Abstract (deu)
Der Kulturstandort Schloss Grafenegg befindet sich im Bezirk Krems im Bundesland Niederösterreich. Schon seit 1971 finden dort, jedoch anfangs unter sehr schwierigen Umständen, Kulturveranstaltungen statt. Die gesamte Schlossanlage war viele Jahre von der sowjetischen Armee belegt und in einem sehr ruinösen Zustand zurückgelassen worden. Bis dann erste Schlosskonzerte stattfinden konnten, bedurfte es intensiver Restaurierungsarbeiten. Die gesamte Schlossanlage wurde soweit renoviert, dass der Gartensaal, die Bibliothek, der Schlosshof und die Alte Reitschule zu beliebten Veranstaltungsorten wurden. Zu Beginn war der Standort noch eher unbekannt, als dann das Jahr 1976 den durchschlagenden Erfolg brachte. Die Gründung des „Grafenegger Advents“ und die damit verbundene Fernsehübertragung des Landestudios NÖ des ORF trug dazu bei, dass die Menschen schnell auf den besonderen Ort aufmerksam wurden. Im Verlauf der Jahre wurde ein sehr vielfältiges Jahresprogramm mit Konzerten, Lesungen, Feldmessen, Meisterkursen, etc. auf Schloss Grafenegg geboten. Um ein breit gefächertes Konzertprogramm bieten zu können, waren die Veranstalter auf die Förderungen des Landes NÖ und auf die Großzügigkeit des Schlossherrn stets angewiesen. Zum Ziel der Schlossveranstaltungen setzte man sich die Linie: Wenn man nach Grafenegg kommt, erwartet einen Das und Das nicht!“ Dieses Ziel wurde immer erreicht und bis heute beibehalten. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass das heutige Musik-Festival als Fortsetzung der „alten Schlosskonzerte“, nur auf ganz anderem finanziellen Niveau, anzusehen ist. Ohne die enormen Restaurierungsmaßnahmen und die großartige kulturelle Vorarbeit ab 1971 von Herrn Dr. Gerhard Großberger gäbe es wahrscheinlich das Musik-Festival heute nicht. Die Gründung des Musik-Festivals und der Grafenegg Kulturbetriebs GmbH erfolgte im Jahr 2007. Ein völlig neues Konzept wurde entwickelt, neue Veranstaltungsschauplätze wie Wolkenturm und Auditorium wurden gebaut. Rudolf Buchbinder als weltbekannter Pianist ist künstlerischer Leiter bzw. Intendant. Die Freundschaft von Rudolf Buchbinder zu Niederösterreichs LH Dr. Erwin Pröll spielt hier eine wesentliche Rolle. Die Kosten für den Ausbau wurden vom Land NÖ getragen. Die Investitionssumme für diese Projekte betrugen 25 Mio. Euro.
Das Programm und den Schwerpunkt des Musik-Festivals bilden Orchesterkonzerte, Kammerkonzerte, Recitals und Liederabende. Hauptaugenmerk wird auf erstklassige internationale Gastorchester und Gastsolisten gelegt. Jede Saison gibt es „Composer in Residence“, die ein Auftragswerk für das Festival komponieren und das auch uraufgeführt wird. Die „Orchestras in Residence“ sind das Tonkünstler Orchester NÖ, das „European Youth Chamber Orchestra“ und das „Mahler Chamber Orchestra“.
Hochwertige Orchester kann man bei Kauf einer Konzertkarte zu Preisen zwischen € 6,- und € 86,- hören. Dieses preisgünstige Angebot nutzten im Jahr 2007 13.644 Besucher und im Jahr 2008 15.600 Besucher. In kürzester Zeit wurde das Musik-Festival zu einem fixen Platz in der musikalischen Festivallandschaft Österreichs.
Die Auswertung der gesamten Konzertveranstaltungen seit 1971 wurde in dekadischen Schritten durchgeführt. Untersucht habe ich die Häufigkeit der auftretenden Orchester und Ensembles, die Häufigkeit der Besetzung, der aufgeführten Komponisten und Werke, die Häufigkeit der Gesangs- und Klavierinterpreten.
Grundlegend ist festzuhalten, dass in den Jahren 1971 bis 2006 hauptsächlich romantische Komponisten aufgeführt wurden. Meist in traditioneller Kammermusikbesetzung (Streicher) und in Ensemble mit Klavierbegleitung.
Das Tonkünstler Orchester Niederösterreich war damals schon ein so genanntes „Orchestra in Residence“. Robert Holl trat als häufigster Gesangsinterpret hervor.
Damals fanden die Konzerte von Mai bis Dezember statt. Heute wird das Musik-Festival an drei Wochen von Ende August bis Anfang September abgehalten. Erstmals ausgeweitet wurde die Musik-Festivalsaison 2009 auf den Musik-Sommer, der schon im Juni mit Samstagskonzerten beginnt und auch in Zukunft so beibehalten wird. Die damalige Veranstaltungsreihe der Schlosskonzerte lässt sich mit dem heutigen Konzept des Musik-Festivals nicht mehr vergleichen.
Die Zeit war eine andere und auch deren Inhalte.
„Es genügt nicht die Erwartung des Publikums zu erfüllen – man muss sie übertreffen!“
Rudolf Buchbinder