignatur aufweisen, die in minor group
HRVs nicht aufscheint. Bei minor group HRVs ist ein Lysin streng konserviert, es kommt im
HI loop vonVP1 von allen Vertretern der minor group vor. Mit hoher Wahrscheinlichkeit
nimmt es eine Schlüsselrolle bei der Erkennung von LDL- Rezeptoren ein. Interessanterweise
kommt dieses Lysin auch bei HRVs vor, die an ICAM-1 binden; diese werden K-Typ Viren
genannt. Während der Charakterisierung der Rezeptorspezifität von K-Typ Viren fanden wir
heraus, dass HRV8 und HRV18 mit VLDLR- Konkatemeren interagieren können. Im
Vergleich zu HRV2 ist diese Interaktion allerdings viel schwächer, des Weiteren sind K-Typ
Viren nicht in der Lage an membranständige oder von Zellen präsentierte LDL- Rezeptoren
zu binden. Während der Überprüfung ob K-Typ Viren ICAM-1 defiziente
Rhabdomyosarcomazellen (RD) infizieren können, fiel auf, dass HRV54 in der Lage ist in
diesen Zellen zu replizieren. Infection inhibition assays gaben einen Hinweis darauf, dass
Heparansulfat-(HS) in die Zellerkennung durch HRV54 involviert sein könnte. Mithilfe von
Rezeptorblockade, Inhibierung der Sulfatierung, enzymatischem Verdau und Verwendung
von HS- defizienten Zelllinien zeigen wir, dass HRV54 Wildtyp (wt), ohne jegliche
Adaptierung, HS als alternativen Rezeptor nutzen kann. Infektion via HS ist allerdings im
Vergleich zu Infektion via ICAM-1 weniger effizient, vermutlich aufgrund von schlechterer
Virusaufnahme in die Zelle und Freisetzung des viralen Genoms. HRV54 ähnelt HRV2
bezüglich Säurelabilität. In ICAM-1- exprimierenden Zellen kann HRV54 auch in Gegenwart
des H+-ATPase- Inhibitors Bafilomycin A1 replizieren. In Zellen, die ICAM-1 nicht
exprimieren wird die Replikation von HRV54 durch Bafilomycin komplett blockiert. Folglich
nötigt der Gebrauch eines nicht katalytisch wirkenden Rezeptors das Virus zu erhöhter
Säurelabilität.
4
Dieser Bedarf an erhöhter Säurelabilität wurde auch bei HRV8, einem weiteren K-Typ Virus
Vertreter festgestellt. HRV8 kann ebenfalls mittels HS an RD Zellen binden und
aufgenommen werden, löst allerdings keine Infektion aus da das virale Genom nicht
freigesetzt wird.
Nach einigen Serienpassagen/ Blindpassagen wurde eine Variante (HRV8v) selektiert, die die
Fähigkeit in RD Zellen zu replizieren gewonnen hatte. HRV8 und HRV8v unterscheiden sich
stark bezüglich pH- Sensitivität, wobei HRV8 wt stabiler ist als HRV8v. Zusammengefasst
weisen diese Beobachtungen darauf hin, dass ein allgemeiner Trend bei HRVs besteht an HS
zu binden. Die Neigung an HS zu binden ist eng mit geringerer Säurestabilität verbunden, um
eine Konformationsänderung des Capsids auch ohne die Hilfe des diesbezüglich katalytisch
wirksamen Rezeptors ICAM-1 zu gewährleisten.
Minor group HRVs werden durch Clathrin- abhängige Endozytose in die Zelle aufgenommen,
für major group HRVs, und HRV- Serotypen, die an HS binden, ist der Mechanismus, durch
den sie in die Zelle aufgenommen werden weitgehend unbekannt. Wir charakterisierten daher
die Aufnahmemechanismen dieser Viren und der drei korrespondierenden Rezeptortypen.
Mittels konvokaler Immunofluoreszenzmikroskopie konnte gezeigt werden, das Viren, je
nachdem welcher Rezeptor benutzt wurde, in unterschiedliche Zellkompartimente
transportiert wurden. Durch Kombination dieser Technik mit Elektronenmikroskopie, der
Herstellung von dominant- negativen Mutanten, und der Austestung von pharmakologischen
Inhibitoren konnten wir zeigen, dass HRV14, als Repräsentant der major group HRVs, mittels
Dynamin- unabhängiger Makropinozytose in RD-ICAM Zellen aufgenommen wird und sich
an tubulären Zellmembraninvaginationen ansammelt. Aufnahme von HRV8 in RD Zellen,
vermittelt durch HS zeigt ähnliche Charakteristika bezüglich der Kolokalisation mit
Endozytosemarkern und den inhibitorischen Effekten von pharmakologisch aktiven
Substanzen. Die Aufnahme HRV8 ist aber im Gegensatz zum Zelleintritt von HRV14
abhängig von funktionellem Dynamin, des Weiteren wird HRV8 in vergleichsweise größeren
vesikulären Strukturen konzentriert. Das unterschiedliche Rezeptorbindungsverhalten und die
verschiedenen Invaginationsstrukturen bei der Aufnahme von HRV14 und HRV8
demonstrieren die Existenz von sowohl Dynamin- abhängiger als auch – unabhängiger
Makropinozytose in RD Zellen.