Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit fasst die Ergebnisse von sieben Studien am Mineral Zirkon zusammen. Die Untersuchungen umfassen eine breite Palette von Phänomenen, wie (i) Veränderungen der Ramanspektren von Zirkon unter hohem Druck, (ii) Ursachen der an alterierten Zirkonen gelegentlich beobachteten defizienten Analysensummen und extrem niedrigen Elektronenrückstreuintensitäten, (iii) Mobilität/Stabilität von Radionukliden bei chemischen Alterationsprozessen, (iv) Ursachen der bei Ausheilungsexperimenten gelegentlich beobachteten thermische Dekomposition von Zirkon, (v) kristallchemische Effekte des Einbaus von Fe in Zirkon, und schließlich die Effekte von (vi) He-Ionen-Bestrahlung und (vii) Elektronenbestrahlung (letztere z.B. während der Elektronenstrahl-Mikrosonden-Analyse) auf die durch natürliche Selbstbestrahlung verursachten Strukturschäden in Zirkon. Der Diskussion der Forschungsergebnisse sind eine zusammenfassende Einführung zum Mineral Zirkon und eine kurze Beschreibung der verwendeten analytischen Methoden vorangestellt.
Die Ergebnisse der Druckexperimente (Anhang 1) tragen zum Verständnis der druckinduzierten Veränderungen der Ramanspektren strahlengeschädigter Zirkone bei. Es wurde festgestellt, dass die Breite der ν3(SiO4)-Schwingungsbande vom Druck weitgehend unbeeinflusst ist und der Strahlenschädigungsgrad der Probe mehr oder weniger unabhängig von Druck oder Stress widerspiegelt. Eine beobachtete signifikante Schwingungsbandenverbreiterung ist damit ein zuverlässiger Indikator für Strahlenschädigung. Dieses Ergebnis ermöglicht es, Raman-Analysen zur Evaluierung von Zirkoneinschlüssen in metamorphogenen Edelsteinen zu nutzen, insbesondere um mögliche Temperaturbehandlungen zu prüfen.
Defiziente Analysensummen bei der Elektronenmikronsondenanalyse werden in solchen Bereichen des Zirkons gemessen, in welchen die Elektronenrückstreuung deutlich erniedrigt ist; diese sind in den Elektronenrückstreubildern als dunkle, meist unregelmäßige Stellen erkennbar. Die Studie in Anhang 2 beschäftigt sich mit den chemischen und texturellen Ursachen dieses Phänomens. Es wurde festgestellt, dass die durch zu niedrige Summen gekennzeichneten Bereiche Wasser im Gewichtsprozentbereich enthalten und aus einem hochporösen Zirkonmaterial mit Poren im Nanometerbereich bestehen. Zusammen mit einer stark angestiegenen Konzentration an Fremdelementen (Fe, Ca, Al etc.) implizieren diese Beobachtungen, dass diese Zirkonbereiche durch chemische Alteration stark strahlengeschädigter Bereiche entstanden. Sowohl die zu niedrigen analytischen Summen als auch die stark verringerte Rückstreuelektronenintensität werden durch eine Kombination von erniedrigter mittlerer Ordnungszahl, dem Wassergehalt und der Porosität erklärt.
In einer Fallstudie zur chemischen Alteration von Zirkon (Anhang 3) wurde eine besonders niedrige Mobilität der Radionuklide festgestellt, die nicht den Verlust an Hauptelementen überstieg. Diese Beobachtung hat bedeutende Auswirkungen auf die Interpretation von U-Pb Isotopenanalysen (Geochronologie) und die Entwicklung von Material für die Lagerung von radioaktivem Abfall: der Verlust von Radionukliden bei chemischen Alterationsprozessen ist längst nicht immer so erheblich wie durch einige experimentelle Studien vorhergesagt.
Es ist bekannt, dass Zirkon bei Heizexperimenten in seine Oxidkomponenten zerfallen kann, und dass dies bereits bei relativ moderaten Temperaturen erfolgt, welche jene im Phasendiagramm deutlich unterschreiten. Die Stabilität von Zirkon bei 1400 °C wurde in einer Serie von Experimenten untersucht. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Zerfallsreaktion stark von der SiO2–Dampfaktivität im Reaktionsbehälter abhängt. Letztere sollte daher durch eine sorgfältige Auswahl der Probenbehälter und die Kontrolle der reaktiven Gase in der Reaktionsatmosphäre kontrolliert hochgehalten werden, um unbeabsichtigte Probendekomposition zu verhindern.
Eisen tritt in primärem Zirkon nur in Spurenelementkonzentrationen auf, in alterierten Proben kann es jedoch im Gewichtsprozentbereich vorliegen. Eine Studie (Anhang 5) widmete sich der Frage, ob hohe Eisenkonzentrationen in sekundären Zirkon eingebaut werden können. Es wurde gezeigt, dass synthetische, Fe-dotierte Zirkon-Einkristalle einen großen Teil des vorhandenen Eisens als Hämatit einbauen. Signifikante Eisenmengen (bis in den Zehntelprozentbereich) wurden jedoch auch auf Zwischengitterplätzen im Zirkongitter gefunden, wohingegen die Substitution von Zirkon-Gitterionen minimal ist. Es wurde daher gefolgert, dass Eisenanreicherung in sekundärem Zirkon in Form anderer Phasen erfolgt.
Die Bestrahlungsstudien, welche am Ende des Einführungskapitels kurz dargestellt sind, zeigten gegensätzliche Ergebnisse. Bestrahlung mit He resultierte in allen Fällen in einer Zunahme der Strahlenschädigung des Zirkon, erkennbar durch die Bildung von Emissionszentren und der Verbreiterung der Ramanbanden. Ein Ausheilen von bestehender Schädigung wurde nicht beobachtet. Elektronenbestrahlung mit moderaten Energien (20 kV) resultiert dagegen in einem partiellen Ausheilen von Strahlenschäden in vorgeschädigtem Zirkon. Strukturelle Untersuchungen (wie z.B. Mikro-Spektroskopie) sollten daher grundsätzlich vor der Elektronenstrahlmikrosondenanalyse durchgeführt werden, um verfälschte Ergebnisse zu vermeiden.
Dieses Doktoratsprojekt und insbesondere die sieben oben beschriebenen Studien führten zu neuen, wichtigen Ergebnissen, die zu unserem Kenntnisstand über natürlichen Zirkon und seine synthetischen Analoga beitragen. Diese Ergebnisse wurden in vier publizierten Arbeiten und einem eingereichten Manuskript dokumentiert, eine weitere Veröffentlichung ist derzeit in Vorbereitung. Die Ergebnisse werden sich besonders bei der Interpretation spektroskopischer und chemischer Analysen von Zirkon sowie zur Vermeidung analytischer Artefakte als nützlich erweisen. Mögliche zukünftige Forschungsrichtungen und Anwendungen werden diskutiert.