Abstract (deu)
„Kritik der deutschen Übersetzung des Romans Die Reiherkönigin. Ein Rap von Dorota Mawsłowska“
Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine Übersetzungskritik. Auf
wissenschaftlicher Basis soll hier die Übersetzungsleistung von Olaf Kühl anhand seiner
Übersetzung des Buches Die Reiherkönigin. Ein Rap aus dem Polnischen ins Deutsche
beurteilt werden. Autorin des Buches (Originaltitel Paw Królowej) ist die polnische
Schriftstellerin Dorota Masłowska. Für das Gewährleisten der Wissenschaftlichkeit meiner
Übersetzungsbeurteilung, wird von mir ein übersetzungskritisches Rahmenmodell als
Werkzeug herangezogen. Dabei handelt es sich um das übersetzungskritische Rahmenmodell
von Margret Ammann, dessen Konstitution und Funktionsweise im 1. KAPITEL dargelegt
wird. Hier werden vorerst jene linguistischen bzw. translationswissenschaftlichen Theorien
und Konzepte aufgezeigt, welcher sich Ammann für die Erstellung ihres funktionsorientierten
Modells bedient. Diese sind die Skopostheorie von Reiss/ Vermeer, die Theorie vom
translatorischen Handeln von Holz – Mänttäri, das Konzept der Scenes- and- Frames
Semantics von Fillmore und das Konzept des Modell – Lesers von Eco. Es wird erläutert,
inwiefern Ammann genannte Theorien und Konzepte für ihr übersetzungskritisches
Rahmenmodell nutzt, letztendlich wird auf das Modell selbst eingegangen und auf seine
praktischen Anwendungsmöglichkeiten verwiesen.
Das Objekt bzw. die Objekte meiner Analyse – also der übersetzte Roman und der Roman
in Originalsprache – ist bzw. sind in vieler Hinsicht interessant. Ein wichtiger Aspekt ist,
dass das Buch als Rap – Roman bezeichnet werden kann. Das bedeutet, dass in ihm zwei
vollkommen unterschiedliche Textgattungen (u.a. in formaler und literaturgeschichtlicher
Hinsicht) vereint werden – Traditionell vs Neuartig, eingeklemmt zwischen zwei Buchdeckel,
gezwungen zu einer textuellen Koexistenz. Man fragt sich, ob das überhaupt möglich ist bzw.
war es vielleicht in der Originalfassung möglich – aber in der Übersetzung …? Um das
beurteilen zu können, muss auch die Textgattung Rap, die in enger Beziehung zum
Sprachgebrauch bzw. zu kulturellen Praktiken Jugendlicher steht, gemeinsam mit diesen
(Sprachgebrauch und Praktiken) untersucht werden. Diese Untersuchungen finden sich im 2.
KAPITEL, wobei hier zuerst eine mögliche, varietätenlinguistische Erfassung des Phänomens
Jugendsprache dargelegt wird, und danach Rap als sprachkünstlerisches Produkt von
jugendsprachlichem Gebrauch untersucht wird, um letztendlich seine sprachlichen bzw.
literarischen Merkmale herauszuarbeiten, welche für die Beurteilung eines (übersetzten)
Raptextes bekannt sein müssen. Die Reiherkönigin ist, meines Wissens nach das erste - oder
zumindest das erste veröffentlichte - Werk seiner Art. Diese Neuartigkeit des Romans stellt
zweifellos eine zusätzliche Herausforderungskomponente beim Versuch einer sachgerechten
Kritik seiner Übersetzung dar.
Informationen über die Person der Autorin und ihr Schaffen werden im 3.KAPITEL der
Arbeit beleuchtet. Ich muss im Zuge meines übersetzungskritischen Vorgehens auch auf diese
Informationen zurückgreifen, da das Werk teilweise autobiographisch ist. Wissen über das
Leben und die Erfahrungen der Autorin, welche sie in ihrem Roman verarbeitet sind bis zu
einem gewissen Grad für die Übersetzungsbeurteilung demnach Voraussetzung. Im selben
Kapitel findet darüber hinaus auch die Beschäftigung mit dem Übersetzer Olaf Kühl und dem
Illustrator des Buches, Maciej Sieńczyk, statt. Olaf Kühl, der bisher alle Werke Masłowskas
ins Deutsche übersetzt hat, hat sich u. a. schriftlich zu seiner übersetzerischen Tätigkeit im
Bezug auf Masłowskas Werk(e) geäußert – diese sind für eine Beurteilung seiner Leistung
natürlich von Interesse. Zuletzt wird auf die illustratorische Tätigkeit von Maciej Sieńczyk
eingegangen. Er hat bisher alle Werke Masłowskas illustriert, so gehören für den polnischen
Leser Sieńczyks Illustrationen bereits untrennbar zu Masöowskas Werken - sie werden als
Gesamtkunstwerke rezipiert. In der deutschen Erstausgabe Der Reiherkönigin wurden
Sieńczyks Illustrationen nun erstmals übernommen, allerdings in modifizierter Form – auch
dies werde ich in der Gesamtbeurteilung des übersetzten Romans berücksichtigen. Es werden
sich in dieser Arbeit auch Abbildungen von Sieńczyks Werken finden.
Das 4. KAPITEL widmet sich dann letztendlich der Beurteilung der Übersetzung des
Romans. Es werden hier, mit Hauptaugenmerk auf die Figur des Protagonisten und auf die
Erzählerfigur, insgesamt siebzehn Schlüsselszenen (diese betreffen die Romanhandlung um
den Protagonisten, seine Begegnungen mit Nebencharakteren und die gesellschaftskritischen
Aussagen, welche durch die Handlung und das überzeichnet dargestellte Verhalten der
Figuren transportiert werden) und eine prägnanten textaussagebezogene Teileinheit der
Erzählerfigur herausgearbeitet, anhand welcher - nach Ammanns Modell - die
Romanrezeptionen des deutschen und polnischen Lesers analysiert und zuletzt
gegenübergestellt wird. Diese Gegenüberstellung führt dann zu einer Gesamtbeurteilung der
Übersetzung, die sich am Ende desselben Kapitels findet.