Abstract (deu)
Vergessene Dimensionen von Hegemonie: Geschlechterverhältnisse und
Subjektstandpunkte
Ausgangspunkt dieser Arbeit ist, dass Geschlechterverhältnisse und Subjektstandpunkte in
politisch-ökonomischen Analysen der Hegemonie neoliberaler Globalisierung vernachlässigt -
vergessen - werden und dass sie systematisch in die Debatte mit einbezogen werden müssen, um
Hegemoniekritik zu erweitern.
Pointiert formuliert verfolgt diese Arbeit zwei Anliegen:
1. Neoliberale Globalisierung beruht auf der Ausblendung der Kategorie Geschlechterverhältnisse
und befördert diese. Dieser Prozess ist so erfolgreich, dass selbst die (hegemoniekritische)
Forschung zu diesem Thema die Anwendung von 'Geschlechterverhältnissen' als
Wissens- und Erkenntniskategorie von Hegemonie bislang vernachlässigt hat. Die Reproduktion
dieser Leerstelle systematisch zu erklären und ihr eine theoretisch begründete Antwort zu
entgegnen, ist das erste Anliegen dieser Arbeit.
2. Die umfangreichen Forschungsarbeiten zu Neoliberalismus und Globalisierung bedürfen einer
subjektwissenschaftlichen und feministischen Fundierung, Ausarbeitung und Weiterentwicklung,
da sowohl die erfolgreiche Durchsetzung hegemonialer neoliberal-globaler Positionen als auch
deren Kritik auf der Aus- bzw. Einblendung der Erkenntniskategorien 'Geschlechterverhältnisse'
und 'Subjekt' beruhen. Theoretische Anschlüsse und Kategorien einer feministischen und
zugleich subjektwissenschaftlichen Theoriebildung zum Fragenkomplex neoliberaler Hegemonie
herzustellen, ist das zweite zentrale Anliegen dieser Arbeit.
Das erste Kapitel skizziert hegemonietheoretische Konzepte neoliberaler Globalisierung und
ihre Auslassungen. Es wird eine Systematik in den Ausblendungen hinsichtlich der
Geschlechterverhältnisse und der alltäglichen Reproduktion identifiziert, die als 'Muster der
Entknüpfung' (Hawthorn) konzeptionalisiert werden. In feministischer Perspektive werden
Geschlechterverhältnisse als entscheidende Knotenpunkte und Verdichtungspunkte der
Hegemonie neoliberaler Globalisierung gefasst. Das zweite Kapitel zeigt wie Geschlechterverhältnisse
als gesellschaftliche Produktions- , Denk- und Regulierungsformen, zur
Hegemoniebildung neoliberaler Globalisierung beitragen. Kapitel III schlägt vor, diese
Perspektive mit der Kategorie der Subjektpositionen zu verknüpfen. Damit wird ein Analyseinstrument
für Hegemoniebildung als Veränderung der Handlungs- und Reproduktionsmöglichkeiten
in die Debatte eingeführt. Die Kategorie der Subjektpositionen akzentuiert
Hegemoniebildungsprozesse sowohl in ihrer geschlechtsspezifischen als auch in ihre
subjektzugewandten Seite. Sie schafft ein Schanier, um die Veränderungen sowohl in ihren
politisch-ökonomisch, institutionellen Dimensionen, als auch als Veränderungen in den
individuellen Handlungsmöglichkeiten zu sehen, indem sie Muster der Privilegierung und
Marginalisierung von Subjektpositionen kenntlich macht. Kapitel IV zeigt, dass Hegemonie vom
Subjektstandpunkt eine weitere Übersetzung der Begrifflichkeiten erfordert, um die Strukturveränderungen
aus der Perspektive der Subjekte, analysierbar zu machen. Die vorgeschlagenen
Verknüpfungen und Erweiterungen machen Hegemonie auch als Frage nach den neuen
Widersprüchen um Handlungsfähigkeit analysierbar. Sie fordern eine programmatische von
Trennungen - zwischen den wissenschaftlichen Disziplinen, zwischen subjekt- und
politikwissenschaftlichen Perspektiven usw. - um den Blick auf die alltägliche Reproduktion
von Hegemonie zu schärfen.