Abstract (deu)
Diese Diplomarbeit behandelt die Geschichte der politischen Gewalt in Kolumbien seit 1948 bis heute. Ich habe versucht, die Kontinuitäten und die Brüche sichtbar zu machen, welche die sozialen, politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen prägen, die dieser Gewalt seit der “Violencia”, dem blutigen Bürgerkrieg zwischen liberalen und konservativen Bauern (1948-1958) bis zur Bildung diverser linker Guerillagruppen und rechtsextremer Paramilitärs zugrundeliegen.
Breiter Raum wurde dabei der historischen Entwicklung und den unterschiedlichen Ideologien der zahlreichen Aufständischenbewegungen zuteil, die sich im Laufe der 1960-er und 1970-er Jahren als Reaktion auf die massive staatliche Repression sozialer und politischer Protestbewegungen gebildet haben. Dabei ging es mir nicht nur um eine Schilderung des politisch-militärischen-ideologischen Aspektes dieses Kampfes, sondern auch um die komplexen, stark von wirtschaftlichen Überlegungen geprägten Beziehungen dieser bewaffneten Gruppierungen zu den anderen bewaffneten Akteuren des Konflikts, den staatlichen Sicherheitskräften, den Paramilitärs und Drogenhändlern. Es wird auch untersucht, in welcher Weise die "normale" Gewalt des Drogenhandels die politische Gewalt beeinflusst hat, wobei dargelegt wird, dass der Drogenhandel – anders als vielfach dargestellt – zwar der Treibstoff des Konfliktes keineswegs aber dessen Ursache ist.
Wichtig war es für mich darzustellen, dass die politische Gewalt in Kolumbien zwar eine große Kontinuität besitzt, aber dass diese keineswegs eine ununterbrochene bewaffnete Konfrontation zwischen der Akteuren ohne jede Aussicht auf Frieden und Reintegration der Bewaffneten ins zivile Leben bedeutete. Vor diesem Hintergrund beleuchte ich die zahlreichen und oft sehr engagierten Friedensprozesse und die Gründe und Hintergründe ihres Scheiterns. Einen weiteren Schwerpunkt dieser Arbeit bildet die Darstellung des Konfliktes im Lichte seiner Internationalisierung und Globalisierung und vor dem Hintergrund der massiven direkten und indirekten Interventionen der Vereinigten Staaten. Letztlich ging es auch darum, die weit verbreitete Darstellung, wonach die politischen und sozialen Hintergründe dieses Konfliktes in einer weit zurückliegenden Vergangenheit verschwimmen und der Konflikt seinen politischen Charakter längst verloren und eine eigene Dynamik entwickelt habe, zu hinterfragen, und diesen politisch-sozialen Kontext wieder herzustellen.