Abstract (deu)
Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit der nachhaltigen Regionalentwicklung einer strukturschwachen Region, dem Mühlviertel, durch biologischen Landbau.
Die ersten beiden Kapitel widmen sich dem inhaltlichen Hintergrund der Thematik sowie dem theoretischen und methodischen Zugang. Durch eine umfassende Literaturrecherche und neun leitfadengestützte Interviews sollten Erfolgsfaktoren identifiziert werden.
Kapitel drei befasst sich mit der Landwirtschaft in Österreich, in welcher in den vergangenen Jahrzehnten enorme Strukturveränderungen stattfanden. Die Bedeutung der Landwirtschaft sank, die Zahl der Beschäftigten reduzierte sich und es vollzog sich ein Trend von Vollerwerb zu Nebenerwerb.
Die biologische Landwirtschaft hingegen erlebte eine dynamische Entwicklung. In Kapitel vier folgt nach einer ausführlichen Definition des Begriffs ein Überblick über die Entwicklung des biologischen Landbaus in Europa, Österreich und dem Mühlviertel. Österreich war bis in die 1990er Jahre das europäische Land mit den höchsten Zuwachsraten und Flächenanteilen. Während die Zuwachsraten stagnierten, liegt Österreich 2007 mit einem Anteil an biologischer Fläche an der landwirtschaftlichen Nutzfläche von 13,37 Prozent europaweit nach Liechtenstein an zweiter Stelle. Innerhalb Österreichs stellt das Mühlviertel eine „biologische Hochburg“ dar. Neben den positiven Aspekten des biologischen Landbaus zeigt die Diplomarbeit auch negative Entwicklungen auf, wobei die Strukturen der biologischen der konventionellen Landwirtschaft immer ähnlicher werden. Diese Phänomene werden als Konventionalisierung bezeichnet.
In einer Gegenüberstellung von konventioneller und biologischer Landwirtschaft erläutert Kapitel fünf die positiven Auswirkungen des Biolandbaus auf die biotischen und abiotischen Ressourcen. Trotzdem ist es nicht die Intention dieser Arbeit, Polaritäten zwischen konventioneller österreichischer Landwirtschaft und Biolandbau zu schaffen.
Das nächste Kapitel widmet sich den Wechselwirkungen zwischen Ökolandbau und nachhaltiger Regionalentwicklung und zeigt auf, dass intensive Schnittstellen bestehen. Die Ziele der nachhaltigen Entwicklung sind mit jenen des biologischen Landbaus kompatibel, weiters können Querverbindungen in Gesellschaft und Vermarktung, sowie auf ökonomischer und politischer Ebene festgestellt werden.
Kapitel sieben beschäftigt sich mit dem Konzept der Bioregion, in dem sich eine Gruppe lokaler AkteurInnen das Ziel setzt, einen Beitrag zur sektorübergreifenden, nachhaltigen und integralen Regionalentwicklung zu leisten. Nach einer Beleuchtung von Struktur und Charakteristika von Bioregionen erfolgt eine Analyse der Potentiale des Mühlviertels für eine Bioregion, welche viel versprechend scheint. Die Etablierung einer Bioregion Mühlviertel wird derzeit vom Regionalmanagement Mühlviertel, Land Oberösterreich und den „LEADER“- Regionen forciert.
Kapitel acht geht auf Angebot und Nachfrage von biologischen Lebensmitteln ein. Die Nachfrage nach biologischen Lebensmitteln stieg seit dem Jahr 2000 stärker als das Angebot, der Umsatz verdreifachte sich zwischen den Jahren 2000 und 2007. Im Mühlviertel sind Potentiale im Bereich biologischer Kräuter, Schaf- und Ziegenmilch, Eier, Hühnerfleisch sowie Brotgetreide vorhanden.
Kapitel neun befasst sich mit der regionalen Produktion von biologischen Lebensmitteln im Mühlviertel. Während in Gunstlagen größere Erträge erzielt werden können, sind es im Mühlviertel spezielle Qualitäten. Regional erzeugte Produkte sollten gebündelt werden, um Leitprodukte positionieren zu können. Bio-Erzeugergemeinschaften könnten eine Erfolg versprechende Strategie darstellen.
Verschiedene Nachfragetrends, wie das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung oder Gesundheit, stellen Chancen für den Absatz von ökologischen Produkten dar. In Kapitel 10 werden verschiedene Absatzmärkte von Bio-Produkten behandelt. Vor allem regionale Bio-Vermarktungsinitiativen können in strukturschwachen Gebieten eine Möglichkeit sein, den Absatz von qualitativ hochwertigen Lebensmitteln zu fördern. Weiters wird in diesem Kapitel auf die Kennzeichnung von regionalen sowie biologischen Produkten eingegangen. Kennzeichnung sowie Kontrolle werden nicht als Schikane verstanden, sondern als ein Instrument, das Vertrauen bei KonsumentInnen erweckt.
In Kapitel 11 werden aus der vorliegenden Arbeit Erfolgsfaktoren abgeleitet. Besonders bedeutend erscheinen die Motivation, Authentizität und Bildung der am Regionalentwicklungsprozess beteiligten Personen sowie der Mühlviertler Bevölkerung. Bewusstseinsbildung ist hierfür ein wichtiger Baustein. Essentiell ist weiters ein positiver Kommunikationsstil. Dieser ist sowohl innerhalb einer Region, als auch nach außen wichtig. Einen elementaren Erfolgsfaktor stellen Verdichtung, Produktentwicklung und Veredelung von ökologischen Produkten dar. Viel versprechend könnten innovative Bio-Produkte sein. Weitere bedeutende Aspekte sind Kooperationen und Netzwerke, Tourismus und das Bilden einer Bioregion. An diese werden hohe Erwartungen geknüpft.
Die vorliegende Arbeit kommt in Kapitel 13 zu dem Ergebnis, dass Bio eine hohe Lösungskompetenz für viele globale und regionale Probleme besitzt und ein großes Potential für eine nachhaltige Regionalentwicklung des Mühlviertels aufweist.