Abstract (deu)
Ausgangspunkt dieser Arbeit stellen die negativen Perzeptionen und Einschätzungsdiskrepanzen sozial auffälliger Grundschulkinder und Jugendlicher hinsichtlich der Qualität der Mutter-Kind-Interaktion dar. Ziel der vorliegenden Studie war es zu untersuchen, ob Urteile über die gemeinsame Interaktion von Müttern und Vorschulkindern in Abhängigkeit des Sozialverhaltens variieren. Dazu wurden die Perspektiven zur Interaktionsqualität von Müttern und sozial kompetenten (n = 23) und Müttern und sozial auffälligen (n = 27) Vier- bis Sechsjährigen mit dem Familien- und Kindergarteninteraktionstest (FIT-KIT; Sturzbecher & Freytag, 1999) erhoben. Die statistische Überprüfung mit einer zweifaktoriellen multivariaten Varianzanalyse mit Messwiederholung brachte hervor, dass Mütter im Vergleich zu ihren Kindern die Qualität der gemeinsamen Interaktion überschätzten. Zwischen auffälligen und unauffälligen Mutter-Kind-Dyaden konnten keine wesentlichen Unterschiede in der Einschätzung der Interaktionsqualität gefunden werden. Lediglich die Bewertung gemeinsamer Spaßsituationen fiel bei auffälligen Kinder und deren Mütter diskrepanter aus. Tendenziell unterlagen die Einschätzungen bei auffälligen Mutter-Kind-Paaren höheren Abweichungen, die einen negativen Verlauf mit zunehmendem Alter oder steigender Symptomstärke vermuten lassen. Werden in der psychologischen Praxis Interventionen gesetzt, welche eine Verbesserung der familiären Interaktionsmuster anstreben, ist aufgrund differierender Perzeptionen die Befragung aller Beteiligten zweckmäßig.