Abstract (deu)
Ziel der Studie war es, den Ist-Stand hinsichtlich der Gesundheit bei der Wiener Müllabfuhr festzustellen und mehrere Hypothesen, welche aus der vorliegenden Forschungsliteratur abgeleitet wurden, zu testen.
In Zusammenarbeit mit der MA48 wurde im Juni 2009 an alle in Wien tätigen Müllaufleger und Aufseher ein entsprechender Fragebogen ausgegeben, welcher viele Aspekte des Themas
Gesundheit, Arbeitssicherheit und Teamarbeit umfasste.
Insgesamt nahmen 466 der 892 Wiener Müllaufleger und 34 der rund 50 Aufseher an der Studie teil. Die Aufleger sind alle männlich, großteils 36 bis 45 Jahre alt, haben im Durchschnitt 15,44 Dienstjahre bei der MA48 hinter sich und arbeiten großteils in der Fraktion „Restmüll“ mit einem weiteren Müllaufleger zusammen. Die Aufseher sind auch alle Männer, überwiegend 26 bis 55 Jahre alt und haben zwischen 15 und 30 Dienstjahre bei der MA58 verbracht.
Bezüglich der aktuellen Gesundheitssituation der Wiener Müllaufleger konnte Folgendes festgestellt werden: Die Aufleger haben die meisten ärztlichen Diagnosen und die häufigsten und stärksten körperlichen Schmerzen in den Bereichen Nacken, Schulter, oberer Rücken, unterer Rücken und Knie. So hatte beispielsweise nur knapp jeder dritte Aufleger in den letzten12 Monaten keine Schmerzen im unteren Rücken. Es gibt in diesen Regionen auch einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Intensität und der Häufigkeit der Schmerzen. Die Müllaufleger fühlen sich auf ihre Arbeit körperlich gut vorbereitet, manchmal am Ende des Arbeitstages aber völlig erschöpft. Die wenigsten Aufleger fühlen sich am Ende eines Tages oft gestärkt und trainiert.
Bezüglich der Übernahme an Gesundheitsverantwortung kann gesagt werden, dass jeder Aufseher und fast alle Aufleger der Aussage „Ich übernehme selbst für meine Gesundheit Verantwortung“ zustimmten. Dies ist ein durchaus positives Ergebnis. Sieht man sich die Bewertung der Gesundheitskonzepte der Aufleger in Selbst- und Fremdbild an, so kann klar gesagt werden, dass die Aufseher sich selbst aktiver, nützlicher und positiver wahrnehmen, als dies die Aufleger tun.
Vergleicht man die Personen, die am meisten über Schmerzen berichten, mit denen, die dies am seltensten tun, so sieht man, dass die „Gesunden“ sich weniger auf ihrer Strecke belastet fühlen, ihren Arbeitsalltag weniger mit Stress verbunden sehen und es ihnen leichter fällt, unter Zeitdruck an ihre Körperhaltung zu denken.
Weiters sind Personen, die angeben selten Schmerzen zu haben, alles in allem zufriedener mit ihrer Tätigkeit, zeigen mehr Commitment mit der MA48 und haben weniger Angst ihren Arbeitsplatz oder ihre Originalstrecke bei Krankheit zu verlieren. Zur Beeinflussung des Faktors „Gesundheitswissen und Gesundheitsverantwortung“ kann gesagt werden, dass hier weder das Alter noch das Dienstalter noch die Qualifikation als Sicherheitsvertrauensperson noch die Fraktion eine Rolle spielen. Bei der Überprüfung, welche Faktoren einen Einfluss auf die Schmerzhäufigkeit haben, kann zusammenfassend festgestellt werden, dass das Alter und die abgeleisteten Dienstjahre wichtig sind, jedoch nicht die Fraktion, in der eine Person arbeitet. Weiters gibt es keinen Zusammenhang mit der Selbsteinschätzung in den Bereichen „Gesundheitswissen und Gesundheitsverantwortung“ und der Häufigkeit, mit der über Schmerzen berichtet wird.
Untersucht wurde auch der vermutete „Healthy worker (survivor)“-Effekt bei der Wiener Müllabfuhr. Es konnte jedoch kein entsprechender Effekt gefunden werden. Die Korrelation zwischen Dienstalter und Schmerzhäufigkeit ist grundsätzlich sogar schwach, aber signifikant positiv. Auch fühlen sich Personen mit vielen Dienstjahren eher körperlich schlechter auf ihre Arbeit vorbereitet.
Insgesamt kann das Bild einer Population gezeichnet werden, welche seit vielen Jahren körperliche Schwerstarbeit verrichtet, über entsprechende Schmerzen klagt und viel
Selbstverantwortung für ihre Gesundheit übernimmt.