Diese Diplomarbeit leistet in einem transdisziplinär ausgerichteten Zugang einen Beitrag zur Wiener Theaterhistoriographie sowie zum deutschsprachigen bzw. österreichischen Orientalismusdiskurs im 19. Jahrhundert und befasst sich mit dem gegenwärtig beinahe unbekannten Autor und Diplomaten Murad Efendi (1836-1881). Er wurde unter dem usprünglichen Namen Franz von Werner in Wien geboren. Im Zuge seines Eintritts in die osmanische Armee nahm er den Namen Murad Efendi an und schlug schließlich eine diplomatische Laufbahn als osmanischer (General-)Konsul in verschiedenen europäischen Städten ein. Neben seiner diplomatischen Tätigkeit betätigte er sich auch als Schriftsteller. Vor allem als Autor historischer Tragödien genoss er in den 1870er Jahren einen gewissen kurzlebigen Erfolg und seine Stücke wurden im deutschsprachigen Raum mehrfach aufgeführt. Bald nach seinem Tod geriet er jedoch mehrheitlich in Vergessenheit. Murad Efendi reiste als Kosmopolit in Europa und dem so genannten Orient. Seine Erfahrungen aus langjährigen Aufenthalten im osmanischen Reich haben Eingang in sein literarisches Werk gefunden und dieses mitgeprägt. Er verarbeitete seine Eindrücke und Einblicke in und durch seine schriftstellerische Tätigkeit und drückte darin auch seine Bindung an seine zweite Heimat, die Türkei, aber auch an Österreich aus – vor allem in den beiden zentralen Werken mit Orientbezügen, das Drama Selim der Dritte und die Essaysammlung Türkische Skizzen. Diese Arbeit befasst sich in einem transdisziplinären Zugang mit Murad Efendi, seinem Werk und seiner Rezeptionsgeschichte. Zum einen wird die Positionierung des beinahe unbekannten Autors in der österreichischen/deutschen Theater- und Literaturgeschichtsschreibung untersucht. Ferner stehen Rezeption und Aufarbeitung der erhaltenen Quellen zur Inszenierung des Dramas Selim der Dritte am Wiener Burgtheater (1872) im Interesse. Zum Anderen beschäftigt sich diese Arbeit aus einer postkolonialen Perspektive mit den Orientbildern in Murad Efendis Werk und seiner angestrebten Rolle als kultureller Vermittler: Einerseits werden seine Darstellungen des „Orients“ in Selim der Dritte und den Türkischen Skizzen untersucht, andererseits die Murad- Efendi-Rezeption im deutschsprachigen Raum betrachtet. Als ambivalente Figur des Übergangs und als „Akteur des Wandels“ erfuhr der beinahe vergessene Autor in den letzten Jahren vermehrt Interesse.
Diese Diplomarbeit leistet in einem transdisziplinär ausgerichteten Zugang einen Beitrag zur Wiener Theaterhistoriographie sowie zum deutschsprachigen bzw. österreichischen Orientalismusdiskurs im 19. Jahrhundert und befasst sich mit dem gegenwärtig beinahe unbekannten Autor und Diplomaten Murad Efendi (1836-1881). Er wurde unter dem usprünglichen Namen Franz von Werner in Wien geboren. Im Zuge seines Eintritts in die osmanische Armee nahm er den Namen Murad Efendi an und schlug schließlich eine diplomatische Laufbahn als osmanischer (General-)Konsul in verschiedenen europäischen Städten ein. Neben seiner diplomatischen Tätigkeit betätigte er sich auch als Schriftsteller. Vor allem als Autor historischer Tragödien genoss er in den 1870er Jahren einen gewissen kurzlebigen Erfolg und seine Stücke wurden im deutschsprachigen Raum mehrfach aufgeführt. Bald nach seinem Tod geriet er jedoch mehrheitlich in Vergessenheit. Murad Efendi reiste als Kosmopolit in Europa und dem so genannten Orient. Seine Erfahrungen aus langjährigen Aufenthalten im osmanischen Reich haben Eingang in sein literarisches Werk gefunden und dieses mitgeprägt. Er verarbeitete seine Eindrücke und Einblicke in und durch seine schriftstellerische Tätigkeit und drückte darin auch seine Bindung an seine zweite Heimat, die Türkei, aber auch an Österreich aus – vor allem in den beiden zentralen Werken mit Orientbezügen, das Drama Selim der Dritte und die Essaysammlung Türkische Skizzen. Diese Arbeit befasst sich in einem transdisziplinären Zugang mit Murad Efendi, seinem Werk und seiner Rezeptionsgeschichte. Zum einen wird die Positionierung des beinahe unbekannten Autors in der österreichischen/deutschen Theater- und Literaturgeschichtsschreibung untersucht. Ferner stehen Rezeption und Aufarbeitung der erhaltenen Quellen zur Inszenierung des Dramas Selim der Dritte am Wiener Burgtheater (1872) im Interesse. Zum Anderen beschäftigt sich diese Arbeit aus einer postkolonialen Perspektive mit den Orientbildern in Murad Efendis Werk und seiner angestrebten Rolle als kultureller Vermittler: Einerseits werden seine Darstellungen des „Orients“ in Selim der Dritte und den Türkischen Skizzen untersucht, andererseits die Murad- Efendi-Rezeption im deutschsprachigen Raum betrachtet. Als ambivalente Figur des Übergangs und als „Akteur des Wandels“ erfuhr der beinahe vergessene Autor in den letzten Jahren vermehrt Interesse.