Abstract (deu)
Alfredo Bauer flüchtete als Vierzehnjähriger nach Argentinien, Paul Engel als Erwachsener nach Kolumbien. Beide Mediziner, entdeckten in Südamerika ihre schriftstellerische Leidenschaft. In ihrer alten Heimat blieb ihr literarisches Schaffen lange Zeit unbeachtet. Alfredo Bauer ist in Österreich mittlerweile ein bekannter Exilschriftsteller, Paul Engel, bzw. Diego Viga, geriet jedoch fast völlig in Vergessenheit. Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Berührungspunkte und die Darstellung von Heimatverlust werden in dieser Arbeit untersucht. Nachdem die Exilbedingungen in Argentinien und Kolumbien geklärt worden sind, wird auf die Biographien der beiden Schriftsteller eingegangen. Paul Engel hatte sich mit seinen medizinischen Forschungen bereits einen Namen gemacht, als er nach Kolumbien emigrierte. Die Integration war schwierig, doch lernte er schnell Land und Leute kennen. Nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges in Kolumbien übersiedelte er nach Ecuador, wo er bis zu seinem Tod 1997 lebte. Alfredo Bauer flüchtete 1939 nach Argentinien. Die Eingewöhnung war für den Pubertierenden leidvoll, doch konnte er sich nach einiger Zeit gut integrieren und lebt bis heute dort. Ein Briefkontakt von Alfredo Bauer und Paul Engel umfasst u. a. eine Kritik der Werke. Die Bewunderung Bauers für Engel wird auch durch dessen Erwähnungen in seinen eigenen Werken deutlich. Sowohl Bauer als auch Engel haben eine Sonderstellung als Exilschriftsteller inne, da keiner von beiden literarisch tätig war, als er ins Exil ging. Dennoch ist die Zuordnung der Exilliteratur berechtigt, da ihre Exilromane die Geschichte von Flucht und Vertreibung erzählen. Beim Vergleich der autobiographischen Exilromane wird die unter-schiedliche Darstellungsweise der Vertreibung und Heimatfindung deutlich. Der auffälligste Unterschied ist, dass Diego Viga in „Die Parallelen schneiden sich“ und in „Das verlorene Jahr“ das Geschehen in subjektiver Darstellungsart schildert, wobei er unterschiedlichste Personen erleben lässt. Alfredo Bauer schildert in „Verjagte Jugend“ das Geschehen anhand eines auktorialen Erzählers. In „Eine Reise“ erinnert sich die autobiographische Figur, Robert Bender, an seine Vertreibung aus Österreich und die schwierige Eingewöhnung ins Exilland. In dieser Mischung aus Essay und Roman zeigen Roberts Erinnerungen – die mit denen des Autors übereinstimmen – die damaligen Erlebnisse. Beiden Schriftstellern ist es gelungen ein authentisches und ergreifendes Zeitdokument zu schaffen, wobei Vigas Werke qualitativ denen von Bauer in keinster Weise unterlegen sind. Die schriftstellerische Qualität kann also nicht ausschlaggebend für Engels Nicht-Rezeption in Österreich sein. Vielmehr ist es der zu seinen Lebzeiten allgemeinen spärlichen Rezeption von Exilschriftstellern in Österreich, sowie den mangelnden Kontakten zu Österreich, zuzuschreiben.