Abstract (deu)
Im Rahmen dieser Untersuchung wurde die Beurteilung von Schwarzafrikanern bezüglich dysgnather Gesichtsprofile prä- und postoperativ erhoben. Dabei ging es nicht allein um das ästhetische Urteil und um Attraktivitätswahrnehmung kaukasischer Gesichtsprofile mit Dysgnathie, sondern auch um die implizite Zuschreibung von Persönlichkeitseigenschaften.
109 Schwarzafrikaner in Malawi (Afrika) beurteilten jeweils 40 kaukasische Gesichtsprofile, von denen einige eine Progeniecharakteristik und andere eine Prognathiecharakteristik aufwiesen, jeweils vor und nach einem kieferchirurgischen Eingriff. Die Kontrollbilder zeigten Gesichtsprofile mit eugnather Charakteristik.
Jedes dieser Gesichter wurde auf acht Dimensionen beurteilt, von denen vier die Persönlichkeit und vier die Ästhetik betrafen. Jede Dimension enthielt zwei Gegenpole, die auf einer siebenstufigen Skala bewertet wurden (unschön – schön, unsympathisch – sympathisch, unattraktiv – attraktiv, unintelligent – intelligent, aggressiv – gutmütig, unselbstsicher – selbstsicher, brutal – nicht brutal, dominant – ruhig). Das Dysgnathie-Bildbeurteilungs-Testverfahren war in die Landessprache Chichewa übersetzt worden, die Erhebung wurde direkt in Malawi durchgeführt.
Die Studie ergab, dass sich die Urteile von Malawiern bezüglich kaukasischer Gesichtsprofile hinsichtlich einiger Dimensionen nach Geschlecht, Bildungsgrad und Alter unterscheiden. Generell wurden die kaukasischen Gesichtsprofile von männlichen Schwarzafrikanern als gutmütiger und gleichzeitig unselbstsicherer wahrgenommen als von weiblichen Schwarzafrikanern. Malawier mit geringer Bildung beurteilten die Gesichtsprofile generell als selbstsicherer als Malawier mit hoher Bildung. Weiters beurteilten sie Prognathiepatienten als sympathischer, schöner und weniger brutal als hochgebildete Malawier. Progeniepatienten wurden von Malawiern mit hoher Bildung als gutmütiger beurteilt. Korrigierte Progeniepatienten wurden von Malawiern mit hoher Bildung außerdem als attraktiver eingeschätzt als von niedrig gebildeten Malawiern. Ältere Malawier beurteilen die Prognathiepatienten und Progeniepatienten als weniger brutal als jüngere Malawier. Außerdem wurden Prognathiepatienten von älteren Malawiern zusätzlich als schöner, sympathischer, attraktiver und weniger dominant empfunden als von jüngeren Malawiern.
Bei der eingriffsspezifischen Bewertung zeigten sich Gruppenunterschiede. Prognathipatienten wurden am negativsten beurteilt, während Progeniepatienten ähnlich wie die Kontrollgruppe als schöner, sympathischer, attraktiver, intelligenter gutmütiger weniger brutal und weniger dominant eingeschätzt wurden als die Prognathiepatienten. Zwischen den Progeniepatienten und der Kontrollgruppe gab es weniger signifikante Unterschiede als zwischen den Prognathiepatienten und der Kontrollgruppe.
Der vorhandene Zeiteffekt weist darauf hin, dass Schwarzafrikaner die Patienten vor und nach der Operation unterschiedlich bewerteten. Prognathiepatienten wurden nach dem korrigierenden Eingriff als schöner, sympathischer, attraktiver, intelligenter, gutmütiger, weniger brutal und weniger dominant beurteilt. Progeniepatienten wurden als intelligenter, gutmütiger, weniger brutal und weniger dominant eingestuft.
Trotz der niedrigeren Bewertung der Prognathipatienten tendierten die Probanden dazu, kaukasischen Gesichtern generell überdurchschnittliche Werte zuzuordnen (es liegen alle Werte über dem Skalenmittelwert 4).
Es gab in dieser Untersuchung keinen Primacy-Effekt, d.h. das erste Bild im Dygnathie-Bildbeurteilungs-Testverfahren hatte keine Auswirkung auf die Bewertung der Folgebilder.