Abstract (deu)
Mutationen im Ryanodin Rezeptor 1 (RYR1) von Skelettmuskelzellen sind die häufigste Ursache der malignen Hyperthermie (MH). Die MH ist eine genetisch bedingte Unverträglichkeit von volatilen Anästhetika und depolarisierenden Muskelrelaxantien, welche unbehandelt rasch zum Tod der anästhesierten Person führen kann. Die invasive und kostspielige MH Diagnostik mittels „in vitro Kontraktur Test“ (IVCT) – er basiert auf einer Muskelbiopsie – kann in bestimmten Fällen durch einen günstigeren genetischen Test ersetzt werden. Vorraussetzung dafür ist die Kenntnis der exakten Position, sowie die erwiesene Kausalität der Mutation. Ziel meiner Dissertation ist, Mutationen im RYR1 von österreichischen Personen mit MH Disposition zu identifizieren und deren Kausalität zu beweisen.
Methoden: Bei 81 Personen mit nachgewiesener Disposition zur MH wurde ein genomisches Screening der MH „hot spot“ Regionen 1 und 2 (Exon 2, 9, 17, 39, 45, 46) auf bekannte Mutationen durchgeführt, und bei einigen Individuen, bei denen keine der häufigsten MH Mutationen nachgewiesen werden konnte, die komplette codierende mRNA bzw. cDNA des RYR1 amplifiziert und sequenziert, um eventuell neue Mutationen außerhalb der „hot spots“ zu identifizieren. Zum Nachweis der Kausalität neu gefundener Mutationen, wurden Ca2+ Imaging Experimente mit Fura-2/AM als Ca2+ sensitiven Farbstoff, und Koffein, Chlorkresol und Halothan als spezifische Testsubstanzen durchgeführt.
Resultate: Im Rahmen des genomischen Screenings konnten die Missense Mutationen p.Arg614Cys (Exon 17) bei zwei Personen und p.Arg2458Cys (Exon 46) bei einer Person nachgewiesen werden.
Bei der kompletten Sequenzierung des RYR1 von vier MHS Individuen, wurden die Mutationen p.Trp3985Arg und p.Gln3756Glu (Familie A) (Kaufmann et al. 2008), p.Ala612Pro (Familie B), p.Arg2458His und p.Arg3348His (Familie C) gefunden. Bei einem MHS Individuum konnte keine Missense Mutation im RYR1 detektiert werden. Ca2+ Freisetzungs-Experimente ergaben, dass alle Missense Mutationen relativ zur MHN Kontrollgruppe (außer p.Gln3756Glu, welche lediglich ein Polymorphismus ist), einen niedrigeren Ec50 Wert für die getesteten Substanzen (außer Chlorkresol bei p.Arg3348His) aufwiesen. Weiters wurden die Missense Mutationen p.Ala400Pro und p.Arg2355Trp gefunden, welche neue Mutationen darstellen, deren funktionelle Charakterisierung jedoch noch ausständig ist.