Abstract (deu)
In der vorliegenden Diplomarbeit wird der European Social Survey auf seine Güte für einen internationalen Vergleich getestet. Es wird überprüft, ob und in welchem Ausmaß eine Vergleichbarkeit der Daten, repräsentiert durch das Konzept der Äquivalenz, zwischen Deutschland, Großbritannien und Österreich möglich ist. Deutschland wurde hierbei in zwei separate Analyseeinheiten aufgeteilt, um einerseits möglichst homogene Untersuchungseinheiten für die Analyse im Sinne eines Most Different Systems Design zu verwenden. Die Überprüfung der erreichten Ebene der Äquivalenz des ESS wird exemplarisch anhand von zwei Skalen, die die Einstellung der Befragten zu Migration und die Meinung zu den Auswirkungen dieser für das Einwanderungsland messen durchgeführt. Es wird getestet, ob nationale Unterschiede und Gemeinsamkeiten bezüglich der betreffenden Einstellungen und Meinungen tatsächlich existieren, oder lediglich unter anderem auf Grund der Existenz von Verzerrungen im Ländervergleich zustande kommen.
Für die Beantwortung dieser Frage werden die Stichprobendesigns verglichen, die semantischen und pragmatischen Bedeutungen der Skalenitems, die Verteilungen in den Antworten, die interne und externe Konsistenz der Skalen, die Dimensionalität, die Faktorenstruktur und die Identität der Skalenwerte der zwei Skalen in den einzelnen Ländern untersucht. Für diesen Zweck kommen mehrere statistische Verfahren zur Anwendung, da diese unterschiedliche Vor- und Nachteile bezüglich der Entdeckung von Verzerrungen auf Ebene der Konstrukte und der einzelnen Items im Rahmen eines post hoc Ansatzes aufweisen.
Es wurde letztlich festgestellt, dass in allen Analyseeinheiten die Skalen eine vergleichbare Struktur aufweisen. Dies bedeutet, dass die beiden Skalen in den Analyseeinheiten funktional äquivalent sind, also die von ihnen gemessenen Konstrukte eine vergleichbare Beschaffenheit aufweisen. So können statistische Verfahren, die auf Korrelationen und Kovarianzen basieren, für die einzelnen Items angewandt und deren Ergebnisse zwischen den Ländern interpretiert werden. Da allerdings die Messeinheiten der Items nicht äquivalent sind, können keine Aussagen über länderspezifische Unterschiede auf der Ebene der latenten Konstrukte, deren Zusammenhänge mit anderen Konstrukten sowie Vergleiche von Absolutwerten gemacht werden.
Die hierfür notwendige Existenz identischer Skaleneinheiten und somit eine Messinvarianz aller Items konnte lediglich zwischen Großbritannien und Westdeutschland festgestellt werden. In Großbritannien, Westdeutschland und Österreich weisen fünf der sechs Items identische Skaleneinheiten auf. So wäre es hierbei möglich, die Einstellung der Befragten zur Migration zwischen diesen Untersuchungseinheiten zu vergleichen. Selbiges wurde zwischen Großbritannien und Ost- und Westdeutschland festgestellt. Es können allerdings nur die Meinungen der Befragten zu den Auswirkungen der Migration auf das Einwanderungsland niveauorientiert verglichen werden.
Das Ziel einer jeden international vergleichenden Umfragestudie sollte die Erreichung einer möglichst hohen Ebene der Äquivalenz sein. Diese Diplomarbeit hat jedoch gezeigt, dass dies kein leichtes Vorhaben darstellt, da eine Vielzahl an möglichen Fehlerquellen existiert, die die Ergebnisse eines internationalen Vergleichs verzerren können. So ist es leichter Verzerrungen zu entdecken als deren Ursachen zu bestimmen. Es wurde zudem deutlich, dass die Anwendung von statistischen Methoden nur einen Teilbeitrag zur Untersuchung der erreichten Ebene der Äquivalenz im Rahmen einer Sekundäranalyse leisten kann. Um Verzerrungen von Vergleichen wirklich zu minimieren, ist zudem auch ein adäquates Studiendesign und die Anwendung diverser a priori Techniken, wie zum Beispiel Pretests und Methodenexperimente, vonnöten. Nur so kann letztlich eine Minimierung der Verzerrungen beziehungsweise eine Maximierung der Äquivalenz der Daten sichergestellt werden.