Abstract (deu)
Der Verfasser intendiert mit dieser Studie, die Reichsmusikkammerpräsidentschaft Richard Straussens (15. November 1933 – 06. Juli 1935) unter drei divergenten Perspektiven zu interpretieren:
1. Charakterologie: Analyse der für den genannten Themenkreis substantiellen Prädispositionen von des Komponisten Mentalität;
2. Phänomenologie: hermeneutische Exegese der kulturpolitisch essentiellen Aspekte des Nationalsozialismus;
3. Kontextualisierung: Integration von des Komponisten Aktivitäten in den generellen Horizont des damaligen Zeitgeschehens.
Der Autor hofft mithilfe dieses methodologischen Vorgehens das im Zuge seiner Lektüre oftmals konstatierte wissenschaftstheoretische Defizit einer normativen Beurteilung des Tonsetzers aus dem Bewusstsein des 21. Jahrhunderts zu umgehen, welchem die sprachlich nicht fassbaren Grausamkeiten des „Holocaust“ ebenso gewärtig sind, wie die systematisch anmutenden Entwicklungslinien der europäischen Faschistisierung, die dem historisch kontemporären Intellektuellen selbstredend nur in Form der antizipativen Spekulation zugänglich waren. Besonders in Anbetracht der höchst divergenten Evolutionsperioden des Nationalsozialismus ist diese musikologisch oftmals praktizierte Forschungsstrategie in keinster Weise geeignet, dieser katastrophalsten Epoche der okzidentalen Geschichte gerecht zu werden, ergo eine exakte Differenzierung dieser partiell in vollkommener Separation stehenden Epochen des totalitär-rassistischen Regimes – speziell im Angesicht einer sich als wissenschaftlich titulierenden Verhaltensstudie – absolut unumgänglich.