Abstract (deu)
Adorno – so die These der vorliegenden Arbeit – war – gleich den meisten Philosophen – ein Eklektiker. Er hat sich bewusst beeinflussen und anregen lassen von anderen Denkern, Dichtern und Künstlern, wählte aus deren Werk so manches, das er in sein Werk und seine Schriften aufnahm, um daraus etwas Eigenes, Neues zu schaffen und zu gestalten.
Adornos Herangehensweise entwuchs seiner zwar systematischen, aber offenen Philosophie, die sich eben nicht als geschlossenes System begriff, sondern vielmehr als eine in Essays dargestellte dialektisch verwobene Konstellation von Begriffen, vergleichbar einem verlinkten Hypertext oder einer Enzyklopädie: die Begriffe beziehen sich aufeinander, bedingen einander und verweisen darüber hinaus oftmals noch auf ein Drittes, worin auch die methodische Vorgabe für vorliegende Arbeit zu sehen ist. Tritt etwas Neues hinzu oder eine Veränderung innerhalb der Konstellation ein, so verändert und verschiebt sich das Gesamtbild gleich dem Gewebe eines Teppichs oder dem Gefüge eines Mosaiks: die Gesamtheit der Elemente ist deutlich mehr und etwas anderes als die Summe der Teile. Viele dieser Elemente sind nun, in eklektischer Manier, entliehen aus dem Werk anderer. Dies zu zeigen und darzustellen, wurde in vorliegender Arbeit das Begriffspaar „Entscheidung – Verantwortung“ herangezogen. Das Moment der Entscheidung liegt zunächst in der Auswahl derer, über die Adorno schrieb, auf die er sich bezog und anhand derer er seine eigenen Gedanken entwickelte und seine Philosophie zur Darstellung brachte; im Weiteren in einem bestimmten Verhältnis gegenüber der Praxis, wie er sie verstand und die einen solchen Namen verdiente. Je eigene reflektierte Entscheidungen und die daraus entwachsenen Erfahrungen führen – so wäre mit Adorno zu hoffen – in Folge zu einem Denken, das sich der eigenen Verantwortung bewusst ist; einem Denken, das um die eigene Bedingtheit, Naturhaftigkeit und Eingeschränktheit weiß, das den Widersprüchen der Gesellschaft, in die es verflochten ist, sich stellt und dem es um eine echte Versöhnung geht. Einer Versöhnung, die das Glück des je Einzelnen insofern zum Ziel hat, als das wahre Glück des Einzelnen immer auf jenes einer geglückten, versöhnten Gesellschaft verweist, in der jegliche dialektische Spannung gehalten wird: das je Andere muss nicht dem eigenen Denken angeglichen und solcherart zurecht gebogen werden, vielmehr soll ihm Gerechtigkeit widerfahren. Das Tauschverhältnis, dem Adorno nachspürte, und das er als Grundstruktur rationalistischen Denkens erkannte, wird solcherart durchbrochen. Das Ich – nach Adorno – bildet sich nicht dort, wo es sich setzt, sondern erst dort, wo es den Anfordernissen des Denkens standhält und zurücktritt vom Beharren auf den eigenen Standpunkt, wo es sich verschenkt und wo es Gnade vor Recht ergehen lässt, das Gleich um Gleich durchbricht, ohne entsagen zu müssen.