Abstract (deu)
Die moderne Republik Jemen, erst 1990 durch die Vereinigung des Süd- und Nordteils entstanden, ist ein faszinierendes Land im Herzen einer geopolitisch sehr sensiblen Region. Dennoch ist hierzulande nur sehr wenig über Jemen und dessen politisches System bekannt. In einem ersten Schritt werden in dieser Arbeit daher Besonderheiten der jemenitischen Politik und Gesellschaft, wie etwa die Stamm-Staat Beziehungen, die institutionalisierte Informalität und der Patrimonialismus analysiert sowie geschichtliche und gesellschaftliche Besonderheiten beschrieben. Dabei wird deutlich, dass die Republik zahlreichen Problemen wie beispielsweise Ressourcenknappheit (ganz dramatisch zeigt sich dies bei Trinkwasser), Separatismus, Abhängigkeit von Ölexport und Terrorismus gegenübersteht. Das Hauptaugenmerk der Arbeit liegt jedoch auf einer zusätzlichen, von außen hinzutretenden und bisher vernachlässigten Dimension von Herausforderungen für den jemenitischen Staat und dessen Bevölkerung. Denn nur wenige Kilometer vor der Küste Jemens, durch den Golf von Aden getrennt, liegt Somalia. Ein Land das seit dem Sturz des Regimes von Siad Barre als Lehrbuchbeispiel eines sogenannten „failed States“ bezeichnet werden kann. Die anhaltend chaotischen, rechtlosen und humanitär katastrophalen Zustände in Somalia führen dazu, dass Nachbarstaaten, darunter besonders auch Jemen, mit massiven Auswirkungen des Konflikts konfrontiert sind. Innerhalb dieser Arbeit werden die transkontinentalen Auswirkungen des Konflikts in Somalia auf die Republik Jemen aufgezeigt und systematisch analysiert. Der Fokus liegt auf der Aufarbeitung von zwei sehr unterschiedlichen Thematiken, die beide ihre Ursache in Somalia haben. Dabei handelt es sich einerseits um den massiven Zustrom an Flüchtlingen von Somalia nach Jemen und andererseits die Situation der Piraterie am Golf von Aden. Diese stellen nicht nur die Republik Jemen, sondern auch die internationale Staatengemeinschaft vor bisher ungelöste Probleme. Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass die zunächst sehr verschieden anmutenden Themen eng miteinander verwoben sind und die ohnehin fragile Staatlichkeit des Jemens zusätzlich unterminieren. In weiterer Folge wird versucht, exemplarisch Reaktionsmöglichkeiten des Jemen, wie etwa Aufrüstung seiner militärischen Kapazitäten, eine Regimebildung oder einen „policy change“ aufzuzeigen und deren Nutzen und Kosten gegeneinander abzuwägen.