Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit zeichnet mittels Auswertung der urkundlichen Überlieferung die Beziehungen Sigismunds von Luxemburg zu den Sechsstädten der Oberlausitz nach.
Die Autorin unternimmt dabei eine bisher für Sigismunds Regierung noch nicht erfolgte vergleichende Untersuchung der praktischen Umsetzung von Herrschaft durch landesherrliche Städte, wofür sie exemplarisch die Sechsbundstädte Bautzen, Görlitz, Zittau, Löbau, Lauban und Kamenz wählte.
Ein erstes Kapitel stellt Quellenlage, Forschungsstand und Fragestellung sowie die historische Ausgangslage vor, worauf eine Analyse der Funktionen der Sechsstädte und ihrer Bürger für das Königtum bzw. derjenigen des Königtums für Städte und Bürger folgt. Das letzte Kapitel arbeitet die Träger der Kommunikation zwischen Landesherrn und Städten heraus und stellt diese in den Kontext des königlichen Hofes.
Als Resultat ergibt sich eine differenzierte Bewertung der Rolle der Oberlausitz im politischen System Sigismunds. Die Autorin zeigt, wie die Beteiligten unter den Umständen einer „Herrschaft aus der Ferne“ versuchten, jeweils größtmöglichen Nutzen aus den phasenweise relativ intensiven Beziehungen zu ziehen. Besondere Bedeutung kommt dabei Sigismunds Rolle als Schiedsrichter und Legitimationsinstanz in lokalen Konkurrenz- und Konfliktsituationen zu. Die Zuschreibung dieser Funktionen ermöglichte es dem Herrscher seinerseits, die sechsstädtischen Ratsschichten als Instrumente seiner Herrschaft einzusetzen, ohne seine durch die Hussitenkriege begrenzten Ressourcen zu sehr zu belasten.
Die angewendete Methodik erlaubte es weiters, die starke Anlassbezogenheit der Ausstellung königlicher Urkunden herauszuarbeiten, wodurch selbst für mutmaßliche motu-proprio-Handlungen des Herrschers ein komplexes Zusammenspiel mit den Urkundenempfängern aufgezeigt werden konnte. Damit erhärtet sich auch für die Oberlausitz der schon andernorts festgestellte Befund, dass von einer zielgerichteten „Städtepolitik“ Sigismunds nicht die Rede sein kann.