Abstract (deu)
Bei all den in dieser Arbeit festgestellten Wurzeln, die das politische Wiener Theater
der dreißiger Jahre im Wiener Volkstheater des 19. Jahrhunderts, im Agitprop-Theater
der Sozialdemokratischen Partei und im Kabarett, hat, so zeigt sich doch, dass dieses
Theater eine Eigenheit entwickelt hat, die weder vorher noch in der Kabarettszene der
Nachkriegszeit zu finden ist: das in den Theaterabend integrierte Mittelstück - eine mit
spezifischen Merkmalen versehene Mischform aus Kabarett und Theater. Die
Mittelstücke Jura Soyfers mögen, ebenso wie die Hans Weigels, einer interessierten
Minderheit an Theaterbesuchern noch ein Begriff sein, die meisten Autoren der
Mittelstücke - wie Mostar, Metzl oder Königsgarten - sind aber längst in Vergessenheit
geraten. So wie ihre Autoren stehen die Mittelstücke stellvertretend für ein Theater des
Untergrunds, das nur in den Souterrainlokalen einiger Kaffeehäuser für kurze Zeit
überleben konnte. Der Wirkungskreis dieses Theaters war aufgrund der politischen
Situation stark begrenzt. Es war ein Theater, das von einer Minderheit gestaltet wurde,
und letztlich wieder nur eine Minderheit erreichen konnte. Trotz der starken
thematischen Verankerung der Mittelstücke in der politischen Situation der dreißiger
Jahre, ist eine Unabhängigkeit von der Prägung der Literatur durch eine bestimmte
Epoche spürbar. Diese gilt nicht nur für das Werk Jura Soyfers, sondern für die
Arbeiterdichtung dieser Zeit.