Abstract (deu)
Sowohl die Wissenschaftsforschung als auch die Geschlechterforschung zu Naturwissenschaften und Technik haben gezeigt, dass Naturwissenschaften eine zutiefst soziale, im hohen Grade vergeschlechtlichte Unternehmung sind. Verglichen mit anderen naturwissenschaftlichen Disziplinen gelten die physikalischen Wissenschaften als besonders maskulin geprägte Fächer. Derartige Vergeschlechtlichungen sind schon in den Ausbildungskontexten der Physik wirksam. Sie setzen sich in den Erkenntnis- und Forschungspraktiken der physikalischen Wissenschaften fort und bringen damit die ungleiche Geschlechterverteilung unter den ForscherInnen mit hervor, nämlich als Unterrepräsentanz von Frauen in der Physik.
Fragt man nach dem Zustandekommen der Vergeschlechtlichung von Physik, so sind neben den historischen Diskursen, die zu einer Symbolisierung der epistemischen Ideale der Physik als maskulin geführt haben, auch die zeitgenössischen öffentlichen Diskurse zu betrachten, in denen diskursive Prozesse der Vergeschlechtlichung stattfinden. Da Medien als Öffentlichkeitsakteure an der diskursiven Herstellung von sozialen Repräsentationen von Physik maßgeblich beteiligt sind, widmet sich die vorliegende Dissertation der Frage, wie die physikalischen Wissenschaften im Kontext massenmedialer Diskurse vergeschlechtlicht werden und auf welche Weise Physik und Geschlecht diskursiv ko-konstruiert werden. Auf diskursanalytischer Grundlage wird unter diesem Blickwinkel untersucht, wie Physik und PhysikerInnen in fünf verschiedenen deutschen Printmedien repräsentiert werden.
In den Ergebnissen der Studie hat sich herausgestellt, dass in den Medien Imaginationen von Physik vorherrschen, die die physikalischen Wissenschaften nach wie vor als maskulinisierende Praxis konstituieren und dabei gleichzeitig die sozialen Kontexte der physikalischen Wissensproduktion weitgehend ausblenden. Allerdings kann sich in den wenigen Artikeln, in denen soziale Kontexte von Physik berücksichtigt werden, die Vergeschlechtlichung von Physik zu weniger maskulinisierenden Zuschreibungen hin verschieben.